Albert Rösti will Bundesrat werden
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Nachfolger von Ueli Maurer:Albert Rösti will Bundesrat werden

Berner in der Favoritenrolle
Das spricht für Röstis Wahl in den Bundesrat

Der einstige SVP-Präsident steht wieder zuvorderst. Derzeit ist kein Gegner in Sicht, der Albert Röstis Favoritenrolle gefährden könnte. Denn der hat vieles, was einen guten Bundesratskandidaten ausmacht.
Publiziert: 11.10.2022 um 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2022 um 16:41 Uhr
Pascal Tischhauser

Nicht nur in den eigenen Reihen gilt der gmögige Albert Rösti (55) als valabler Kandidat für die Nachfolge von Ueli Maurer (71). Auch in anderen Fraktionen hält man ihn für wählbar – vor allem im Vergleich mit jedem oder jeder anderen aus der SVP. Aus vielerlei Gründen:

  • Rösti hat das richtige Alter – der Berner Oberländer könnte gut zehn Jahre in der Landesregierung bleiben, würde er am 7. Dezember in den Bundesrat gewählt.
  • Rösti spricht Französisch, was nicht jeder in der SVP von sich behaupten kann.
  • An Erfahrung mangelt es ihm nicht: Rösti war Generalsekretär in der Berner Volkswirtschaftsdirektion, Direktor der Schweizer Milchproduzenten, SVP-Präsident und Gemeindepräsident von Uetendorf BE.
  • Rösti politisiert grundsolide auf SVP-Linie, aber er ist kein Polteri, sondern kann überparteiliche Mehrheiten zimmern.
  • Als Ein-Themen-Politiker braucht sich Rösti nicht abkanzeln lassen. Er kennt sich in der Energie- und Umweltpolitik aus, ebenso in der Gesundheits- und der Bildungspolitik.
  • Er kann es mit den Bauern.
  • Rösti ist als Mehrfach-Lobbyist gut vernetzt: Unter den 13 bezahlten Mandaten, die aktuell auf der Parlamentsseite aufgeführt sind, fallen sein Engagement für Auto Schweiz und für die Wasserwirtschaft auf. Früher amtete er als Erdöl- und als AKW-Lobbyist.

Mit Ecken und Kanten

Alles gute Gründe, die für einen Bundesrat Rösti sprechen. Zumal er auch nicht zu makellos ist, was ihm inner- und ausserhalb der Partei Sympathien einbringt: Er ist kein Blocher-treuer Parteisoldat – was ihm der SVP-Vordenker zwischenzeitlich übelnahm, andere SVPler aber heimlich freut.

Und er kann über den Tellerrand hinausschauen und Kompromisse schmieden – der ehemalige Erdöl-Lobbyist Rösti anerkennt nun nach eigenem Bekunden, dass die Schweiz so bald wie möglich aus den fossilen Energien aussteigen muss. So war er einer der Väter des Stromkompromisses in der letzten Session, während die SVP noch heute gegen die Energiestrategie 2050 und das Netto-null-Ziel wettert.

Es läuft gut für SVP-Nationalrat Albert Rösti. Es scheint, als würde er bei der Bundesratswahl durchmarschieren können.
Foto: Keyystone
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Start-Ziel-Sieg?

Alles paletti also? Marschiert Albert Rösti einfach durch? Nicht wenige Beobachter haben Zweifel. Ganz wie bei der Bundesratskür von Karin Keller-Sutter (58) im Dezember 2018. Wie bei dieser traut man sich auch bei Rösti kaum zu glauben, dass der Auto-Schweiz-Präsident aus der Pole-Position ins Rennen startet und ungefährdet seine Runden abspult, um am ersten Mittwoch im Dezember einfach die Ziellinie zu überrollen und in der Bundesratslimousine Platz zu nehmen, als hätte diese nur auf ihn gewartet.

Aber Keller-Sutter gelang das genau so.

Grünes Licht erhalten

Bei Rösti kann allenfalls die Findungskommission – die nicht im Ruf steht, tatsächlich Bundesratskandidaten zu suchen, sondern eher unliebsame Maurer-Nachfolger zu verhindern – Rösti noch Steine in den Weg legen.

Doch selbst die parteiintern als «Eliminierungskommission» verschriene Gruppierung Blocher-Getreuer wird es kaum wagen, sich Rösti ohne triftige Gründe in den Weg zu stellen – schliesslich hat Christoph Blocher (82) nicht nur Konkurrent und Ständerat Werner Salzmann (59), sondern auch Rösti Starterlaubnis erteilt.

Also doch: Runden abspulen bis zum 7. Dezember und keine groben Fehler machen. Und das geniesst Rösti derzeit sichtlich.

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