Aus Mega wird Mini
Walliser Super-Solarpark wird sechsmal kleiner als gedacht

Die geplante Mega-Solaranlage in Grengiols in den Walliser Alpen kann nicht annähernd so viel Strom liefern, wie noch vor Kurzem angekündigt wurde. Aus den geplanten 600 Gigawattstunden pro Jahr werden 110.
Publiziert: 15.05.2023 um 13:10 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2023 um 14:39 Uhr

Es sollte eine der grössten Solaranlage der Schweiz werden. SP-Doyen Peter Bodenmann (71) träumte davon, in Grengiols VS eine Fläche von fünf Quadratkilometern mit Solaranlagen zuzupflastern. Und so 400'000 Haushalte jährlich mit Strom zu versorgen.

Doch die Realität sieht nun ganz anders aus. Schon einmal ist das Projekt redimensioniert worden – von 400'000 auf 200'000 Haushalte. Nun aber zeichnet sich ab, dass auch das nicht realistisch ist. Die Projektverantwortlichen von Grengiols-Solar sprechen in einer Mitteilung vom Montag gerade einmal noch von 37'000 Haushalten, die einst mit dem Walliser Solarstrom versorgt werden sollen. Über zehnmal weniger als Bodenmann, der das Projekt entworfen hat, sich das einst erträumt hat.

Umstrittene Hauruck-Übung

Grund dafür, dass aus dem Mega- ein Mini-Solarpark wird, sind laut Verantwortlichen die rechtlichen Rahmenbedingungen. Das Parlament hat vergangenen Herbst eine Solaroffensive aus dem Boden gestampft. Im Schnellzugtempo wurde ein Gesetz verabschiedet, um Solar-Grossprojekte wie eben jenes in Grengiols VS schneller umsetzen zu können. Hintergrund ist die Angst vor einer Stromlücke im Winter.

Im März war noch von 200'000 Haushalten die Rede, die mit der Solaranlage in Grengiols versorgt werden könnten.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Hauruckübung war umstritten, nicht nur aus Umweltbedenken, sondern auch, weil kritische Stimmen an der Umsetzbarkeit der Pläne zweifelten. Denn die Zeit drängt. Das Gesetz ist bis Ende 2025 befristet. Bundesgelder fliessen nur, wenn bis dann mindestens zehn Prozent des Stroms, der die Anlage produzieren soll, ins Netz eingespeist wird.

Strom nur für 37'000 Haushalte

Nun zeigt sich: Die Bedenken waren berechtigt. Die 600 Gigawattstunden pro Jahr, von denen man im März gesprochen hatte, seien innerhalb dieser kurzen Zeit nicht realisierbar, so die Projektverantwortlichen. Die Rede ist nun noch von etwa 110 Gigawattstunden, davon 42 Prozent im Winter. Sechsmal weniger als noch vor Kurzem angekündigt.

Grengiols-Solar bleibe ein wichtiger Baustein für die Schweizer Versorgungssicherheit, die Reduktion der Auslandabhängigkeit und den Ausbau der erneuerbaren Energien, halten die sechs Projektpartner fest. Zu ihnen gehören die Gemeinde Grengiols, zwei Walliser Energieunternehmen, die Westschweizer Energieunternehmung Groupe E, die Industriellen Werke Basel und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich.

Teil der Solaroffensive

Ziel ist es, das Bauprojekt bis Ende 2023 beim Kanton Wallis einzureichen. Die Grundeigentümer und die Bevölkerung von Grengiols müssen den Plänen zuvor allerdings zustimmen. Zudem wird es wohl zuerst noch zu einer kantonalen Abstimmung kommen.

Wie am Wochenende bekannt wurde, ist ein Referendum gegen das sogenannte Walliser Solardekret zustande gekommen. Dieses regelt die kantonale Umsetzung der Solaroffensive. Sagt die Stimmbevölkerung Nein, dauert das Bewilligungsverfahren von Gross-Solaranlagen wie jene in Grengiols oder Gondo viel länger. (lha/SDA)

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