Auch Basler Bischof Gmür würde «C» in CVP streichen
«Kirche und Partei gehören nicht zusammen!»

Die CVP-Spitze will das «Christlich» aus dem Parteinamen streichen. Gottes Segen haben sie: Kirche und Partei gehören nicht zusammen, findet Bischof Felix Gmür.
Publiziert: 16.01.2020 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2020 um 20:55 Uhr
Die CVP-Spitze um Präsident Gerhard Pfister sieht Reformbedarf für die Partei. Einmal mehr wird das «Christlich» im Parteinamen infrage gestellt.
Foto: Keystone
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Daniel Ballmer

CVP-Präsident Gerhard Pfister (57) kann aufatmen. Zwar wird die von ihm angestossene Wertediskussion in den katholischen Stammlanden teilweise regelrecht verteufelt. Bei manchem kommt ganz schlecht an, dass Pfister das «Christlich» im Parteinamen einmal mehr infrage stellt. Doch nun erhält der (C)VP-Präsident Beistand von höchster Stelle.

Denn jetzt schaltet sich sogar die katholische Kirche in die Namensdiskussion ein: «Markentechnisch machen die Überlegungen der CVP Sinn: Kirche und Partei gehören nicht zusammen!», sagt der Basler Bischof Felix Gmür (53) auf Anfrage von BLICK.

Gmürs Worte haben Gewicht: Er ist als Präsident der Schweizerischen Bischofskonferenz der landesweit oberste Hirte (und übrigens Schwager der Luzerner CVP-Ständerätin Andrea Gmür (55)). «Die CVP ist nicht der verlängerte Arm der Kirche, und umgekehrt», betont Bischof Gmür. Christliche Politik sei bei allen Parteien möglich.

Widerspruch zu ehemaligem Schweizergarde-Kommandanten

Damit widerspricht der Basler Bischof dem Luzerner alt Nationalrat Pius Segmüller (67). «Wenn das C gestrichen wird, trete ich aus der CVP aus», liess dieser sich von der «Luzerner Zeitung» zitieren. Richtiger fände es der ehemalige Kommandant der Schweizergarde in Rom allerdings, wenn jene gehen würden, die das C stört: «Wer ein Problem mit dem Christentum hat, der soll aus der CVP austreten. Das C ist das Fundament unserer Partei.»

Auslöser für die neue Wertediskussion in der CVP waren die Wahlen vom Oktober, bei denen die Christdemokraten gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen sind. Für die Parteispitze ist seitdem klar: Es besteht Handlungsbedarf. Im Wahlkampf habe sich gezeigt, dass viele zwar die CVP-Politik unterstützen würden, sich aber davor scheuten, eine katholische Partei zu wählen. «Die CVP muss sich reformieren», ist Pfister daher überzeugt.

Pfister ist von Mehrheit innerhalb der Partei überzeugt

Und das, obwohl er sich vor seiner Wahl zum Parteipräsidenten vor vier Jahren noch klar zur CVP als (katholische) «Milieu-Partei» bekannt hatte. Eine Aufgabe des etablierten Brands CVP bezeichnete der konservative Zuger damals als grossen Fehler.

Das hat sich geändert. Pfister ist überzeugt, dass er in der Partei eine Mehrheit hinter sich hat. Nicht nur die Jungpartei möchte die Religion künftig mehr in den Hintergrund rücken. Auch Bundesrätin Viola Amherd (57) hatte erklärt, dass ihr das C im Namen ihrer Partei nicht allzu viel bedeute. Wichtiger seien die Werte, die dahinterstecken. Diese würden eine Namensänderung allerdings überdauern.

Mit dem Segen des obersten Bischofs erhält Reformator Pfister im C-Streit nun nochmals zusätzlich Rückhalt.

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