Botschafter-Ausflug
Von Nordkorea ins Emmental

Nationalratspräsident Andreas Aebi (SVP) hat die internationale Schweiz in seine Heimat geladen, das Emmental. 64 Botschafterinnen und Botschafter sind ihm gefolgt – um bei Kaffee und Züpfe über Fussball, Käse und Kampfjets zu plaudern.
Publiziert: 30.06.2021 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2021 um 12:20 Uhr
Gianna Blum

Der äthiopische Botschafter Zenebe Kebede Korcho ist zu früh dran. Etwas verloren steht der Mann mit Strohhut vor dem Bundeshaus auf der Suche nach seinen ausländischen Amtskollegen. Er ist frühmorgens aus Genf angereist, um mit diesen einen Ausflug zu unternehmen. Von ihnen ist aber noch weit und breit nichts zu sehen. Er nimmt es gelassen – und schickt schon mal seinen Chauffeur vor.

Ziel der Botschafterinnen und Botschafter: das Emmental. SVP-Nationalratspräsident Andreas Aebi (62) hat die halbe Welt in seine Heimat geladen – und gefühlt auch gleich das halbe Emmental inklusive seiner Familie eingespannt. Der Bauer vom Nachbarhof ist etwas übermüdet, weil er für die Feuerwehr die halbe Nacht lang Sturmeinsätze absolvierte, springt aber als Guide ein, der den Herren und Damen Botschaftern die Region erklärt. Aebis Tochter wird nachmittags noch einen Spaziergang leiten – für die spanischsprachige Gruppe, wie der stolze Vater mehrfach betont.

Käse, Kaffee, Konversation

Erst einmal gibt es Ansprachen, Kaffee und Züpfe. Und einen Besuch in einem Holzbauwerk in Trub. Der obligate Emmentaler wird erst am Nachmittag aufgetischt – obwohl es sich die Schweizer Vertreter nicht nehmen lassen, mit der niederländischen Botschafterin über Käseformen zu fachsimpeln. Den internationalen Gästen zum Trotz werkeln die Arbeiter weiter, im Hintergrund kreischt immer mal wieder eine Säge.

Nationalratspräsident Andreas Aebi hat die Botschafterinnen und Botschafter in der Schweiz ins Emmental geladen.
Foto: Karl-Heinz Hug
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«Ich glaube, es sind alle froh, nach Corona einmal rauszukommen», sagt Aebi. Damit dürfte er recht haben. 64 Botschafterinnen und Botschafter sind beim Ausflug dabei – von Nord- und Südkorea über Lesotho bis zu den Bahamas. Viele von ihnen haben in der Schweiz bislang vor allem Konferenzräume gesehen, wegen Corona sonst nicht viel mehr.

Fussball als Hauptthema

Der grosse Abwesende ist Frédéric Journès, Botschafter Frankreichs in der Schweiz. Wegen anderer Verpflichtungen habe er sich schon im Vorfeld abgemeldet, heisst es bei den Parlamentsdiensten – und keineswegs, weil er keine Lust hatte, sich nach dem Sieg der Schweizer Nati Witzeleien über «les Bleus» anzuhören.

Aber auch ohne Journès gibt es nur ein Thema: Fussball. «Wenig versprechen und mehr liefern, das ist die Schweizer Art», schwärmt Aebi in seiner Ansprache, und erntet spontanen Applaus. «Nehmen wir den Bundesratsjet und reisen mit Viola Amherd nach Wembley zum Finale?», meint der SVP-Nationalrat kurz darauf augenzwinkernd zum deutschen Botschafter Michael Flügger. Dieser kontert mit Bezug auf den bevorstehenden Kampfjet-Entscheid schlagfertig: «Ich habe eine bessere Idee: Nehmen wir den Eurofighter.»

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