Betrieb muss per sofort dicht machen
Ärzte-Notfalldienst ist pleite – Aargauer Behörden unter Druck

Ein 24-Stunden-Notfalldienst ist per sofort konkurs. Nun sind die Behörden im Kanton Aargau gefordert.
Publiziert: 13.11.2023 um 18:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2023 um 22:45 Uhr
Zu hohe Rechnungen und Ärzte mit mangelnder Empathie – ein umstrittener Notfalldienst geht in Konkurs.

Das Unternehmen Mobile Ärzte AG, das in mehreren Kantonen einen 24-Stunden-Notfall- und Hausbesuchsdienst angeboten hat, ist konkurs und muss den Betrieb schliessen. Das hat Folgen im Kanton Aargau, wo das Unternehmen Dienstleistungen für Justiz und Polizei erbrachte.

Die Einstellung der Dienstleistungen mache Massnahmen im Bereich der Hafterstehungsfähigkeit und bei der fürsorgerischen Unterbringung notwendig, teilte das Aargauer Departement Gesundheit und Soziales (DGS) am Montagabend mit. Eine Mitarbeiterin des Unternehmens habe am Sonntagabend der kantonalen Notrufzentrale mitgeteilt, man könne die vereinbarten Leistungen nicht mehr erbringen.

Schon früher gab es Probleme

Man habe Sofortmassnahmen ergriffen, hiess es in der Medienmitteilung weiter. Man suche Lösungen mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Der Kanton geht davon aus, dass es bei der Prüfung von Hafterstehungsfähigkeit und bei fürsorgerischen Unterbringungen zu Wartezeiten kommen könne.

Die Mobilen Ärzte erbrachten Dienstleistungen im Auftrag der Justizbehörden und der Polizei. Das Unternehmen prüfte auch die Einvernahmefähigkeit von vorläufig Festgenommenen und stellte unter anderem Todesfall-Bescheinigungen aus.

Bereits Ende 2020 hatte der Regierungsrat in der Stellungnahme zu einer Anfrage im Kantonsparlament eingeräumt, dass es in der Zusammenarbeit mit den Mobilen Ärzten zu Problemen komme. Ärzte, Institutionen, Polizei und Behörden seien mit der Arbeit des privaten Leistungserbringers nicht zufrieden.

Ärzte haben wenig Empathie

Das System der Amtsärzte war im Kanton Aargau auf Anfang 2017 abgeschafft worden. Es war immer schwieriger, Hausärzte zu finden, die diese Aufgaben im Milizsystem übernahmen.

So schloss der Kanton einen Vertrag mit dem privaten Dienstleiter ab. Doch die Sprachkenntnisse der Ärzte seien schlecht, hielt der Regierungsrat in der Stellungnahme fest. Es bestehe eine mangelnde Empathie den Angehörigen und Patienten gegenüber. Auch würden zu hohe Rechnungen gestellt.

Im Bereich der Psychiatrie sei die Kompetenz mangelnd, hiess es. Er stützte sich bei dieser Kritik auf Umfragen bei Ärztinnen und Ärzten im Aargau.

Das Unternehmen Mobile Ärzte AG hat ihren Sitz in Allschwil BL. Gemäss Angaben des Kantons Aargau hatte das Betreibungs- und Konkursamt des Kantons Basel-Landschaft bereits am 7. November eine vorläufige Konkursanzeige publiziert. Erst am Montagnachmittag informierte das Unternehmen dann den Kanton Aargau. (SDA)

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