Masturbations-Hilfe auf Staatskosten?
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Das geht der SVP zu weit
Masturbations-Hilfe auf Staatskosten?

Die staatlich unterstützte Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz will Selbstbefriedigung zum Thema machen – auch an den Schulen. Das passt der SVP nicht. Sie möchte der Organisation am liebsten den Geldhahn zudrehen.
Publiziert: 27.12.2020 um 18:27 Uhr
Selbstbefriedigung ist auch heute noch für viele ein Tabuthema.
Foto: Getty Images/Westend61
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Selbstbefriedigung. Gerade für junge Menschen gehört sie zum Alltag wie Zähne putzen. Das ist die Kernaussage einer neuen nationalen Kampagne von Sexuelle Gesundheit Schweiz. Es soll eine «Kampfansage» sein an ein «bereits zu lange herrschendes Tabu». Zu stark seien noch immer Scham und das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun damit verbunden.

Die vom Bund mit jährlich rund einer Millionen Franken unterstützten Organisation geht noch weiter: Das Thema Masturbation soll auch in der Schule gelehrt und schweizweit in Sexualkundekurse eingebaut werden. Um das Thema enttabuisieren, seien Kinder und Jugendliche bei ihren Erfahrungen mit Selbstbefriedigung schulisch zu begleiten.

Staatlich finanzierte Selbstbefriedigungs-Kurse für Kinder – das geht der SVP zu weit. Und so fordert SVP-Nationalrätin Verena Herzog (64) vom Bundesrat Aufklärung. Per Vorstoss fragt sie an, wie er sich dazu stellt, dass eine mit Staatsgeldern subventionierte Organisation derart offensiv beim Thema Masturbation vorgeht. Die Thurgauer SVP-Politikerin verhehlt dabei nicht, was sie selber davon hält: gar nichts.

Volkspartei hat schon mehrere Anläufe unternommen

Herzog geht denn auch noch einen Schritt weiter. Mit ihrem Vorstoss fordert sie den Bundesrat auf, der Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz den Geldhahn zuzudrehen. Immerhin sei es schon zu «einigen unschönen Vorkommnissen» gekommen.

Tatsächlich rennt die SVP nicht zum ersten Mal gegen die Organisation an. So warf ihr alt Nationalrat Sebastian Frehner (47) 2018 «Frühsexualisierungs-Propaganda» mit Steuergeldern vor. Ein Jahr später doppelte der Basler nach. Dieses Mal vermutete er den Missbrauch von Staatsgeldern, weil Sexuelle Gesundheit Schweiz «links-feministische Ideologien» vertrete und frauenspezifische Anliegen verfolge.

Doch: Alle Angriffe nützten bisher nichts. Der Bundesrat hat sich stets hinter die Organisation gestellt. Zu wichtig scheint ihm die sexuelle Gesundheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu sein. Wenig spricht dafür, dass es dieses Mal anders sein könnte. (dba)

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