Für Piks brauchts weniger Mut als für Feuerwerk-Challenge
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Impfkampagne für Jugendliche:Für Piks brauchts weniger Mut als für Feuerwerk-Challenge

Bereits nach drei Wochen vorbei
Fail-Kampagne des BAG ist selber ein Fail

Mit Blödelvideos wollte das Bundesamt für Gesundheit Junge von einer Impfung überzeugen. Doch schon nach der Hälfte der geplanten Laufzeit wurde die Kampagne nun vom Netz genommen.
Publiziert: 06.10.2021 um 16:48 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2021 um 19:15 Uhr
Lea Hartmann

Ein junger Erwachsener, der sich einen brennenden Feuerwerkskörper in die Hose steckt, oder ein Mann, der sich auf Kakteen legt: «Really?» («Echt jetzt?»), fragt das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Mit der Kampagne, die Mitte September lanciert wurde, wollte der Bund Jugendliche oder junge Erwachsene für die Covid-Impfung gewinnen. Die banale Botschaft: Es gibt Dümmeres, als sich impfen zu lassen.

«Wäre ich dagegen, würde ich mich nicht impfen lassen»
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Junge über neue BAG-Kampagne:«Wäre ich dagegen, würde ich mich nicht impfen lassen»

Die Videos von den Fails (missglückte Aktionen) waren offensichtlich selbst ein Fail: Ursprünglich bis Ende Oktober geplant, ist die Kampagne schon wieder von den Social-Media-Plattformen verschwunden. Anfang Woche hat das BAG bereits eine neue lanciert, die sich mit fast demselben Slogan an die gleiche Zielgruppe wendet. Statt «Lasst euch impfen» heisst es nun: «Lieber impfen lassen.»

Idee sei «ausgeschöpft»

Auf Nachfrage teilt das BAG mit, die neue Kampagne ersetze jene mit den Blödelvideos. Das Amt begründet das frühe Ende der Kampagne damit, die Idee der Fail-Videos erschöpfte sich, wenn sie über einen längeren Zeitraum weitergeführt würde. Man könne die beiden Kampagnen nicht losgelöst voneinander betrachten, sondern es handle sich um zwei Teile derselben Gesamtkampagne.

Mit Blödelvideos wollte das BAG Junge dazu bringen, sich impfen zu lassen.
Foto: Screenshot Blick
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Die Fail-Werbung hatte ausserhalb der Zielgruppe bei vielen für Kopfschütteln gesorgt. «Diese Botschaft ist wirklich misslungen», meint eine Userin auf Twitter. «Peinlich», so das Urteil von anderen. Die neue Kampagne kommt nun viel braver daher. Zu sehen sind Junge in einem Putschauto an der Chilbi oder beim Feiern im Club. Eine Impfung sei praktisch, weil man sich damit nicht ständig testen lassen brauche und keine Quarantäne riskiere, lautet nun die Botschaft.

Neue Kampagne kostet 1,14 Millionen Franken

Die Fail-Kampagne hat das BAG in der Produktion rund 70'000 Franken gekostet. Weitere 160'000 Franken waren für die Verbreitung in Social Media und anderen Kanälen vorgesehen. Die neue, bravere Kampagne wird deutlich grösser gefahren: Sie schlägt mit 1,14 Millionen Franken zu Buche. Laut BAG läuft sie noch bis Ende Oktober.

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