Auch wenn der Bundesrat nicht fliegt, muss der Jet in die Luft
Leerflüge für 1 Million

Der Bundesrat hat eine eigene Falcon. Die acht Piloten des Jets müssen total 600 Flugstunden pro Jahr fliegen, um nicht aus der Übung zu kommen. Weil der Bundesrat nicht so oft fliegt, gibt es viele Leerflüge. Das ärgert VCS-Chefin Evi Allemann.
Publiziert: 03.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:26 Uhr
Der Bundesratsjet Falcon 900 ist bei den Magistraten beliebt. Trotzdem muss er immer wieder ohne Passagiere abheben.
Foto: Keystone
Von Christof Vuille und Christoph Lenz

Jahrzehntelang plagte sich unsere Regierung mit ­einer alten Falcon 50 he­rum. Die Reichweite war gering und die «Schwarte», wie sie in der Verwaltung genannt wurde, war störungsanfällig. 2012 leistete sich der Bundesrat deshalb ein neues Flugzeug. Er kaufte dem monegassischen Fürsten Albert seine Falcon 900 ab – ein Schnäppchen für rund 35 Millionen Franken.

Die Reisen damit sind dennoch teuer, wie BLICK enthüllte. Für 500'000 Franken jettete Aussenminister Didier Burkhalter um die Welt. Sein Departement erklärt, die Vollkosten seien nicht entscheidend. Denn wäre der FDP-Bundesrat per Linienflug gereist, hätte die Falcon ohne Passagier abheben müssen. Die acht Piloten der Bundesratsjets müssen 150 Flugstunden pro Jahr in der Luft sein. Das ergibt bei je zwei Piloten im Cockpit total 600 Flugstunden für den Jet. Aber so oft fliegt nicht einmal unser Bundesrat.

Deshalb war der Jet 2014 rund 108 Stunden ohne Passagiere unterwegs. Das sind etwa 18 Prozent der gesamten Flugzeit. Eine Flugstunde schlägt mit 8'600 Franken zu Buche – das ergibt Kosten für Leerflüge von 928'000 Franken! Die kleinere Cessna weist eine ähnlich hohe Leerflugquote auf.

Weil Burkhalter letztes Jahr Bundespräsident und OSZE-Chef war, reiste er häufiger als üblich. In den Jahren zuvor war die Leerflugquote viel höher – 2012 bei 28 Prozent! Das sorgt für Ärger. SP-Nationalrätin und VCS-Chefin Evi Allemann hat zwar Verständnis, dass die Piloten üben müssen, sagt aber: «Leerflüge sind ein ökologischer und finanzpolitischer Unsinn.» Sie fordert von der Luftwaffe ein Konzept zur Reduktion. Das VBS müsse prüfen, ob so viele Piloten notwendig seien. «Denn alle Bereiche müssen sparen, da dürfen sich das VBS und der Bundesrat nicht ausnehmen.»

Nationalrat Thomas Hurter, Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission und Berufspilot, verteidigt den stattlichen Pilotenetat und nimmt Leerflüge in Kauf. Dass die Piloten in Bereitschaft stünden, sei «eine Versicherung», die etwas kosten dürfe, sagt er. Auch beim Training will Hurter von der sonst sparwütigen SVP kein Abstriche machen.

Das sieht auch Bernhard Müller, Einsatzchef der Luftwaffe, so. Die Anforderungen an die Piloten seien sehr hoch. «Denn sie müssen sehr flexibel und imstande sein, ohne viel Vorbereitungszeit Ziele auf allen Kontinenten anzufliegen, die sie nicht kennen.» Und acht Piloten seien nötig, um Abwesenheiten durch Krankheit, Ferien oder Militärdienst bewältigen zu können.

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