«Ich finde das auch nicht lustig»
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Simon Gehren zu NoCovid:«Ich finde das auch nicht lustig»

BLICK erklärt den Unterschied
Das steckt hinter NoCovid und ZeroCovid

Seit kurzem machen zwei Schlagworte die Runde: NoCovid und ZeroCovid. BLICK erklärt, was dahintersteckt.
Publiziert: 09.02.2021 um 08:50 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2021 um 22:03 Uhr

Wie nur Herr über das Virus werden? Seit Monaten kämpft sich Welt an diesem Problem ab. Die ganze Welt? Nicht ganz. Australien, Neuseeland, aber auch Finnland und Taiwan haben die Pandemie in den Griff bekommen. Mit hartem, aber kurzem Durchgreifen und erhöhter Wachsamkeit.

So wurde mein Land zum Corona-Vorbild!
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Auslandschweizer erzählen:So wurde mein Land zum Corona-Vorbild!
Sie wollen, dass ganz Europa für einige Wochen stillgelegt wird.
Foto: imago images/Frank Sorge
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Das sollten wir in Europa auch so machen, fordern verschiedene Wissenschaftler und Aktivisten aus Deutschland, Grossbritiannien, Österreich und auch der Schweiz. Unter den Schlagwörtern NoCovid und Zero Covid fordern sie Sofortmassnahmen, um die Zahl der Neuinfektionen auf Null zu senken. Dennoch unterscheiden sich beide Strategien. BLICK erklärt, was die Unterschiede sind.

Das verlangt ZeroCovid

  • Die Anhänger der Zero-Covid-Strategie fordern «eine solidarische Pause von einigen Wochen» – und zwar europaweit.
  • Dieser Shutdown soll sich nicht auf Massnahmen in der Freizeit beschränken. Vielmehr sollten auch die «nicht dringend erforderlichen Bereiche der Wirtschaft» stillgelegt werden. «Fabriken, Büros, Betriebe, Baustellen, Schulen müssen geschlossen, die Arbeitspflicht ausgesetzt werden». Und zwar so lange, bis es keine Neuinfektionen mehr gibt.
  • Die Kosten dafür sollen «die wenigen Vermögenden» übernehmen, die «enormen Reichtum angehäuft» haben. Und zwar über eine «Covid-Solidaritätsabgabe auf hohe Vermögen, Unternehmensgewinne, Finanztransaktionen und höchste Einkommen».
  • Dass die Zero-Covid-Anhänger aktivistisch unterwegs sind, zeigt auch, dass sie eine Verstaatlichung aller Spitäler fordern, einen deutliche Erhöhung der Löhne im Gesundheits- und Pflegebereich sowie einen massiven Personalausbau in diesen Branchen. Auch die Corona-Impfstoffe sollen der Profiterzielung entzogen werden.
  • Gegner der Zero-Covid-Strategie kritisieren denn auch, dass es diesen nicht nur um eine effiziente Bekämpfung der Pandemie gehe, sondern darüber hinaus um den Umbau der Gesellschaft. Den Aufruf unterschrieben haben neben Klimastreikerin Luisa Neubauer auch verschiedene antifaschistische Gruppen oder Flüchtlingshelfer von Seawatch.

Das will NoCovid

  • Auch die No-Covid-Strategie verlangt sofortige Massnahmen zur Reduktion des Infektionsgeschehens bis auf Null. Dahinter stehen jedoch Forscher verschiedener Fachrichtungen, darunter Virologin Melanie Brinkmann (47) vom renommierten Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Sie legen «nur» eine Strategie für den Sieg über das Virus vor, keine Gesellschafts-Utopie. Und auch ihre Strategie ist deutlich moderater.
  • Ziel müsse sein, die 7-Tage-Inzidenz (also die Zahl der Neuinfektionen auf 100'000 Personen in den letzten sieben Tagen) auf unter 10 zu drücken. Derzeit liegt sie in Deutschland (von wo NoCovid stammt) bei 76, bei uns liegt die 14-Tage-Inzidenz deutlich über 200. Die Massnahmen, die jetzt gelten (in Deutschland sind auch die Schulen geschlossen) sollen weitergeführt werden, bis das Inzidenz-Ziel unter 10 erreicht ist. «Es geht weniger darum, immer härtere Massnahmen einzuführen, als die bestehenden konsequenter anzuwenden. Wir müssen auch besser kontrollieren, dass sich alle daran halten», so Brinkmann gegenüber dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel».
  • Wer dieses Ziel erreicht, soll eine grüne Zone werden, so Brinkmann. Im Strategiepapier hingegen ist davon die Rede, dass erst als «grün» gilt, wer bei null ist. Als Einheit sollen jeweils die deutschen Landkreise dienen (in der Schweiz den Bezirken oder Wahlkreisen vergleichbar). In grünen Zonen soll langsam und durch Tests begleitet wieder Normalität einkehren können. Steigen die Neuinfektionen wieder, muss lokal begrenzt wieder verschärft werden.
  • Die Wirtschaft soll nicht komplett heruntergefahren werden. Branchen mit geringer Ansteckungsgefahr wie hochautomatisierte Fabriken sowie hoher Wertschöpfung pro Mitarbeiter wie im produzierenden Gewerbe sollen weiter offen bleiben – mit höheren Hygienestandards, FFP-2-Maskenpflicht und regelmässigen Tests. Ansonsten sei auf Homeoffice zu setzen, wann immer möglich.
  • Grüne Zonen sollen nur miteinander in Austausch treten dürfen – zu anderen wird die Mobilität beschränkt. Hoffnung ist, dass innert weniger Wochen ganz Deutschland zu einer grünen Zone werde. Brinkmann ist überzeugt: Wenn Deutschland jetzt anfange, dann «könnten wir das bis Ostern geschafft haben».
  • Als Vorteil dieser Strategie sehen die Befürworter, dass erstens nicht immer ein Lockdown bis zu einem Fixtag verhängt wird, der dann allenfalls verschoben werden muss. Zudem würde man mit dem Ziel, Grüne Zone zu werden, die Menschen wieder motivieren, selbst mitzuhelfen, die Pandemie zu besiegen. Als Vorbild gilt Australien, insbesondere die knapp vier Millionen-Einwohner-Region um Melbourne, die das geschafft hat und in der heute wieder normales Leben möglich ist. Australien verzeichnet aktuell drei Neuinfektionen – während der letzten sieben Tage (sf)
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