BLICK erklärt den Parlamentsneulingen das Haifischbecken Bundeshaus
So kommt man zu Einfluss und Macht

Knapp 80 Politikerinnen und Politiker starten heute in ihr Amt als National- oder Ständerat. Was erwartet die Neuen in Bern? Was tun, um es ganz nach oben zu schaffen – und wohin, wenn mal der Kopf gelüftet werden muss? BLICK liefert den Guide für Bundeshaus-Anfänger.
Publiziert: 01.12.2019 um 23:49 Uhr
|
Aktualisiert: 02.12.2019 um 07:52 Uhr
Monika Rüegger-Hurschler (SVP/OW), Esther Friedli (SVP/SG) und Martina Bircher (SVP/AG, v. l.) im Nationalratssaal – anlässlich des Empfangstags vom 22. November im Parlamentsgebäude des Bundeshauses in Bern.
Foto: keystone
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Lea Hartmann, Ladina Triaca, Daniel Ballmer, Tobias Bruggmann, Nico Menzato, Ruedi Studer, Pascal Tischhauser

Unzählige Gratulationsschreiben und Einladungen von Lobbyisten zu Infoanlässen und Apéros, stapelweise Dossiers und Merkblätter – sowie natürlich allerlei Medienanfragen. Mit der Wahl in den National- oder Ständerat steigt der Bekanntheitsgrad von Politikerinnen und Politikern auf einen Schlag.

Doch rasch wird klar: Das Bundeshaus ist ein Haifischbecken. Vom ersten Tag an wird um Einfluss, Macht und Aufmerksamkeit gebuhlt – auch innerhalb der eigenen Partei. Es reicht nicht, dass man etwas zu sagen hat. Man muss auch gehört werden. Sonst ist man allzu schnell zum Hinterbänkler verdammt, dem in vier Jahren bereits wieder die Abwahl droht.

BLICK zeigt den Neugewählten, was es auf dem Weg zur Macht – allenfalls gar in den Bundesrat – zu beachten gilt.

Der richtige Posten

Den Anfang macht der grosse Postenschacher! Über 400 Sitze gilt es in den elf Sach- und Aufsichtskommissionen zu besetzen. Doch nicht jede ist gleich wichtig. Politische Schwergewichte beanspruchen einen Sitz in der prestigeträchtigen Wirtschaftskommission – die ist bei Partei- und Fraktionschefs besonders beliebt. Aber auch die Sozial- und Gesundheitskommission, die Verkehrskommission oder die Energiekommission gelten als einflussreich. Neulinge müssen meist hintenanstehen – und zum Beispiel mit der Bildungskommission vorliebnehmen.

Noch wichtiger sind aber die Top-Posten als Partei- oder Fraktionschefs. Für Newcomer lohnt es sich, zuerst ein Jöbchen im Parteipräsidium oder Fraktionsvorstand zu ergattern. Auch mit Blick auf den Bundesrat. So war etwa Ignazio Cassis (58) Fraktionschef, Viola Amherd (57) Vize-Fraktionschefin oder Ueli Maurer (69) Parteipräsident.

Das richtige Thema

Wer etwas bewegen will, sollte sich inhaltlich nicht allzu sehr verzetteln. Das heisst: Es braucht ein Dossier, von dem man auch wirklich eine Ahnung hat und für das man zur gefragten Auskunftsperson wird. Als Grüne einfach für den Umweltschutz oder als SVPler gegen die Zuwanderung zu sein, damit kommt man nicht gross raus. Wer mit Kompetenz glänzt, kann auch mit entsprechenden Vorstössen Schwerpunkte setzen und punkten.

Vielleicht schafft man es gar, ein Gesetz zu prägen. So wurde etwa FDP-Nationalrat Kurt Fluri (64, SO) zum «Architekten des Inländervorrangs», der frühere CVP-Nationalrat Roberto Schmidt (57) zum «Vater des Atomausstiegs» oder der parteilose Ständerat Thomas Minder (58) zum «Vater der Abzocker-Initiative».

Der richtige Umgang

Wer mag schon einen kleinkarierten Besserwisser? Oder einen Parteikollegen, der einem die eigenen Ideen klaut? Auch für Politiker gilt der Grundsatz: «C'est le ton qui fait la musique» – der Ton macht die Musik. Im Umgang mit den Gspänli, der politischen Konkurrenz, der Verwaltung oder mit den Medien braucht es viel Spürsinn und Feingefühl. Und auch mal eine Prise Humor. Dann darf man sogar die Ellbogen ausfahren, ohne dass einem das gleich krumm genommen wird.

Wer den politischen Gegnern mit Anstand und Respekt begegnet, hat die grösseren Chancen, von diesen ernst genommen zu werden. Dann schafft man es auch mal, einen überparteilichen Vorschlag zu lancieren und mehrheitsfähige Allianzen zu schmieden. Oder eben bei Bundesratswahlen mit Sympathiepunkten zu gewinnen. Am beliebtesten sind immer noch die, mit denen man gern mal ein Bier trinken geht.

Grüne Farbtupfer und krawattenlose Freisinnige

Die Wandelhalle ist auch ein Laufsteg. Wer sich speziell kleidet, dem ist Aufmerksamkeit garantiert. Die extravagantesten Outfits findet man bei den Grünen. Unverkennbar sind etwa die Krawatten mit Katzenmotiv des ehemaligen Lausanner Stadtpräsidenten Daniel Brélaz (69).

Auch Parteichefin Regula Rytz (57) setzt auf ein modisches Markenzeichen. Die Bernerin trägt schon seit Jahrzehnten einen goldenen Ring am linken Ohr. Und sollte Rytz am 11. Dezember in den Bundesrat gewählt werden, können sich Mode-Interessierte bereits freuen.

Dann würde nämlich Natalie Imboden (49) den freigewordenen Nationalratssitz erben. Die Generalsekretärin des Mieterverbandes ist für ihre meist grünen Outfits bekannt. In Kombination mit den orangen Haaren würde sie viel Farbe ins Bundeshaus bringen!

80 Prozent mit Krawatte

Das wäre durchaus willkommen. Denn vor allem bei den Männern trifft man eher auf Einheitsbrei denn auf modische Vielfalt. Auch wenn es im Nationalrat seit 2003 keine expliziten Kleidervorschriften mehr gibt, greifen gut 80 Prozent aller Nationalräte nach wie vor zu Hemd, Veston und Krawatte.

Eine Ausnahme bilden, ganz nach dem landläufigen Klischee, die Vertreter des linken Lagers. So sieht man etwa Balthasar Glättli (47), Bastien Girod (38), Cédric Wermuth (33) oder Roger Nordmann (46) kaum je mit einem Schlips um den Hals. Er erkenne in der Krawatte keinen Nutzen, sagt SP-Mann Wermuth – ausser sie diene dazu, Flecken auf dem Hemd zu verdecken.

FDP hebt Schlips-Empfehlung auf

Die hohe Krawattenquote im Nationalrat könnte jedoch bald sinken. Zum einen haben die «schlipslosen» Grünen bei den Wahlen stark zugelegt. Andererseits kommt es zu einem stilistischen Umbruch bei den Freisinnigen. Bisher wurde nämlich allen FDP-Parlamentariern empfohlen, eine Krawatte zu tragen. Diese Empfehlung habe man auf die neue Legislatur hin aufgehoben, heisst es aus der FDP-Parteizentrale.

Über die neugewonnene modische Freiheit können sich allerdings nur die Nationalräte freuen. Denn im Ständerat gilt für die Herren jeglicher politischer Couleur nach wie vor: Anzug mit Krawatte oder Fliege ist Pflicht!

Die Wandelhalle ist auch ein Laufsteg. Wer sich speziell kleidet, dem ist Aufmerksamkeit garantiert. Die extravagantesten Outfits findet man bei den Grünen. Unverkennbar sind etwa die Krawatten mit Katzenmotiv des ehemaligen Lausanner Stadtpräsidenten Daniel Brélaz (69).

Auch Parteichefin Regula Rytz (57) setzt auf ein modisches Markenzeichen. Die Bernerin trägt schon seit Jahrzehnten einen goldenen Ring am linken Ohr. Und sollte Rytz am 11. Dezember in den Bundesrat gewählt werden, können sich Mode-Interessierte bereits freuen.

Dann würde nämlich Natalie Imboden (49) den freigewordenen Nationalratssitz erben. Die Generalsekretärin des Mieterverbandes ist für ihre meist grünen Outfits bekannt. In Kombination mit den orangen Haaren würde sie viel Farbe ins Bundeshaus bringen!

80 Prozent mit Krawatte

Das wäre durchaus willkommen. Denn vor allem bei den Männern trifft man eher auf Einheitsbrei denn auf modische Vielfalt. Auch wenn es im Nationalrat seit 2003 keine expliziten Kleidervorschriften mehr gibt, greifen gut 80 Prozent aller Nationalräte nach wie vor zu Hemd, Veston und Krawatte.

Eine Ausnahme bilden, ganz nach dem landläufigen Klischee, die Vertreter des linken Lagers. So sieht man etwa Balthasar Glättli (47), Bastien Girod (38), Cédric Wermuth (33) oder Roger Nordmann (46) kaum je mit einem Schlips um den Hals. Er erkenne in der Krawatte keinen Nutzen, sagt SP-Mann Wermuth – ausser sie diene dazu, Flecken auf dem Hemd zu verdecken.

FDP hebt Schlips-Empfehlung auf

Die hohe Krawattenquote im Nationalrat könnte jedoch bald sinken. Zum einen haben die «schlipslosen» Grünen bei den Wahlen stark zugelegt. Andererseits kommt es zu einem stilistischen Umbruch bei den Freisinnigen. Bisher wurde nämlich allen FDP-Parlamentariern empfohlen, eine Krawatte zu tragen. Diese Empfehlung habe man auf die neue Legislatur hin aufgehoben, heisst es aus der FDP-Parteizentrale.

Über die neugewonnene modische Freiheit können sich allerdings nur die Nationalräte freuen. Denn im Ständerat gilt für die Herren jeglicher politischer Couleur nach wie vor: Anzug mit Krawatte oder Fliege ist Pflicht!

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Im Von-Wattenwyl-Haus ist noch was frei!

Bern wird für viele Bundespolitiker nicht nur zum Arbeitsort, sondern auch zur zweiten Heimat. Neben den vier Sessionen sind auch zahlreiche Kommissionssitzungen in der Bundesstadt angesetzt – die Heimreise zwischen zwei Sitzungstagen lohnt sich da kaum. Gefragt ist also eine Bleibe!

Die meisten entscheiden sich für die bequemste Variante: ein Hotel. Die Auswahl ist gross – und rechtzeitig gebucht, reicht auch die vom Bund bezahlte Übernachtungspauschale von 180 Franken durchaus für ein Vier-Sterne-Hotel. Bei einer Reihe Hotels profitieren Bundesparlamentarier zudem von einem Rabatt. Am beliebtesten sind die Unterkünfte zwischen Bahnhof und Bundeshaus – vor allem wenn man während der Sessionen viel Gepäck mitschleppen muss.

Aber auch eine kleine Zweitwohnung kann sich durchaus lohnen. Besonders dann, wenn man nicht nur im Bundeshaus, sondern allenfalls auch noch wegen eines Nebenjobs, beispielsweise bei einem Verband, öfters in Bern weilt.

Wer es noch günstiger – und auch geselliger – mag, gründet eine WG. FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (25) machts vor. Der Zürcher zieht in eine überparteiliche Wohngemeinschaft mit zwei St. Gallern: der Grünen Franziska Ryser (28) und SVP-Mann Mike Egger (27).

Oder man klinkt sich bei Verwandten ein, wie zum Beispiel BDP-Chef Martin Landolt (51). Da seine Tochter in Bern studieren wollte, nutzte der Glarner die Gelegenheit und gründete eine Familien-WG. Statt im Hotel hat er seit 2015 nun in der von seiner Tochter und deren Studienkollegin bewohnten Wohnung ein Zimmer.

Wer noch auf Wohnungssuche ist, für den hat BLICK einen besonders exklusiven Tipp parat: Im noblen bundeseigenen Von-Wattenwyl-Haus in der historischen Berner Altstadt sind noch eine Fünf-Zimmer-Wohnung und ein Mansardenzimmer frei.

Erstere bewohnte einst alt CVP-Bundesrätin Doris Leuthard (56) für nur 2450 Franken monatlich, Letzteres CVP-Nationalrat Martin Candinas (39, GR) für den Schnäppchenpreis von 200 Franken. Interessierte Parlamentarier melden sich ganz einfach beim Bundesamt für Bauten und Logistik.

Bern wird für viele Bundespolitiker nicht nur zum Arbeitsort, sondern auch zur zweiten Heimat. Neben den vier Sessionen sind auch zahlreiche Kommissionssitzungen in der Bundesstadt angesetzt – die Heimreise zwischen zwei Sitzungstagen lohnt sich da kaum. Gefragt ist also eine Bleibe!

Die meisten entscheiden sich für die bequemste Variante: ein Hotel. Die Auswahl ist gross – und rechtzeitig gebucht, reicht auch die vom Bund bezahlte Übernachtungspauschale von 180 Franken durchaus für ein Vier-Sterne-Hotel. Bei einer Reihe Hotels profitieren Bundesparlamentarier zudem von einem Rabatt. Am beliebtesten sind die Unterkünfte zwischen Bahnhof und Bundeshaus – vor allem wenn man während der Sessionen viel Gepäck mitschleppen muss.

Aber auch eine kleine Zweitwohnung kann sich durchaus lohnen. Besonders dann, wenn man nicht nur im Bundeshaus, sondern allenfalls auch noch wegen eines Nebenjobs, beispielsweise bei einem Verband, öfters in Bern weilt.

Wer es noch günstiger – und auch geselliger – mag, gründet eine WG. FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (25) machts vor. Der Zürcher zieht in eine überparteiliche Wohngemeinschaft mit zwei St. Gallern: der Grünen Franziska Ryser (28) und SVP-Mann Mike Egger (27).

Oder man klinkt sich bei Verwandten ein, wie zum Beispiel BDP-Chef Martin Landolt (51). Da seine Tochter in Bern studieren wollte, nutzte der Glarner die Gelegenheit und gründete eine Familien-WG. Statt im Hotel hat er seit 2015 nun in der von seiner Tochter und deren Studienkollegin bewohnten Wohnung ein Zimmer.

Wer noch auf Wohnungssuche ist, für den hat BLICK einen besonders exklusiven Tipp parat: Im noblen bundeseigenen Von-Wattenwyl-Haus in der historischen Berner Altstadt sind noch eine Fünf-Zimmer-Wohnung und ein Mansardenzimmer frei.

Erstere bewohnte einst alt CVP-Bundesrätin Doris Leuthard (56) für nur 2450 Franken monatlich, Letzteres CVP-Nationalrat Martin Candinas (39, GR) für den Schnäppchenpreis von 200 Franken. Interessierte Parlamentarier melden sich ganz einfach beim Bundesamt für Bauten und Logistik.

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Mit Alkohol zur Allianz

Trotz langem Sessionstag: Wenn die letzte Abstimmung vorbei ist, besser nicht gleich nach Hause gehen. Das gilt besonders für die neuen Parlamentarier. Bei einem Glas Wein, einer Stange Bier – oder einem alkoholfreien Drink – werden Allianzen geschmiedet und überparteiliche Lösungen für knifflige Probleme gesucht.

Am bekanntesten dafür ist wohl die Bellevue Bar. In der «Nacht der langen Messer» vor der Bundesratswahl entscheiden sich wohl auch in diesem Jahr die letzten Parlamentarier, ob sie am nächsten Morgen die Grüne Regula Rytz (57) oder den bisherigen FDP-Bundesrat Ignazio Cassis (58) auf den Stimmzettel schreiben.

Weil die Bellevue Bar vor der Bundesratswahl aber zum Hotspot für die Medien geworden ist, suchen sich alteingesessene Parlamentarier gerne andere Orte. Insider empfehlen die Bärenbar direkt beim Bundeshaus.

Ein Geheimtipp ist auch die Goalbar: Wer zwischen Fussballübertragungen Plaudereien über alles hinter den Kulissen von Bundesbern mitbekommen will, ist dort genau richtig.

Trotz langem Sessionstag: Wenn die letzte Abstimmung vorbei ist, besser nicht gleich nach Hause gehen. Das gilt besonders für die neuen Parlamentarier. Bei einem Glas Wein, einer Stange Bier – oder einem alkoholfreien Drink – werden Allianzen geschmiedet und überparteiliche Lösungen für knifflige Probleme gesucht.

Am bekanntesten dafür ist wohl die Bellevue Bar. In der «Nacht der langen Messer» vor der Bundesratswahl entscheiden sich wohl auch in diesem Jahr die letzten Parlamentarier, ob sie am nächsten Morgen die Grüne Regula Rytz (57) oder den bisherigen FDP-Bundesrat Ignazio Cassis (58) auf den Stimmzettel schreiben.

Weil die Bellevue Bar vor der Bundesratswahl aber zum Hotspot für die Medien geworden ist, suchen sich alteingesessene Parlamentarier gerne andere Orte. Insider empfehlen die Bärenbar direkt beim Bundeshaus.

Ein Geheimtipp ist auch die Goalbar: Wer zwischen Fussballübertragungen Plaudereien über alles hinter den Kulissen von Bundesbern mitbekommen will, ist dort genau richtig.

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Drei Wochen durchfuttern – gratis und franko

Für das Wohl der Schweiz ist den gewählten Volksvertretern kein Aufwand zu gross. Während jeweils drei Wochen bewältigen sie ein Mammutprogramm. Sie halten Kommissionssitzungen ab, diskutieren, beraten Geschäfte, diskutieren erneut und fällen wegweisende Entscheide – teilweise bis spät in die Nacht.

Doch: Wer arbeitet, muss auch essen. Zum Kochen bleibt da kaum Zeit. Ist aber auch gar nicht nötig! Denn für das leibliche Wohl sorgen noch so gerne Verbände, Unternehmen und andere Interessengruppen, die die Politikerinnen und Politiker näher kennenlernen möchten. Gleich reihenweise schicken sie Einladungen zu Apéros, Steh-Lunches, Mittagessen, Infoveranstaltungen oder Dinners – meist in den besseren Häusern der Bundesstadt.

Dutzende Einladungen pro Session

Die Ratsmitglieder haben die Qual der Wahl. Gegen 70 Einladungen können während der 13 Sitzungstage zusammenkommen, hat Lobbywatch recherchiert. Wer geschickt plant, kann in den drei Wochen das Portemonnaie also getrost zu Hause lassen. Obendrauf gibt es pro Tag trotzdem noch 115 Franken Mahlzeitenentschädigung – steuerfrei.

Einer der Höhepunkte ist allerdings schon vorbei. Bereits vor dem Anpfiff zur Wintersession hat die Swiss Football League letzte Woche Parlamentarier zum Europa-League-Spiel der Young Boys gegen Porto in die VIP-Lounge geladen. Inklusive Nachtessen, versteht sich. Nach dem Spiel traf man sich an der Bar. Gesamtwert: 450 Franken.

Für das Wohl der Schweiz ist den gewählten Volksvertretern kein Aufwand zu gross. Während jeweils drei Wochen bewältigen sie ein Mammutprogramm. Sie halten Kommissionssitzungen ab, diskutieren, beraten Geschäfte, diskutieren erneut und fällen wegweisende Entscheide – teilweise bis spät in die Nacht.

Doch: Wer arbeitet, muss auch essen. Zum Kochen bleibt da kaum Zeit. Ist aber auch gar nicht nötig! Denn für das leibliche Wohl sorgen noch so gerne Verbände, Unternehmen und andere Interessengruppen, die die Politikerinnen und Politiker näher kennenlernen möchten. Gleich reihenweise schicken sie Einladungen zu Apéros, Steh-Lunches, Mittagessen, Infoveranstaltungen oder Dinners – meist in den besseren Häusern der Bundesstadt.

Dutzende Einladungen pro Session

Die Ratsmitglieder haben die Qual der Wahl. Gegen 70 Einladungen können während der 13 Sitzungstage zusammenkommen, hat Lobbywatch recherchiert. Wer geschickt plant, kann in den drei Wochen das Portemonnaie also getrost zu Hause lassen. Obendrauf gibt es pro Tag trotzdem noch 115 Franken Mahlzeitenentschädigung – steuerfrei.

Einer der Höhepunkte ist allerdings schon vorbei. Bereits vor dem Anpfiff zur Wintersession hat die Swiss Football League letzte Woche Parlamentarier zum Europa-League-Spiel der Young Boys gegen Porto in die VIP-Lounge geladen. Inklusive Nachtessen, versteht sich. Nach dem Spiel traf man sich an der Bar. Gesamtwert: 450 Franken.

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Kontakte knüpfen auf dem Fussballplatz

Vor lauter Sitzungen, Terminen und Aktenstapeln den Überblick verloren? Oder einfach mal etwas Abwechslung gefällig? Möglichkeiten, um mal den Kopf zu lüften, gibts viele.

Für jene Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die im Bundeshaus-Trubel auf der Suche nach Ruhe und innerer Einkehr sind, könnte die Morgenbesinnung das Richtige sein. Jedenfalls für Frühaufsteher. Denn die Andacht, organisiert von der Überkonfessionellen Gruppe der Bundesversammlung, findet am frühen Morgen statt, jeweils einmal pro Woche während der Sessionen.

Auch Film- und Theatervorstellungen speziell für Parlamentarier werden angeboten, zudem findet einmal im Jahr ein Jassturnier statt. Und Musikalische können sich der Bundeshaus-Band oder dem -Chor anschliessen. Einfach bei FDP-Ständerat Andrea Caroni (39, am Schlagzeug) melden!

Fussball, Velo, Ski

Wer lieber schwitzt statt sitzt, kann der Sportgruppe beitreten. Velofahren, Fussball, Tennis, Zumba, Golf, Joggen, Skifahren oder Fitness: Es gibt so einiges im Angebot. Die Velofahrer spornt der Ex-Radprofi und Tessiner FDP-Nationalrat Rocco Cattaneo (60) an. Und der FC Nationalrat spielt gegen namhafte Gegner wie den FC Finanzkontrolle, den FC Post oder das Team der Bundeshausjournalisten.

Regelmässig auf dem Rasen steht SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52), Präsident der Sportgruppe im Parlament. «Sport tut nicht nur dem Körper gut, sondern hilft auch den Geist zu entspannen. Ich empfehle darum jedem, unserer Sportgruppe beizutreten.» Ein grosser Vorteil sei zudem, dass man die Polit-Gspänli mal in einem anderen Kontext kennenlerne. «Zu allen, mit denen ich Sport mache, habe ich einen unkomplizierten Zugang.»

Spiel des FC Nationalrats gegen die Schriftsteller-Auswahl am 6. Dezember 2016.

Spiel des FC Nationalrats gegen die Schriftsteller-Auswahl am 6. Dezember 2016.

Peter Mosimann

Vor lauter Sitzungen, Terminen und Aktenstapeln den Überblick verloren? Oder einfach mal etwas Abwechslung gefällig? Möglichkeiten, um mal den Kopf zu lüften, gibts viele.

Für jene Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die im Bundeshaus-Trubel auf der Suche nach Ruhe und innerer Einkehr sind, könnte die Morgenbesinnung das Richtige sein. Jedenfalls für Frühaufsteher. Denn die Andacht, organisiert von der Überkonfessionellen Gruppe der Bundesversammlung, findet am frühen Morgen statt, jeweils einmal pro Woche während der Sessionen.

Auch Film- und Theatervorstellungen speziell für Parlamentarier werden angeboten, zudem findet einmal im Jahr ein Jassturnier statt. Und Musikalische können sich der Bundeshaus-Band oder dem -Chor anschliessen. Einfach bei FDP-Ständerat Andrea Caroni (39, am Schlagzeug) melden!

Fussball, Velo, Ski

Wer lieber schwitzt statt sitzt, kann der Sportgruppe beitreten. Velofahren, Fussball, Tennis, Zumba, Golf, Joggen, Skifahren oder Fitness: Es gibt so einiges im Angebot. Die Velofahrer spornt der Ex-Radprofi und Tessiner FDP-Nationalrat Rocco Cattaneo (60) an. Und der FC Nationalrat spielt gegen namhafte Gegner wie den FC Finanzkontrolle, den FC Post oder das Team der Bundeshausjournalisten.

Regelmässig auf dem Rasen steht SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52), Präsident der Sportgruppe im Parlament. «Sport tut nicht nur dem Körper gut, sondern hilft auch den Geist zu entspannen. Ich empfehle darum jedem, unserer Sportgruppe beizutreten.» Ein grosser Vorteil sei zudem, dass man die Polit-Gspänli mal in einem anderen Kontext kennenlerne. «Zu allen, mit denen ich Sport mache, habe ich einen unkomplizierten Zugang.»

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Diese Leute muss man kennen

Damit der Bundeshaus-Alltag reibungslos verläuft, sind einige Kontakte eminent wichtig. Die Parlamentsweibel sorgen dafür, dass der Laden läuft. Ein guter Draht zu Weibelchef Charly Riesen (52) ist ebenso Gold wert. Ihm kann man geheime Dokumente in die Hand drücken und findet sie Tage später am exakt richtigen Ort wieder. Die Weibel sind für alle Notsituationen da: etwa beim Bedarf nach einer Kopfwehtablette oder dem dringenden Versand eines Weihnachtsgeschenks.

Gut beraten ist, wer das Eis zum berufsbedingt stets etwas grimmig dreinschauenden Sicherheitsteam bricht. Damit man notfalls auch mit drei Koffern und vergessenem Badge rasch ins Bundeshaus kommt. Für alle Nicht-IT-Cracks: Es gibt ein Informatik-Team! Dieses bringt Handy, Computer oder Tablets im Nu wieder zum Laufen.

Zum Kaffee einladen sollten Neo-Parlamentarier die persönlichen Mitarbeiter der Bundesräte. Denn so einfach kommen die Neuen nicht an die Mächtigsten heran. Eine wichtige Handynummer ist auch jene von Philippe Schwab (55), dem Leiter der Parlamentsdienste. Er ist das wandelnde Lexikon in Sachen Abfolge und Dauer von Geschäften.

Noch nicht kennen müssen die Neuen die Lobbyisten. Die stellen sich früh genug vor.

Damit der Bundeshaus-Alltag reibungslos verläuft, sind einige Kontakte eminent wichtig. Die Parlamentsweibel sorgen dafür, dass der Laden läuft. Ein guter Draht zu Weibelchef Charly Riesen (52) ist ebenso Gold wert. Ihm kann man geheime Dokumente in die Hand drücken und findet sie Tage später am exakt richtigen Ort wieder. Die Weibel sind für alle Notsituationen da: etwa beim Bedarf nach einer Kopfwehtablette oder dem dringenden Versand eines Weihnachtsgeschenks.

Gut beraten ist, wer das Eis zum berufsbedingt stets etwas grimmig dreinschauenden Sicherheitsteam bricht. Damit man notfalls auch mit drei Koffern und vergessenem Badge rasch ins Bundeshaus kommt. Für alle Nicht-IT-Cracks: Es gibt ein Informatik-Team! Dieses bringt Handy, Computer oder Tablets im Nu wieder zum Laufen.

Zum Kaffee einladen sollten Neo-Parlamentarier die persönlichen Mitarbeiter der Bundesräte. Denn so einfach kommen die Neuen nicht an die Mächtigsten heran. Eine wichtige Handynummer ist auch jene von Philippe Schwab (55), dem Leiter der Parlamentsdienste. Er ist das wandelnde Lexikon in Sachen Abfolge und Dauer von Geschäften.

Noch nicht kennen müssen die Neuen die Lobbyisten. Die stellen sich früh genug vor.

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