Für einmal Seite an Seite mit der SRG
Regio-TVs warnen vor ihrem eigenen Sendeschluss

Nicht die die SRG stünde vor dem Aus, wenn die Stimmbevölkerung am 4. März die No-Billag-Initiative annimmt. Für viele private Radio- und Fernsehsender würde ein Ja ganz sicher Sendeschluss bedeuten. Sagen deren Macher.
Publiziert: 12.01.2018 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:45 Uhr
Sermîn Faki

Eigentlich haben sie ihr Heu auf einer anderen Bühne als die SRG. Doch im No-Billag-Abstimmungskampf stellen sich auch die privaten TV- und Radiosender der Schweiz auf die Seite ihrer übermächtigen Konkurrentin.

Zur Erinnerung: Von der Billag-Gebühr profitiert nicht nur die SRG, sondern auch 34 Radio- und TV-Sender im ganzen Land.

An einer Medienkonferenz in Bern legten sie am Freitag ihre Gründe dafür auf den Tisch. «Für uns wäre ganz sicher Sendeschluss», sagte Philippe Zahno, Vertreter der Radios Régionales Romandes. Allein in den Städten Lausanne und Genf könnten sich welsche Regionalradios auch ohne Gebühren halten. Alle anderen Sender müssten dicht machen. 

Pay-TV und Werbung sind keine Optionen

Pay-TV funktionieren für Regionalsender nicht, so Zahno, wie er am Beispiel des Walliser Senders Canal 9 verdeutlichte: Dieser würde bis 2014 von allen Haushalten über die Stromrechnung alimentiert. Jährlich seien so 1,8 bis 2,5 Millionen Franken zusammengekommen.

2015 musste Canal 9 jedoch auf Abos umstellen, weil Kabelsender geklagt hatten. Folge: Nur fünf Prozent aller Haushalte leisten sich ein Abo, der Sender nimmt nur noch 300'000 Franken ein, musste fünf Leute entlassen und kann heute nur noch eine statt zwei Stunden senden.

Allein durch Werbung liessen sich die Regionalsender auch nicht finanzieren, wie Martin Mürner vom Berner Oberländer Radio BeO sagte: «Für uns würde das heissen, dass wir 500 zusätzliche Firmen finden müssten, die Inserate schalten.» Doch das ei in einem markt wie dem Berner Oberland nicht möglich.

Nur ein Markt sei gross genüg dafür: jener von Zürich. «No Billag müsste eigentlich Pro Zürich heissen», so der Welsche Radiovertreter Zahno.

Die Verbände der Regionalfernsehen und Lokalradios plädieren für ein Nein zur «No-Billag-Initiative». Diese betrifft nicht nur den nationalen, sondern auch den regionalen Service public.
Foto: KEYSTONE/CHRISTIAN MERZ

Regionale Informationen vor dem Aus

Die Berichterstattung aus und für die Regionen stünde mit einem Ja am 4. März vor dem Aus. «Ohne Gebühren müssten wir die Hälfte der 15-köpfigen Redaktion entlassen», so André Moesch, Geschäftsleiter des Ostschweizer Regionalfernsehens TVO. «Und mit der Hälfte des Personals wäre es unmöglich, auf Sendung zu bleiben.»

Für die privaten Radio- und TV-Sender im Land ist daher klar: No Billag wäre schlecht für die Medienvielfalt im Land. «Die Initiative ist radikal, zerstörerisch und unschweizerisch», so Moesch. 

Bis zum 4. März also kämpfen der Medienriese SRG und die Kleinen Privaten gemeinsam. Streiten werden sie später wieder: Beispielsweise darüber, ob Sender wie Radio SwissPop und Virus wirklich Service public seien. Oder ob das die Privaten nicht ebenso gut können. (SDA/sf)

Leuthard tritt erstmals gegen No-Billag-Aushängeschild an

Showdown am 17. Januar im Hotel Schweizerhof in Luzern. Bei der Veranstaltungsreihe BLICK on tour kommt es endlich zum grossen Duell der beiden Hauptkontrahenten in der No-Billag-Schlacht. Bundesrätin Doris Leuthard wird sich ein Rededuell mit No-Billag-Initiant Olivier Kessler liefern. An Leuthards Seite kämpft SRG-Generaldirektor Gilles Marchand für ein Nein. Kessler kann auf die Schützenhilfe von SVP-Nationalrat Lukas Reimann zählen.

Um 18.30 Uhr beginnt die Debatte. Der Eintritt ist frei.

Wissen, in welche Richtung man geht: Doris Leuthard wünscht sich eine grundlegende Europa-Abstimmung.
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KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI

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