Krimikolumne «Tatort»
Wie Psychopathen entstehen

Der letzte «Tatort» vor der Sommerpause ist Pflicht für Eltern. Die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr ermitteln zwischen Mittelklasse-Eltern und verzogenen Teenagern.
Publiziert: 06.06.2020 um 15:31 Uhr
Silvia Tschui

Eltern kleiner Kinder, aufgepasst: Kurz vor der «Tatort»-Sommerpause, die ab diesem Sonntag beginnt, erhalten Sie in der aktuellen Münchner Folge gratis eine ziemlich spannende Gebrauchsanweisung, wie Sie Ihr Kind eben nicht erziehen sollten. Sich zum Beispiel konsequent schützend vor Ihr Kind zu stellen, wenn es sich, für alle ersichtlich, total, Verzeihung, scheisse benimmt.

Leider, das darf ich als Kampfzone-Spielplatz-erprobte Mutter eines mittlerweile Achtjährigen sagen, sieht man allenthalben das Gegenteil: «Nei, d Mia-Marie muess nöd teile. Ich teile ja mini Gucci-Sunnebrülle au nöd.» Oder: «Nei, de Liääm hät sicher nöd extra mit em Stei am andere Chind uf de Chopf ghaue, gäll, Liääm, wötsch es Glacé, Liäämlischätzeli?»

Später sollen es dann Lehrer richten, die dann aber selbstverständlich einfach pädagogisch schlecht sind, wenn Mia-Marie und das Liäämschätzeli in der Schule untragbar werden. Zugegeben: Ich bin noch nicht in der Phase «Mutter eines Teenagers» angelangt, kann deshalb für diese Zeit noch nicht aus Erfahrung sprechen. Trotzdem, schon mal präventiv an alle diese Eltern: Guetnacht am sächsi und viel Glück für die nächsten paar Jahre und, wie gesagt, schaut mal diesen «Tatort».

Autorin Silvia Tschui ist nach diesem «Tatort» froh, ist sie manchmal streng zu ihrem Sohn.
Foto: Simone Pengel
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Da sieht man, wohin eine solche Erziehung im Extremfall führt. Batic und Leitmayr suchen den Mörder eines 13-jährigen Jungen. Dessen Leiche wird nach dem Spieleabend bei seinem Kollegen tot an einem berüchtigten Parkplatz aufgefunden. Solide, spannend – und mit einem Appell an Eltern: Gebt euch Mühe, bessere Menschen zu sein!

«Tatort»: «Lass den Mond am Himmel stehn», 20.05 Uhr, SRF 1
Wertung: Vier von fünf


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