Die Schweiz ist eine Insel der Freiheiten
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Auch ohne weitere Lockerungen
Die Schweiz ist eine Insel der Freiheiten

Der Bundesrat verzichtet auf grosse Lockerungen. Er begnügt sich damit, dass man neu zu Hause in einer Gruppe von bis zu zehn Leuten zusammenkommen darf und nicht nur zu fünft. Doch auch ohne weitere Öffnungen dürfen Schweizerinnen und Schweizer schon mehr als andere.
Publiziert: 20.03.2021 um 02:05 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2021 um 12:00 Uhr
Wir Schweizer konnten diesen Winter auf die Skipisten und in den Schnee, ...
Foto: Keystone
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Sermîn Faki

Mindestens einen Monat müssen wir noch ausharren im Homeoffice ohne ins Fitness und in die Beiz gehen zu können. Dass bei vielen Frust und Enttäuschung herrschen, ist verständlich. Dabei geht vergessen, wie viele Freiheiten wir im Vergleich geniessen.

Rund um die Schweiz herrschen schärfere Corona-Regimes, wie der Oxford Stringency Index zeigt. Dieses von der Universität Oxford entwickelte Instrument vergleicht die Corona-Massnahmen verschiedener Länder anhand von 18 Lockdown-Indikatoren wie Schulschliessungen, Reisebeschränkungen und Homeoffice-Pflicht.

Eine der wenigen Inseln in Europa

Der Index zeigt: Nur wenige Länder wie Luxemburg, Finnland, Serbien und Kroatien sind noch lockerer als wir (siehe Karte). Auf einer Skala von 0 bis 100 liegt die Schweiz bei 60,2. Sie ist damit eine Freiheitsinsel in Europa.

In Frankreich sind Bars, Cafés und Sehenswürdigkeiten geschlossen. Ab 19 Uhr herrscht Ausgangssperre. Für 16 Départements hat die Regierung Macron zudem einen verschärften Lockdown beschlossen: Die meisten Läden schliessen, Einwohner dürfen sich nur zehn Kilometer von ihrer Wohnung entfernen. Kein Wunder, die Fallzahlen steigen stark an – pro 100'000 Einwohner haben sich in den letzten zwei Wochen in Frankreich 469 Menschen mit Corona angesteckt. Bei uns liegt die 14-Tage-Inzidenz bei 207.

Keine Familienbesuche in Italien

Auch die italienische Regierung schickt drei Viertel des Landes zurück in den Lockdown. Schulen, Restaurants, Coiffeursalons und die meisten Geschäfte sind wieder zu. Über Ostern wird praktisch das ganze Land auf Alarmstufe Rot gesetzt, denn die Inzidenz beträgt 499. Besonders bitter für das Familien-Land: Privatbesuche bei Verwandten sind verboten.

Deutschland steht mit 155 Neuinfektionen auf 100'000 Einwohner in den letzten zwei Wochen noch recht gut da – auch besser als die Schweiz. Die Massnahmen sind aber strenger: Die Schulen sind zu, die Läden und Restaurants auch.

«Verweilverbot» in Deutschland

Und für das öffentliche Leben gelten harte Beschränkungen. So ist Joggen in einigen Orten nur mit Maske erlaubt – und Düsseldorf machte kürzlich von sich reden, weil es in seiner Altstadt und an der Rhein-Promenade ein «Verweilverbot» aussprach. Die Düsseldorfer durften noch spazieren, aber weder stehenbleiben noch auf einer Bank eine Pause einlegen.

Gelockert wird das deutsche Regime vorerst nicht. Wie auch? Das Robert-Koch-Institut meldete am Freitag 17'500 neue Fälle, 4600 mehr als vor einer Woche.

Selbst Portugal ist strenger

Auch Österreichs Corona-Regime ist strenger als unseres: Hotels sind geschlossen, und Coiffeurbesuche nur mit negativem Test möglich. Von 20 bis 6 Uhr gilt eine Ausgangssperre. Dennoch liegt die 14-Tage-Inzidenz bei 388. Daher droht eine Verschärfung: Am Montag trifft sich die Regierung Kurz zum Corona-Gipfel.

Schaut man auf die Inzidenzraten, ist Portugal Leader auf dem Kontinent: Auf 100'000 Einwohner haben sich in den letzten zwei Wochen 93 Menschen infiziert. Dennoch ist das Corona-Regime viel strenger als unseres: So gelten noch immer Ausgangssperren, die meisten Geschäfte sind geschlossen und Restaurants sollen nicht vor Mai öffnen.

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