Krimikolumne
«Tatort» ohne Leiche

Im Stuttgarter Krimi gehts um DNA und ums Gesetz. Das missachten Tobler und Berg. Nach langen Diskussionen.
Publiziert: 26.09.2020 um 14:47 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2020 um 13:09 Uhr
Silvia Tschui

Im heutigen Stuttgarter «Tatort» gibt es keine Leiche. Eine Radiomoderatorin wurde nach einem Abend an einem Weinfest niedergeschlagen und vergewaltigt. Der DNA-Abgleich mit der Datenbank bleibt erfolglos. Einziger Hoffnungsschimmer: Kollegen aus dem französischen Elsass – in deren Datenbank liegt dieselbe DNA. Ebenfalls aufgrund einer Vergewaltigung vor einigen Jahren. Ausserdem gilt in Frankreich ein anderes Gesetz: Erweiterte DNA-Marker erlauben Rückschlüsse auf das Alter sowie auf die Haut- und Augenfarbe des Täters.

Stehen Kommissare über dem Gesetz?

Einziges Problem: Es ist in Deutschland illegal, diese Daten zu verwenden. Tut man es dennoch und die Sache fliegt auf, ist es in Zeiten von Pegida und AfD auch brandgefährlich, findet Kommissarin Franziska Tobler (Eva Löbau). Was, wenn der Täter dunkelhäutig ist? Riskiert man dann einen Lynchmob? Trotz all dieser Bedenken ermitteln Tobler und Kriminalkommissar Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) schliesslich bei drei möglichen Tätern weiter, deren DNA-Marker passen – und die sich weigern, ihre DNA abzugeben. Und im Übrigen weiss und blauäugig sind.

Ethik versus Spannung

Dieser «Tatort» versucht ethische Fragen zu stellen: etwa zu Datenschutz, oder zur Frage, ob Kommissare gegen das geltende Gesetz verstossen dürfen, wenn ihnen Informationen vorliegen, die sie eigentlich nicht benutzen dürften. Von der Realität ist die Folge eingeholt worden: Seit dem Jahreswechsel ist die erweiterte DNA-Analyse auch in Deutschland zulässig – in der Schweiz wird aktuell darüber debattiert. Und insgesamt geht die Ethik etwas auf Kosten der Spannung.

Autorin Silvia Tschui hat schon spannendere Folgen gesehen.
Foto: Simone Pengel
1/6

«Tatort»: «Rebland», 20.10 SRF1,
Wertung: Drei von fünf.


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