Auf der harten Liberalisierungs-Linie von alt Bundesrätin Ruth Dreifuss
Bundesratskandidat Ignazio Cassis ist für legales Kokain

FDP-Bundesratskandidat Ignazio Cassis ist nicht nur für die Cannabis-Legalisierung. Er befürwortet sogar die Legalisierung von Kokain – einer harten Droge. Diese Position dürfte im Bundeshaus noch zu reden geben.
Publiziert: 05.09.2017 um 09:52 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:48 Uhr
Nationalrat und Arzt Ignazio Cassis lässt sich gegen die Grippe impfen: Der FDP-Bundesratskandidat spricht sich auch für die Kokain-Legalisierung aus.
Foto: Keystone/Urs Flüeler
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Schon kurz nach seiner Nomination durch die Tessiner FDP sorgte Bundesratskandidat Ignazio Cassis für Aufsehen: In einem Interview outet er sich als Befürworter der Cannabis-Legalisierung. Schon das war ziemlich gewagt. Denn unter Bürgerlichen im Bundeshaus ist die Legalisierung von Drogen eher umstritten. Doch jetzt geht er sogar noch einen Schritt weiter.

In der «Aargauer Zeitung» spricht sich der freisinnige Bundesratskandidat explizit auch für die Kokain-Legalisierung aus. «Ein regulierter Markt ist der beste Weg, um Drogenmissbrauch zu bekämpfen», sagt der Präventivmediziner. Nur so kenne und erreiche der Staat die Drogenkonsumenten und könne entsprechende Feinregulierungen machen.

Weltweit wohl einzigartig

Damit unterstützt Cassis eine Forderung von alt Bundesrätin Ruth Dreifuss. Diese hatte am Montag in der gleichen Zeitung für die Legalisierung von Kokain plädiert. Eine Forderung, die sogar unter Linken und Grünen heute noch eher umstritten ist. Dreifuss setzt sich für die Legalisierung von Kokain ein, «weil es schlimmer ist, wenn der Markt von Kriminellen beherrscht wird».

Die Legalisierung von Kokain wäre weltweit wohl einzigartig. Einen Schritt in diese Richtung machte Portugal, wo seit 2001 der Konsum von Kokain – wie auch von Heroin – erlaubt ist. Wer mit maximal zwei Gramm erwischt wird, kommt nicht mehr ins Gefängnis, sondern muss zur Beratungsstelle.

Fachleute unterstützen Legalisierung

Auch alt Bundesrätin Ruth Dreifuss (SP) plädiert für eine Legalisierung von Kokain.
Foto: Nicolas Righetti

Diese Entkriminalisierung ist für Lars Stark, ärztlicher Leiter eines Arud-Zentrums für Suchtmedizin in Zürich, ein Schritt in die richtige Richtung. Stark findet deshalb eine Legalisierung im Sinne einer Reglementierung positiv und zieht Parallelen zum Alkohol. Gewisse Läden dürften Alkohol an bestimmte Altersgruppen verkaufen. Der Staat generiere Einnahmen, die er für die Prävention einsetzen kann. Die Leute wüssten, dass sie mit dem Alkoholkonsum gewisse Risiken eingehen. 

Bei den Drogen überlasse der Staat die ganze Kontrolle dem Schwarzmarkt: «Drogenkonsumenten sind den Dealern ausgeliefert. Sie müssen ihnen glauben, welche Substanzen das Produkt enthält.» Das sei problematisch. Beim Kokain könnten beigemischte Substanzen so gefährlich sein wie das Kokain selbst. Für Stark ist klar: Drogen würden ohnehin konsumiert werden. Das Verbot verhindere den Schutz der Konsumenten.

Das sorgt für Diskussionen

SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler glaubt, dass Jugendliche noch stärker in den Fokus von Dealern geraten würden.
Foto: GAETAN BALLY

Aus genau diesen Gründen unterstützt auch FDP-Bundesratskandidat Ignazio Cassis die Kokain-Legalisierung. Ein Position, die vor allem in der SVP noch für Diskussionen sorgen dürfte. SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler glaubt gar, dass Jugendliche noch stärker in den Fokus von Dealern geraten würden. «Gibt man Substanzen ab 16 oder 18 Jahren frei, werden die Dealer einfach probieren, den Stoff jüngeren Personen zu verkaufen – oder billiger», sagt die Präsidentin vom Verband Drogenabstinenz Schweiz in der «Aargauer Zeitung». (hlm)

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