CVP und BDP wälzen Zukunftspläne
Mit Fusion gegen den Untergang?

Kommt's nun doch zum Zusammenschluss der CVP und BDP? Hinter den Kulissen loten die Parteichefs Varianten aus. Einige Kantone machen Dampf.
Publiziert: 08.01.2020 um 20:17 Uhr
Wie soll es nach der Wahlschlappe mit der BDP weitergehen? Präsident Martin Landolt hat schon mal seinen Rücktritt verschoben.
Foto: Keystone
1/7
Daniel Ballmer und Nico Menzato

Die Mitteparteien denken laut über ihre Zukunft nach – und wälzen im Geheimem mögliche Strategien. Einerseits die CVP. Parteichef Gerhard Pfister (57) lässt derzeit analysieren, ob das «C» aus dem Parteinamen verschwinden soll.

«Ich hatte im Wahlkampf viele Reaktionen von Leuten, deren politische Positionen mit denjenigen der CVP übereinstimmen. Sie unterstützten unsere Politik, sagten aber, sie könnten keine katholische Partei wählen», sagte er im BLICK-Interview. «Darauf müssen wir als Partei, die durchaus christliche Werte wie Solidarität vertritt, deswegen aber nicht konfessionell ausgerichtet ist, eine Antwort finden.» Ein Entscheid soll bereits im Juni fallen.

Landolt der letzte BDP-Chef?

Auch die seit den Wahlen arg dezimierte BDP denkt über ihre Zukunft nach: Eigentlich wollte Präsident Martin Landolt (49) Anfang Jahr zurücktreten. Doch jetzt bleibt er vorerst im Amt. Nach der Wahlschlappe will sich die Partei zunächst organisatorisch neu aufstellen, so die Begründung.

Oder braucht die BDP gar keinen neuen Präsidenten mehr, weil sie mit der CVP fusioniert? Solche Pläne wurden schon mehrfach diskutiert, aber bislang stets verworfen. Vor allem deshalb, weil die BDP unabhängig bleiben wollte. Nun ist die BDP ohnehin von den Christdemokraten abhängig, ihre verbleibenden drei Nationalräte politisieren in der CVP-Fraktion.

«Fusion ist interessante Option»

Landolt zeigt sich offen für eine verstärkte Zusammenarbeit. Falls die CVP mit einem neuen Namen ihre Mitteposition betonen wolle, «dann werden wir uns sicher überlegen, inwiefern wir ein Teil dieser Mitte sein können, und ob es Sinn machen würde, diese starke Mitte zu bündeln», sagte er zu SRF.

Für die BDP-Hochburg Bern überwiegen die Vorteile eines Zusammenschluss: «Eine Fusion mit der CVP ist für die BDP Bern eine interessante Option, sofern man unter einem gemeinsamen, neuen Namen auftreten könnte», sagt Kantonalpräsident Jan Gnägi (28).

Auch die BDP des Kantons Zürich stellt sich nicht gegen eine Fusion: Es sei klar, dass sich die BDP Gedanken zur Zukunft machen müsse, sagt Kantonalpräsidentin Rosmarie Quadranti (62). «Persönlich schwebt mir eigentlich sogar ein Drei-Parteien-System mit einer starken Mitte-Allianz vor – als Zukunftsvision», so die abgewählte Nationalrätin. Das würde eine breit vernetzte und konsensorientierte Diskussionskultur ermöglichen. «Heute herrscht immer wieder ein starkes Gärtchendenken vor.»

Keine Fusion wegen zu grosser Machtfülle?

Kein Interesse an einer Fusion gibt es nach wie vor in Graubünden – der Gründungsstätte der BDP und Heimat der einstigen Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (63). «Aufgrund der Bündner Verhältnisse ist die Skepsis gegenüber einer Fusion mit der CVP gross», sagt BDP-Kantonalpräsident Beno Niggli (59). So würde eine Fusion dazu führen, dass die neue Mittepartei die Mehrheit in der Bündner Regierung stelle, gibt Niggli zu bedenken. Eine solche Machtfülle sei unschweizerisch. Mittelfristig sei er aber offen für eine engere Zusammenarbeit.

Gut möglich also, dass der Versuch eines Zusammenschlusses der Mitteparteien erneut scheitern wird.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?