Atomkraft-Comeback
Europa setzt auf strahlende Zukunft

Der Bundesrat will das Bauverbot für Atomkraftwerke kippen. Auch andere europäische Länder erleben eine Renaissance der nuklearen Energie. Wer baut, wer plant – und warum?
Publiziert: 29.08.2024 um 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2024 um 16:53 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Schweiz plant Aufhebung des AKW-Bauverbots
  • Auch andere europäische Länder setzen vermehrt auf AKW
  • Frankreich baut bei Atomkraft stark aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Vor sieben Jahren entschied das Schweizer Stimmvolk an der Urne: Es sollten keine neuen Atomkraftwerke mehr im Land errichtet werden. Doch nun plant die Regierung, dieses Bauverbot wieder aufzuheben, wie Energieminister Albert Rösti (57) am Mittwoch mitgeteilt hat.

Damit ist die Schweiz nicht alleine. Andere Länder in Europa wünschen sich ebenfalls eine strahlende Zukunft in der Energieversorgung. Allen voran Frankreich, das gegen 65 Prozent seines Stroms aus Kernkraft bezieht.

Zurzeit entsteht in Flamanville, an der Küste der Normandie, ein neuer Reaktor. Eigentlich sollte er längst am Netz sein, doch immer wieder gab es Verzögerungen. Technikpannen, Sicherheitsfragen, Kostenexplosionen – Flamanville ist ein Drama in mehreren Akten. Jüngst hiess es, das AKW solle im Laufe des Sommers definitiv ans Netz.

Kernkraft soll ein dauerhafter Bestandteil des Energiemixes in Europa bleiben. In Mochovce in der Slowakei wird ein neues Kernkraftwerk gebaut.
Foto: AFP
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Frankreich setzt voll auf Atomstrom

Die Grande Nation lässt sich dadurch allerdings nicht beirren: Atomkraft ist und bleibt das Rückgrat der französischen Energiepolitik. Sechs weitere Reaktoren sollen gebaut werden. Optionen für acht zusätzliche Meiler, die alte Kraftwerke ersetzen sollen, liegen auf dem Tisch. Zugleich wurden die rechtlichen Grundlagen dafür geschaffen, die Betriebsdauer bestehender Atomkraftwerke auf 60 Jahre zu verlängern.

Auch in Grossbritannien wird nach vielen Jahrzehnten wieder kräftig gebaut: Hinkley Point C in Südengland, eines der grössten und teuersten Bauprojekte Europas, nimmt Gestalt an – zwar auch hier mit Mehrkosten und Verzögerungen. Es entstehen zwei neue Reaktoren, die das Land vor drohenden Blackouts bewahren sollen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Slowakei, wo ebenfalls neue Kapazitäten geschaffen werden. Der Reaktor Mochovce 4 soll bereits im nächsten Jahr ans Netz gehen. Bratislava plant zudem, den bisher aus Russland bezogenen Brennstoff mittelfristig durch eigenes Uran aus den Vorkommen bei Kurišková zu ersetzen.

Polen: Kohle adé, Atomkraft olé

Die Slowakei deckt aktuell mehr als die Hälfte ihres Strombedarfs mit Kernenergie. Die Regierung strebt an, diesen Anteil von über 50 Prozent beizubehalten, gleichzeitig sollen erneuerbare Energien die Kohlekraftwerke ersetzen.

Mehrere europäische Länder haben ihre ursprünglichen Ausstiegspläne verschoben – oder gleich ganz aufgegeben, darunter die Niederlande, Belgien, Spanien sowie mehrere osteuropäische Länder. Dazu zählt Polen, das zum ersten Mal auf Atomenergie setzen will, um eine preiswerte Alternative zur Kohle zu schaffen. Der Baubeginn ist für 2026 geplant.

Auch Bulgarien, Finnland, Rumänien und Schweden planen den Bau neuer Reaktoren. Deutschland hingegen hat im April 2023 seine letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet.

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