Auch Jodler Albert Vitali kämpft gegen die No-Billag-Initiative
«Die Volkskultur braucht die SRG»

Am 4. März kommt die No-Billag-Initiative vors Volk. Jetzt mischt sich auch die Interessengemeinschaft Volkskultur mit ihren 33 Mitgliederverbänden und über 400'000 Aktiven in den Abstimmungskampf ein. IG-Präsident und FDP-Nationalrat Albert Vitali (62, LU) erklärt im BLICK-Interview die Nein-Parole.
Publiziert: 22.01.2018 um 22:30 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:29 Uhr
IG-Volkskultur-Präsident und FDP-Nationalrat Albert Vitali befürchtet, dass die Volkskultur bei einem Ja zur No-Billag-Initiative zur Verliererin wird.
Foto: Bruno Eberli
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Ruedi Studer

BLICK: Herr Vitali, Sie sind aktiver Jodler im Jodlerchörli Heimelig Oberkirch. Haben Sie den Anti-No-Billag-Juchzer schon eingeübt?
Albert Vitali: Noch nicht. Aber bei einem Nein am 4. März würden wir schon einen passenden Freudenjuchzer finden.

Die IG Volkskultur kämpft gegen die Initiative. Und damit ausgerechnet für die von Konservativen gerne als «links» beschimpfte SRG. Das ist doch ein Widerspruch!
Natürlich gibt es Beispiele, bei welchen die SRG nicht immer ganz objektiv berichtet. Was unsere Mitglieder betrifft, habe ich aber nur positive Erfahrungen mit der SRG gemacht. In den letzten Jahren hat dort in Sachen Volkskultur und Brauchtum ein Umdenken stattgefunden. Eidgenössische Schwingfeste oder das im letzten Jahr stattgefundene Unspunnenfest, Blasmusikfeste, Jodlerfeste, Chortreffen oder die Fasnacht werden breit thematisiert und begleitet. Diese Plattformen sind wichtig für eine lebendige Volkskultur.

Kommt die No-Billag-Initiative durch, springen private Sender noch so gerne in die Bresche.
Das kann keiner garantieren! Mit der Initiative verlieren auch viele private Radio- und TV-Stationen Gebührengelder und stehen vor dem Aus. Damit wird auch die Volkskultur zur Verliererin.

Sie übertreiben. Private Sender wie Tele Züri oder 3+ kommen jetzt schon ohne Gebühren aus und würden die Lücke füllen.
Die Frage ist doch: Lassen sich solche Anlässe rein über Werbung finanzieren? Das bezweifle ich. Dass die Volkskultur wie heute eine so grosse Plattform erhält, wird an den Kosten scheitern. Die heutige SRG hingegen ist eine verlässliche und faire Partnerin.

Im Internet-Zeitalter können Sie doch auf die SRG pfeifen! Volksmusik lässt sich heute auch ohne Gebühren verbreiten.
Nehmen wir nur das Eidgenössische Schwingfest: Es steht für Heimat und führt die Jungen zu unseren Wurzeln. Damit unser Brauchtum lebendig bleibt, muss es spürbar sein. Dafür braucht es eine gewisse Breitenwirkung – und dafür braucht es die SRG.

Die grösste Unterstützung für die Initiative kommt aus der SVP. Ein Kampf zwischen SVP und Volkskultur – ein absurdes Bild, nicht?
Ja, absolut. Die SVP gibt sich nach aussen sehr volksverbunden. Und nun stellt sie mit ihrer radikalen Haltung infrage, dass sich die Volkskultur präsentieren kann. Umso mehr freut es mich, dass auch viele SVP-Exponenten die Initiative aktiv bekämpfen.

Nicht nur aus der SVP bekommt die Initiative viel Support. Ausgerechnet aus Ihrer FDP kommen ebenso wichtige No-Billag-Protagonisten wie etwa Gewerbe-Direktor Hans-Ulrich Bigler.
Die Logik des Gewerbeverbands geht doch nicht auf: Da fordert man immer wieder:«Nur so viel Staat wie nötig.» Und dann ruft man im Plan B den Staat zu Hilfe. No Billag ist zu radikal. Das richtige Mittel ist ein neues Mediengesetz.

Was muss sich ändern?
Wir müssen den medialen Service public neu definieren und den SRG-Leistungsauftrag überdenken. Dabei wird auch die Geldverteilung ein wichtiges Thema. Die SRG erhält heute aus Sicht von vielen zu viel Geld. Die privaten Sender hingegen erhalten nur sechs Prozent aus dem Gebührentopf. Dieser Anteil müsste auf mindestens zehn Prozent ansteigen.

Alle Abstimmungen auf einen Blick

Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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