2025 wird nicht mehr vergast
Bio Suisse stoppt das Küken-Töten

Mit Jahresende 2025 ist es so weit: Für die Bio-Eier mit dem Knospe-Label sterben keine männlichen Küken mehr. Deutschland ist schneller und konsequenter. Dort ist die Küken-Vergasung ab 2022 generell verboten. Hierzulande eiern konventionelle Produzenten noch herum.
Publiziert: 17.11.2021 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2021 um 09:03 Uhr
Männliche Bibeli sollen nicht mehr nach ihrem Tod vergast werden. Das hat Bio Suisse beschlossen.
Foto: Getty Images
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Pascal Tischhauser

Fertig Bibeli-Vergasen. Bio Suisse, der Öko-Dachverband mit der Knospe, geht voran: Er hat am Mittwoch beschlossen, ab Ende 2025 keine männlichen Küken mehr zu töten. Die Delegierten können nicht mehr dahinter stehen, dass auch für Bio-Eier 700'000 männliche Bibeli nach dem Schlüpfen vergast werden – einfach, weil sie niemals Eier legen werden.

So werden in der Schweiz noch immer jedes Jahr 3,5 Millionen männliche Bibeli «entsorgt». Zwar dürfen sie heute nicht mehr lebend geschreddert werden, aber das Vergasen des jungen Federviehs ist gang und gäbe. Einzig das Demeter-Label verzichtet schon seit 2019 darauf, sich der neu geschlüpften Hahn-Küken zu entledigen.

Lieber Embryos töten

Noch tun sich die konventionellen Eierproduzenten schwer damit, ebenfalls aufs Bibeli-Töten zu verzichten. In der SRF-Sendung «Kassensturz» sagte Daniel Würgler, der Präsident von Gallo Suisse, dass sein Verband statt auf die Vergasung der Küken auf die Geschlechtsbestimmung der Embryos im Ei setzen will. Statt nach dem Schlüpfen sollen die männlichen Tiere kurz davor getötet werden. Bio Suisse hat sich gegen diese Methode ausgesprochen.

Im Dezember will Gallo Suisse Vorschläge dazu machen, wie und ab wann die In-Ei-Tötung erfolgen soll. Es könnte also noch dauern, bis auch die konventionellen Produzenten von der Vergasung absehen.

Küken-Vergasung verbieten

Längst hat sich die Politik eingeschaltet: Grünen-Nationalrätin Meret Schneider (29) verlangte im Sommer 2020 ein Vergas-Verbot für Küken. Der Bundesrat zeigt aber kein Herz für Bibeli, jedoch für die Fleischproduzenten: «Da die Aufzucht als Mastpoulets wirtschaftlich nicht rentabel ist, müssten die meisten Brütereien für Küken von Legehennenrassen in der Schweiz schliessen, wenn die männlichen Küken nicht mehr getötet werden dürften», glaubt die Regierung und lehnt Schneiders Vorstoss ab. Auch im Parlament dürfte das Anliegen keinen leichten Stand haben – obwohl der Bundesrat bei seiner Argumentation nicht berücksichtigt, dass es mit der Rentabilität dank neuer Rassen heute besser aussieht.

Während sich die Schweiz in Bibeli-Schrittchen vom Kükentöten verabschiedet, verbietet Deutschland das Massentöten: Per 1. Januar 2022 ist Schluss damit. Bislang mussten in unserem Nachbarland 45 Millionen Eintagsküken im Jahr dran glauben. Per 1. Januar 2024 wird in Deutschland zudem das Töten von Hühnerembryonen im Ei nach dem sechsten Bebrütungstag untersagt.

Denn ab dem siebten Bebrütungstag kann die Wissenschaft nicht mehr ausschliessen, dass ein Hühnerembryo Schmerzen empfindet.

Lösung für Bruder und Schwester

Auch hierzulande halten viele Konsumenten die Argumente von Gallo Suisse für überholt. Denn nun finden sich in den Grossverteilern Zweinutzungshuhn-Eier. Bei den Zweinutzungshühnern handelt es sich um spezielle Rassen wie «Cream», bei denen die Hennen nicht wie eine Hochleistungs-Legehenne ein Jahr lang 340 Eier legt und dann entsorgt werden muss. Eine «Cream»-Henne kommt nur etwa auf 240 Stück im Jahr, ist dann aber nicht gleich ausgelaugt. Und ihre Hähne setzen rascher Fleisch an, wodurch sich unter dem Strich eine Nutzung von Henne und Hahn lohnen kann. Fürs Tierwohl lohnt sich das allemal.

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