Ganz leise und sanft fängt es an, Drohnen-Filmflug über die Villa in Herrliberg inklusive. Christoph Blocher – er erinnert an einen Rentner mit zu viel Zeit – stutzt mit einer Nagelschere seinen Rasen zurecht. Dann dreht der SVP-Mann das Radio auf und oha, da wirds plötzlich fetzig. Ein flotter Techno-Beat ertönt und auch Blocher dreht auf. Er springt kopfüber ins kühle Nass – und schrammt nur haarscharf am Ränzler vorbei.
Nach dem SVP-Doyen dürfen dann auch die anderen Polit-Stars der Partei ran: Roger Köppel liest auf dem WC die linke «Wochenzeitung», Natalie Rickli schaut mit einer Schüssel voll Pommes-Chips SRF und Christoph Mörgeli staubt ein altes Skelett ab. Gaga hin oder her – die SVP fährt mit viel Selbstironie auf.
Tänzerin mit der Nummer 88 auf dem T-Shirt
Im Refrain hüpfen und tänzeln ein paar leicht bekleidete Frauen – eine trägt ein T-Shirt mit der Nummer 88 drauf – vor dem SVP-Kernteam rum, die Politiker stehen steif wie Agenten des Secret Service in der Mitte und tun nichts.
Toni Brunner macht ein Picknick mit seiner Kuh, Adrian Amstutz landet mit seinem Gleitschirm in der Badi im Schwimmbecken und Thomas Aeschi nimmt einen Zuger Kirsch mit K.o.-Tropfen. Der Bundesrat Ueli Maurer darf zwischendurch immer ein bisschen Velofahren – statt einer Klingel hat er einen Gripen auf dem Lenker montiert.
Und wie kommt der Hit an? «Nochmal ein Song? Es sind Wahlen. Nicht DGST», schreibt «Ask Switzerland» auf Youtube. Oder: «Man merkt förmlich, wie man versucht hat, etwas Hippes zu machen und der Schuss nach hinten losging», findet «Stopp Foto».
Ein anderer findet, dass sogar der Willy-Song noch besser sei. Und «Stein» fragt: «Sind die vom Aff bisse?» Und: «Das ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten», meint «Caesar blup». «Trala La» drückt ihre Gefühle gegenüber dem Song und der SVP besonders drastisch aus: «Ich möchte in eure Gesichter kotzen!»
«Ein echter Ohrwurm»
Immerhin hat die SVP einen grossen Fan. «Ritalina0» ist total aus dem Häuschen: «Ich höre den Song nun seit 30 Minuten nonstop auf dem Handy. Ein echter Ohrwurm», schreibt sie.
Über Musikgeschmack lässt sich ja zum Glück streiten. Fakt ist: Nicht nur der Text erinnert stark an den Song «Welcome to St. Tropez» von DJ Antoine. Auch die Musik selbst ist beim Vorbild abgekupfert.
Doch ob geklaut oder nicht, ob einem der Song gefällt oder nicht: Dem Songschreiber sollte man bei Gelegenheit einfach noch das Reimen beibringen. Das Filmen hingegen beherrscht die SVP einwandfrei. Und ein Politik-Video wie dieses hat die Schweiz noch nicht gesehen. (kab)