CVP-Präsident Gerhard Pfister zum Fall Buttet
«Sessionen haben Ähnlichkeiten mit Klassentreffen»

Gerhard Pfister liest seinen Parlamentskollegen die Leviten: Sie sollen sich auf ihre politische Arbeit konzentrieren. Denn: «Privates Handeln kann öffentlich werden.»
Publiziert: 03.12.2017 um 09:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:50 Uhr
CVP-Präsident Gerhard Pfister steht mit Yannick Buttet in regelmässigem Kontakt.
Foto: Peter Gerber
Interview: Marcel Odermatt

Herr Pfister, Ihr Parteikollege Yannick Buttet soll seine Ex-Geliebte durch Stalking belästigt haben. Auch im Bundeshaus fiel er durch unangemessenes Verhalten auf. Warum haben sich manche Parlamentarier offensichtlich nicht im Griff?
Gerhard Pfister:
Mir wurde schon von Kollegen vorgeworfen, zu wenig an geselligen Anlässen teilzunehmen. Meistens fehlen mir dazu Zeit und Lust. Aber Sessionen haben manchmal schon Ähnlichkeiten mit Klassentreffen. Dabei ist es doch klar: Politiker sollen sich auf ihre Aufgabe konzentrieren. Dafür sind sie gewählt!

Was muss sich ändern?
Nur weil wir ein Milizparlament sind, dürfen wir diesen Job nicht wie Amateure ausüben. Als Parlamentarier ist man eine öffentliche Person. Und kann nicht einfach alles tun, was man als Privatperson tun kann. Man muss sich bewusst sein, dass privates Handeln auch öffentlich werden kann.

Nächste Woche trifft sich das Parteipräsidium. Wann werden Sie Buttet zum Rücktritt aus dem Nationalrat bewegen?
Wir treffen uns, um die Lage zu besprechen. Ob und welche Entscheide dann gefällt werden müssen, ist heute völlig offen.

Die Affäre trifft die CVP im dümmsten Moment. Die letzten Wahlen gingen verloren. Jetzt gefährdet der Fall Buttet den von Ihnen angestrebten Turnaround.
Im Aargau haben wir bei Exe­kutivwahlen kürzlich Sitze gewonnen. Aber so eine Sache ist für keine Partei hilfreich, egal zu welchem Zeitpunkt.

Sie selbst haben eine Werte­debatte lanciert. Trifft die Partei mit dem C im Namen ein derartiges Fehlverhalten härter als die Konkurrenz?
Das Verhalten von Yannick Buttet ist in keiner Partei akzeptabel. Das C bedeutet ja nicht, dass wir den Anspruch haben, moralisch bessere Menschen zu sein als andere. Es ist vielmehr ein Bekenntnis zur christlich geprägten Geschichte und Kultur der Schweiz. Auch das Kreuz im Schweizer Wappen heisst ja nicht, dass Schweizer christlicher sein müssen als andere. Politische Frömmelei ist mir zuwider. Aber natürlich erhalte ich gegenwärtig den einen oder anderen hämischen Kommentar wegen des C in unserem Parteinamen. Das gehört zum Präsidentenamt und ist auszuhalten.

Stehen Sie im Kontakt mit Yannick Buttet? Was raten Sie ihm?
Ich stehe in regelmässigem Kontakt mit Yannick. Was ich ihm zu sagen habe, sage ich ihm persönlich.

Als er ins CVP-Präsidium gewählt wurde, pries sich Buttet im Frühling 2016 als «Gegengewicht» zu Ihnen an. Was bedeutet sein Straucheln für die Partei?
Seine Aussage, ein Gegengewicht zu mir zu bilden, war politisch gemeint: Im Prä­sidium sollten verschiedene Meinungen vertreten sein. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber für die Politik der CVP hat das keine inhaltlichen Folgen.

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