Sind diese Witze lustig?
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TV-Satire à la Elsener:Sind diese Witze lustig?

Übermotiviert, zu brav – aber trotzdem der Beste
TV-Satiriker Michael Elsener (33) spaltet die Schweiz

Zum dritten Mal versuchte sich TV-Satiriker Michael Elsener am Wochenende mit seiner Sendung «Late Update» am schwierigen Sonntagabendtermin auf SRF 1. Wie schon bei der Premiere und in der Woche darauf zündete die Rakete aber auch in Folge 3 nicht wirklich.
Publiziert: 05.02.2019 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2019 um 09:48 Uhr
Der Schweizer Journalist, Autor, Kabarettist und Hausmann Bänz Friedli ist grundsätzlich überzeugt von Elseners Talenten.
Foto: Keystone/Pascal Mora
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Peter Padrutt

Die Schwächen von Michael Elseners (33) «Late Update» auf SRF 1 waren auch am letzten Sonntag nicht zu übersehen. Die stets energiegeladene Publikumsbegrüssung wurde sogleich von einem nüchternen Monolog zum komplexen Thema Parteienfinanzierung erstickt; bis zum Schluss blieb Langfädigkeit die einzige Konstante.

Während sich die Einschaltquote leicht erholte – von 412'000 über 309'000 zu 350'000 – blieben die Kinderkrankheiten. In der «NZZ am Sonntag» sprach Peer Teuwsen (52) von «Fremdschämen»: «Bis jetzt ist das Schulfernsehen. Elsener sollte seine Stärken pflegen und nicht seine Schwächen ausbreiten.» Immerhin: Der Zuger Satiriker beschäftigt die Öffentlichkeit – noch schlimmer wäre, wenn gar niemand darauf reagieren würde.

Auch intern hält sich die Begeisterung in Grenzen

Selbst interne Stellen sind nicht euphorisch. SRF-Unterhaltungschef Stefano Semeria (52) meinte auf dem Branchenportal persoenlich.com, er sei «noch nicht vollends zufrieden» und griff das BLICK-Premierenzitat auf, es gebe «Luft nach oben».

Zahlreiche von BLICK befragte Comedians kritisieren den Polit-Satiriker, wollen sich aber aus Angst, nicht mehr von SRF verpflichtet zu werden, nicht zitieren lassen. Elsener fehle das Timing, er rase durch die Sendung auf Teufel komm raus und lasse die Pointen nicht setzen, immer in der Angst, eine vom Teleprompter abgelesene Passage zu verbocken.

Bänz Friedli sieht Hoffnung am Horizont

Nur Kabarettist Bänz Friedli (54) lässt sich zitieren: «Vielleicht ist Elsener noch etwas übermotiviert, will er doch immer gleich die ganze Welt erklären.» Anfangsnervosität sei aber normal, ergänzt er. «Wenn einer das kann – fernsehtaugliche Satire für ein breites Publikum machen – dann ist er es», so Friedli. Sein Fazit: «Warum dem jungen Elsener als Kontrapunkt nicht einen Franz Hohler oder Joachim Rittmeyer zur Seite setzen?»

Ein gutes Stichwort: Das eher hohe Publikumsalter hätte man gerade bei der Wahl der Gast-Comedians berücksichtigen können. Doch Renato Kaiser (33), Patti Basler (42) und Matto Kämpf (49) schielen auf die Jugend oder sprechen ein Publikum an, das grundsätzlich nicht auf SRF-Formate scharf ist.

«Maximaltätowiert und gebotoxt»

Ex-SRF-Unterhaltungschef Marco Stöcklin (66) würde die Zahl der Gäste grundsätzlich erhöhen: «Mehr Sidekicks würden Elsener als Anchorman entlasten.» Er schaute sich übrigens nur die Premiere an. «Diese glich bisweilen einer gezwungen-launigen Diplomfeier. Eine Kürzung würde der Sendung nicht schaden.»

TV-Profi Frank Baumann (61) meint leicht versöhnlich: «Man sollte ihm jetzt erst mal eine Chance geben. Er hat ja mit Viktor Giacobbo einen tollen Coach im Hintergrund.» Quoten liessen sich mit einer Polit-Satire-Sendung sowieso nicht bolzen. «Menschen, die lieber maximaltätowierten, gebotoxten und mit allerlei Silikon aufgebrüsteten Instagram-Tussis auf den Knackarsch gaffen, werden mit dem intellektuellen Satire-Zuger kaum glücklich werden.»

BLICK bleibt bei seinem Fazit: Es gibt noch Luft nach oben. Doch wird sie mit jeder Sendung dünner.

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