CVP-Ständerat perfekt mit Keller-Sutter
Plötzlich loben alle Erich Ettlin

Am Ende einer ereignisreichen Woche schälen sich in Bern zwei Favoriten für die freiwerdenden Bundesratssitze heraus: Der Obwaldner Erich Ettlin und Karin Keller-Sutter.
Publiziert: 29.09.2018 um 01:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 21:52 Uhr
Ihre Sitze werden Ende 2018 frei: Doch wer folgt auf Johann Schneider-Ammann und Doris Leuthard?
Foto: Keystone
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Sermîn Faki

Am Ende einer ereignisreichen Woche legt sich in Bern der Staub, den gleich zwei Rücktritte von Bundesräten aufgewirbelt haben. Nun schälen sich zwei Favoriten für die Nachfolge der beiden heraus.

Beim Ersatz von Johann Schneider-Ammann (66, FDP) wird kaum ein Weg an Karin Keller-Sutter (54) vorbeiführen. Die St. Galler Ständerätin wird – vorausgesetzt sie will und macht keine Fehler – auf dem freisinnigen Ticket für die Wahl vom 5. Dezember landen.

Kluger Kopf, der links wie rechts ankommt

Zuerst wird aber der Ersatz für Doris Leuthard (55, CVP) bestimmt. Hier kristallisiert sich jetzt auch ein Favorit heraus. Es ist der Obwaldner Ständerat Erich Ettlin (56). In der Öffentlichkeit bislang unauffällig, hat er sich unter der Bundeshauskuppel einen hervorragenden Ruf erarbeitet.

Der ehemalige Steuerchef seines Kantons gilt als fleissiger Schaffer und kluger Kopf. Von Natur aus in Finanzfragen zu Hause, hat er sich schnell das notwendige Rüstzeug in der Gesundheitspolitik zugelegt. Und er wird links und rechts gleichermassen geschätzt.

Keller-Sutter und Ettlin – sie scheinen das Traumpaar vom 5. Dezember zu sein. Sie eine Frau, er ein Mann. Sie aus der Ostschweiz, er aus der Zentralschweiz – zwei Regionen, die schon länger nicht mehr im Bundesrat vertreten sind und die sich in der Mentalität doch sehr vom Mittelland und voneinander unterscheiden. Sie aus dem kleinstädtischen Wil SG, er als Vertreter einer Bergregion.

Amherd hat wichtige Schützenhilfe

Doch es gibt eine Party-Chrasherin: Viola Amherd (56). Die CVP will eine Frau auf dem Ticket, und die CVP-Vizefraktionschefin bringt vieles dafür mit: Exekutiverfahrung als ehemalige Stadtpräsidentin von Brig VS, ein gutes, in 13 Jahren aufgebautes Netzwerk in Bundesbern. Und offenbar Schützenhilfe von Leuthard.

Die abtretende Magistratin soll sich für ihre langjährige Weggefährtin einsetzen. Doch Amherd kommt als Walliserin eigentlich nicht aus der richtigen Gegend.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Das Bundesratsticket wäre für Amherd zudem die letzte Möglichkeit, ihre Zeit in Bern weiter zu verlängern – 2019 wird sie nicht mehr für den Nationalrat antreten, wie sie Radio Rottu Oberwallis im August verriet.

So ist es gut möglich, dass die CVP Amherd und Ettlin aufs Ticket hievt – und Ettlin gewählt wird. Denn Amherd gilt als zu links und das Parlament ist männerlastig. Darum könnte Ettlin durchmarschieren. Damit würde die CVP gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie befriedigt den Anspruch der Zentralschweiz und macht dennoch den Weg frei für eine Ostschweizer Frau: Karin Keller-Sutter.

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