Die schwierige Suche der SVP nach einem neuen Chef
Jekami, keiner will

Die SVP hat Mühe, einen Präsidenten zu finden – bisher gibt es nur einen offiziellen Kandidaten. Das zeigt: Albert Rösti hat die Partei mit seinem Rücktritt auf dem falschen Fuss erwischt.
Publiziert: 02.02.2020 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2020 um 11:32 Uhr
Im April wird der Nachfolger von Noch-Parteichef Albert Rösti gewählt.
Foto: Keystone
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Pascal Tischhauser

Parteiübervater Christoph Blocher (79) hatte SVP-Chef Albert Rösti (52) im Dezember klargemacht, dass er von einem Parteichef mehr erwartet. Mehr Härte, mehr Druck und vor allem, den Kantonalpräsidenten mehr auf die Füsse zu stehen.

Zu viel für den «gmögigen» Rösti: Im Dezember kündigt der Berner im SonntagsBlick seinen Rücktritt an. Zum Erstaunen vieler – auch zur Überraschung Blochers, wie es heisst.

Denn jetzt steht die SVP ohne Kronprinz da. Mit seinem Rücktritt hat Rösti die SVP in eine ihr unbekannte Lage gebracht: Trat früher ein Präsident zurück, war der nächste bereits bestimmt: Der König war weg, Herrliberg krönte den Nachfolger.

Findungskommission wird ihrem Namen gerecht

Die SVP-Findungskommission unter Führung von Ex-Fraktionschef Caspar Baader (66) steht vor einer anderen Ausgangslage. Anders als bei der Suche nach Bundesratskandidaten geht es beim SVP-Präsidenten nicht darum, unter einer Vielzahl von Interessenten auszusieben. Diesmal ist der Name Findungskommission Programm.

Bislang möchte als Einziger der Zürcher Alfred Heer (58) Parteichef werden. Er ist keiner, der aus seinem Herzen eine Mördergrube macht – selbst wenn er ganz anderer Meinung ist als der andere Zürcher, Christoph Blocher.

So jemand ist nur schwer vorstellbar an der SVP-Spitze. Zudem versteht es Heer bestens, sich für Ämter ins Spiel zu bringen, sich lange im Spiel zu halten, im letzten Moment aber doch nicht zu wollen.

Wird Dettling bearbeitet?

Dass Heer den Banker Thomas Matter (53) als Kandidaten verhindert hat, ist nur die halbe Wahrheit. Sobald sich der Unternehmer bewusst geworden war, dass Parteichef der SVP Schweiz ein Vollzeitjob ist, war sein Interesse erloschen.

Glaubt man den Aussagen verschiedener Parteimitglieder, hat auch der Bauer Marcel Dettling (39) längst signalisiert, als Familienvater andere Prioritäten zu haben. Gut vorstellbar, dass ihn die Kommission bearbeitet und ihn gebeten hat, die Präsidentenfrage gegen aussen offen zu lassen.

Blocher ist daran, seinen Fehler auszubügeln

Neben denen, welche die Findungskommission zu überreden sucht, gibt es jene wie Nationalrat Andreas Glarner (57), die von der Partei gebeten werden wollen. Aus dem Umfeld Blochers ist aber zu vernehmen, dass er keinen an der Spitze haben will, der sich vom Präsidentenjob erhofft, im Rampenlicht zu stehen.

Und gegen den Willen Blochers etwas durchzusetzen, ist in der SVP noch immer ein schwieriges Unterfangen. Bei der Präsidentenfrage ist es fast unmöglich: Ein Blick auf die Leute in der Findungskommission – Caspar Baader, Fraktionchef Thomas Aeschi (41), der frühere Parteichef Toni Brunner sowie Ex-SVP-Generalsekretär Martin Baltisser (50) – zeigt: Blocher hat seine Vertrauten installiert.

Während sich verschiedene SVPler fragen, ob und wie sie ihre Kandidatur lancieren wollen, ist Blocher längst daran, seinen Fehler, Rösti zu verjagen, auszubügeln. Und wieder einen Parteichef nach seinen Vorstellungen zu installieren. Denn auch diesmal gilt: Wer sich am Schluss von den Delegierten als Parteichef abnicken lässt, wird von Blochers Brigade bestimmt.

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