Darum wählt BDP-Chef Martin Landolt Isabelle Moret
«Nur eine Frau im Bundesrat wäre beschämend»

BDP-Präsident Martin Landolt (49) verrät im BLICK-Interview, dass die Geschlechterfrage wichtiger sei als der Anspruch des Tessins. «Der Bundesrat ist das oberste Führungsteam unseres Landes. Ich will ein gutes Team, deshalb will ich ein gemischtes Team.»
Publiziert: 11.08.2017 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:42 Uhr
BDP-Präsident Martin Landolt: «Ich erwarte von Parteien mit zwei Bundesratssitzen, dass sie mindestens einen mit einer Frau besetzen.»
Foto: Lüthy
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Interview: Nico Menzato

BLICK: Herr Landolt, jetzt ist klar, welche Kandidaten die Nachfolge von Didier Burkhalter antreten wollen. Haben Sie bereits einen Favoriten?
Martin Landolt:
Alle drei Kandidaten haben die Fähigkeiten und das Rüstzeug für das Bundesratsamt.

Wählen können Sie aber nur eine Person.
Da keine und keiner der drei Kandidaten vom Leistungsausweis her obenaus schwingt, ist für mich ganz klar die Geschlechterfrage wichtiger als die regionalen Aspekte. Unsere Fraktion hat noch nichts entschieden, aber ich persönlich werde dort diese Position vertreten.

Sie werden also Isabelle Moret wählen – und sich für die Waadtländerin stark machen?
Aus heutiger Sicht, ganz klar ja. Ich erwarte von Parteien mit zwei Bundesratssitzen, dass sie mindestens einen mit einer Frau besetzen.

Wieso erachten Sie eine ausgewogene Vertretung der Geschlechter in der Regierung als so zentral?
Gemischte Teams funktionieren besser. Das beweisen fast alle Studien. Und der Bundesrat ist immerhin das oberste Führungsteam unseres Landes. Ich will ein gutes Team, deshalb will ich ein gemischtes Team.

Das Parlament könnte ja auch bei den baldigen Rücktritten von FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann und SVP-Bundesrat Ueli Maurer Kandidatinnen wählen.
Es ist offen, wann diese beiden abtreten werden. Mit der Rücktrittsankündigung von Doris Leuthard droht nun sogar das Szenario mit Simonetta Sommaruga als einziger Bundesrätin. Das wäre beschämend.

BDP-Präsident Martin Landolt: «Gemischte Teams funktionieren besser.»
Foto: Keystone

Die Politik muss mit gutem Beispiel vorangehen und Frauen in Führungsfunktionen wählen. Wir können nicht von der Wirtschaft mehr Frauen in Kaderpositionen verlangen, teilweise gar mit Quoten drohen und dann unsere Vorbildfunktion nicht wahrnehmen. Insbesondere auch deshalb, weil alle bisherigen Bundesrätinnen einen super Job gemacht haben. 

Wenn Moret gewählt wird, geht das Tessin erneut leer aus und wird wohl auf Jahre hinaus keinen Bundesrat stellen.
Der Anspruch des Tessins ist berechtigt. Für die Kohäsion des Landes wäre ein italienischsprachiger Bundesrat wertvoll. Deshalb habe ich überhaupt nicht begriffen, wieso die Tessiner FDP nicht mindestens zwei Kandidaten – einen Mann und eine Frau – nominiert hat. «Cassis oder niemand», das ist nun die Botschaft. Nichts gegen Ignazio Cassis, aber wer wie die Tessiner FDP einen regionalen Anspruch stellt, kann doch nicht auch noch zwingend ad personam vorgeben, wer das sein soll.

Wenn Sie FDP-Präsident wären: Hätten Sie lieber einen Welschen oder einen Tessiner Bundesrat.
In erster Linie hätte ich dann am liebsten eine Bundesrätin. Abgesehen davon ist doch nicht zu übersehen, wie wichtig die Romandie für die FDP ist und dass sie immer einen welschen Bundesrat hatte. Die FDP würde dort erstmals in der Geschichte auf einen Bundesrat als Aushängeschild verzichten. Das könnte man ihr dort übel nehmen. Umgekehrt würde man sich im Tessin natürlich freuen – und dann wohl weiterhin die Lega wählen.

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