Jetzt sind sie aufgewacht
Über 5000 Künstler kämpfen gegen No Billag

No Billag, No Culture: Mit diesem Slogan rufen über 5000 Künstlerinnen und Künstler aus Musik, Theater, Film und Literatur zu einem Nein zu No-Billag auf. Auf der Liste stehen Prominente wie Emil, Martin Suter, Melanie Oesch, Stefan Eicher oder Anatole Taubmann.
Publiziert: 07.01.2018 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:15 Uhr
Türkische Darsteller während der Dreharbeiten zum oscarpreisgekrönten Film «Reise der Hoffnung» von Xavier Koller auf dem Splüegenpass im November 1989. Der Film wurde unter anderem mit Unterstützung der SRG produziert.
Foto: KEYSTONE/BALZARINI

Auf der Internetseite no-culture.ch haben die Kulturschaffenden ihren Aufruf und persönliche Erklärungen aufgeschaltet. «Die Initiative kommt mir vor wie ein Arzt, der seinen Patienten totschlagen will, um seinen Husten zu heilen», schreibt Schriftsteller Charles Lewinsky.

Der frühere Moderator von Volksmusiksendungen, Sepp Trütsch, fürchtet: «Ohne die SRG verlieren Volksmusik, Jodel und Volkstheater eine wichtige Plattform.»

Und auch Musiker Toni Vescoli kann No-Billag nichts gutes abgewinnen: Bei einem Ja zur Initiative würden künftig «gekaufte Medien» steuern, «was am Radio gespielt wird».

Michael Egger, Philippe Gertsch, Demian Jakob und Marcel Kägi, besser bekannt unter dem Band-Namen «Jeans for Jesus» bringen ihre Meinung so auf den Punkt: «Lieber RABE, 3Fach und co. als Blocher TV.»

«Kulturelle Tradition der Schweiz in Frage gestellt»

Im ihrem Aufruf schreiben die Kulturschaffen, die No-Billag-Initiative wolle die SRG zerschlagen. Auch 13 regionale Fernsehstationen und 21 Lokalradios wären bei einem Ja am 4. März «in ihrer Existenz bedroht».

«Das stellt nicht nur die freie Meinungsbildung in Frage, sondern auch die kulturelle Tradition der Schweiz: von Volksmusik bis Techno, vom ‹Bestatter› bis zum Spielfilm, vom Krimi bis zum Humorfestival.»

Rein werbefinanzierte Sender hätten einen «massiv kleineren Anteil» an Schweizer Musik als die SRG und andere gebührenfinanzierte Privatradios. «Sparten wie Klassik, Volksmusik, Jazz oder Rock würden nicht mehr stattfinden.» Die SRG sei zudem eine «existenziell wichtige Partnerin» für die Film- und Dokumentarfilm-Produktion.

«Ohne SRG kein Oscar für die Schweiz»

«Ohne SRG kein ‹Das gefrorene Herz›, kein ‹Der schwarze Tanner›, keine ‹Reise der Hoffnung› - und keinen Oscar für die Schweiz - und kein ‹Schellen Ursli›,» schreibt Regisseur und Oscar-Preisträger Xavier Koller dazu.

Zwar sei die SRG «nicht perfekt» und über den Service Public müsse diskutiert werden, schreiben die Künstlerinnen und Künstler im Aufruf. Doch das «gefährliche Medien-Monopoly» von No-Billag lehnen sie ab. «Das Gefährliche an der No-Billag Initiative ist, dass sie so harmlos daher kommt», schreiben die Clowns Ursus und Nadeschkin.

Den Aufruf unterzeichnet haben Kulturschaffende aller Genres und aus über 50 Verbänden: Musikerinnen, Schauspieler, Autorinnen, Literarische Übersetzer, Filmschaffende, Kabarettisten, Sprecherinnen, Tänzer - sowohl Laien als auch Profis, wie es in einer Mitteilung der Kampagnenleitung vom Sonntag heisst. (SDA)

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