Ab heute gibts eine Schweizer Alarm-App
Bund alarmiert jetzt auch per Push

Endlich können der Bund und die Kantone die Bevölkerung in Notfällen auch digital alarmieren und informieren. Ab sofort können die Kantone Pushmeldungen über die App Alertswiss verschicken.
Publiziert: 18.10.2018 um 14:22 Uhr
|
Aktualisiert: 19.10.2018 um 09:16 Uhr
So werden Sie bei Katastrophen alarmiert
1:32
Alertswiss-App:So werden Sie bei Katastrophen alarmiert
Andrea Willimann

Eine terroristische Attacke oder ein Brand in einer Chemiefabrik: Wirds wirklich gefährlich, muss die Bevölkerung möglichst schnell informiert werden. Deshalb wollen der Bund und die Kantone ihre bisherigen Alarmsysteme – 7200 Sirenen und verbreitungspflichtige Radiostationen – mit einem neuen System ergänzen.

Dieses System heisst Alertswiss (dt. Schweizer Warnung) und umfasst App, Twitter sowie Website. Damit kann die Bevölkerung nicht nur alarmiert werden. «Notfalls können wir auch genaue Handlungsanweisungen geben, was mit einer Sirene nicht möglich ist», sagt Benno Bühlmann (56), Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (Babs).

Smart-Generation soll besser erreicht werden

«Wir leben in einem sicheren Land», beruhigte Verteidigungsminister Guy Parmelin (58) am Morgen vor den Medien in Bern. Aber im Notfall brauche es eine direkte Linie zwischen Behörden und Bevölkerung. Im Zeitalter, in dem fast jeder ein Smartphone auf sich trage, sollten deshalb die neuen Informationskanäle genutzt werden. 

Damit ist auch klar, dass die Alertswiss-App nur der Anfang ist. Künftig will man die Push-Benachrichtigungen auch über Apps von öffentlichen Dienstleistern (bis jetzt konkret Meteoschweiz ab 2020) sowie private Online- und Medienportale verbreiten beziehungsweise über Bildschirme im öffentlichen Raum laufen lassen.

«Bei jeder Katastrophe und Notlage soll jede Person rasch, sicher und zielgenau informiert werden», umriss Babs-Direktor Bühlmann das langfristige Ziel. Geschlossen wird so auch die Sicherheitslücke, dass hörbehinderte Menschen bislang über Sirenen und Radio nicht erreicht werden konnten. 

Am Drücker sind die Kantonspolizeien

Zu 98 Prozent werden wohl die Einsatzzentralen der Kantonspolizeien die Alarm-Nachrichten versenden. Bei überregionalen Ereignissen oder gar militärischen Konflikten haben jedoch die nationale Alarmzentrale und die Armee Zugriff auf das System. Sie könnten steuern, wenn etwa bei einem Erdbeben die kantonale Ebene handlungsunfähig wäre.

Die kostenlose Alertswiss-App kann jeder Nutzer auf seine Bedürfnisse einstellen. Er kann wählen, ob er nur Push-Meldungen für die höchste Alarmstufe mit verbindlichen Verhaltensanweisungen erhalten möchte – oder auch Warnungen (Stufe 2) mit Verhaltensempfehlungen oder gar alle Informationen. Ebenso lässt sich einstellen, ob man nur über Gefahren am Aufenthaltsort der einzelnen Kantone oder überall auf Schweizer und Liechtensteiner Boden gewarnt werden möchte. 

Neue Sicherheitslücke mit Notfallradio

Das System von Alertswiss, dessen Aufbau 1,1 Millionen Franken kostet und das jährliche Betriebskosten von 215'000 Franken verursachen soll, lässt sich erweitern. Das ist die Aufgabe des Bundes: Er sorgt für den technischen Betrieb und die Weiterentwicklung der App.

Er kümmert sich auch um die nicht digitalen Systeme, wie etwa die stromlose Information via Notfallradio, das mit Abstand sicherste und zuverlässigste System im Katastrophenfall. Weil dieses aber per UKW verbreitet wird, entsteht hier mit der Umstellung auf DAB+ ab 2027 eine neue Sicherheitslücke, wie Babs-Direktor Bühlmann durchblicken liess. 

Die neue Alarmierungs-App kommt diesen Herbst

Die neue Alarmierungs-App «Alertswiss», welche die traditionellen Systeme – Sirenen und Radio – ergänzen soll, ist schon lange angekündigt. Doch noch diesen Herbst soll es endlich so weit sein. 

Die neue App gibt den Kantonen die Möglichkeit, bei Katastrophen lokal oder regional zu alarmieren. «Zudem erreichen wir damit auch den Teil der Leute, der gar nicht mehr weiss, wie er bei einem Alarm reagieren muss», sagt Babs-Direktor Benno Bühlmann.

Der Urner erklärt es an einem Beispiel aus seinem Heimatkanton: «Die Göschener wissen, dass ihr Kirchenturm innerhalb von fünf Minuten 30 Meter unter Wasser sein kann, wenn der Staudamm bricht. Aber welcher Zürcher reagiert auf Anhieb richtig, wenn die Sirene heult, weil der Sihlsee-Staudamm gebrochen und Zürich nach zwei Stunden überflutet ist?

Telefonbücher, wo die Bevölkerung das nachschauen könnte, gibt es nicht mehr. «Aber mit einer App kann heute der grosse Teil der Bevölkerung etwas anfangen», ist Bühlmann überzeugt. Andrea Willimann

Die neue Alarmierungs-App «Alertswiss», welche die traditionellen Systeme – Sirenen und Radio – ergänzen soll, ist schon lange angekündigt. Doch noch diesen Herbst soll es endlich so weit sein. 

Die neue App gibt den Kantonen die Möglichkeit, bei Katastrophen lokal oder regional zu alarmieren. «Zudem erreichen wir damit auch den Teil der Leute, der gar nicht mehr weiss, wie er bei einem Alarm reagieren muss», sagt Babs-Direktor Benno Bühlmann.

Der Urner erklärt es an einem Beispiel aus seinem Heimatkanton: «Die Göschener wissen, dass ihr Kirchenturm innerhalb von fünf Minuten 30 Meter unter Wasser sein kann, wenn der Staudamm bricht. Aber welcher Zürcher reagiert auf Anhieb richtig, wenn die Sirene heult, weil der Sihlsee-Staudamm gebrochen und Zürich nach zwei Stunden überflutet ist?

Telefonbücher, wo die Bevölkerung das nachschauen könnte, gibt es nicht mehr. «Aber mit einer App kann heute der grosse Teil der Bevölkerung etwas anfangen», ist Bühlmann überzeugt. Andrea Willimann

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?