Bis zu 15 Prozent weniger Zucker
Bundesrat setzt Joghurt und Müesli auf Diät

Joghurt und Müesli sind noch immer viel zu süss. Nachdem sich die Branche bereits freiwillig einer Diät unterzogen hat, verpflichtet sie sich unter Druck des Bundes nun zu einer weiteren Zuckerreduktion. Und auch Salz soll es bald an den Kragen.
Publiziert: 27.08.2019 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 25.02.2020 um 10:20 Uhr

Bund und Nahrungsmittelindustrie verstärken den Kampf gegen den zu hohen Zuckerkonsum. Gemeinsam haben sich die grossen Lebensmittelproduzenten heute verpflichtet, den Zuckergehalt in Joghurt bis 2024 nochmals um zehn Prozent zu senken, den in Cornflakes und Müesli bis in fünf Jahren gar um 15 Prozent.

Nach dem Zucker folgt das Salz

Gesundheitsminister Alain Berset kündigte zudem an, weitere Produkte mit zu hohem Zuckeranteil ins Visier zu nehmen. Welche, sagte er nicht. Erst bis Ende 2020 sollen Produkte und Gruppen festgelegt werden.

Weiter sagt Berset auch dem Salz dem Kampf an – insbesondere in Brot und in Fertigsaucen. Und er will jenen Unternehmen Beine machen, die zu wenig tun, um das Essen gesünder zu machen: Aus der «Erklärung von Mailand» – dem Startschuss für die Zucker-Reduktions-Offensive – sollen künftig jene Unternehmen ausgeschlossen werden, die die Ziele nicht erreichen.

36 Würfelzucker ist eine Schweizerin oder ein Schweizer im Schnitt pro Tag.
Foto: imago images / Future Image
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Die Erklärung geht zurück aufs Jahr 2015. Insgesamt 14 grosse Unternehmen der Lebensmittelindustrie – darunter zum Beispiel Migros, Coop und Nestlé – gaben darin ihr Wort, den Zuckeranteil in Joghurts und Müesli zu reduzieren.

Ziele sind nicht sehr ambitioniert

Die freiwillige Verpflichtung zeigte bereits Erfolg. 2016 enthielt ein Joghurt im Schnitt rund 17 Gramm zugesetzten Zucker, 2018 waren es noch gut 16 Gramm – immerhin rund 5 Prozent weniger. Bei den Frühstücksflocken sank der Anteil im gleichen Zeitraum sogar um 16 Prozent.

Angesichts dieser Werte sind die nun vereinbarten Ziele bis 2024 nicht sonderlich ambitioniert. Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (49) rechtfertige den Zielwert damit, dass Konsumenten Gewohnheitstiere seien, die sich langsam an weniger Zucker im Essen gewöhnen müssten. Er meinte, sei einfacher, neue Produkte für neue Zielgruppen auf den Markt zu bringen, als an der Rezeptur der Kasseschlager zu schrauben. Milchverarbeiter Emmi hat bereits erlebt, was passieren kann, wenn die Zuckerreduktion zu rasch geschieht. Der Milchverarbeiter hatte zu viel Zucker aus seinen Joghurts genommen – die Kunden waren sauer (BLICK berichtete).

36 Würfelzucker pro Tag

Im Auftrag des Bundes laufen derzeit zwei Studien, die untersuchen, wie viel Zucker weggelassen werden kann, ohne dass man es geschmacklich überhaupt merkt oder die Qualität eines Produkts leidet. Die Ergebnisse sollen Ende Jahr vorliegen.

Der Zuckerkonsum ist ein grosses Problem. Im Schnitt nehmen Herr und Frau Schweizer pro Tag 36 Würfelzucker zu sich. Das ist viel zu viel. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Tagesration von umgerechnet gerade einmal 8 Stück Würfelzucker. (lha/sf)

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