Die welsche FDP-Nationalrätin sondiert ihre Chancen auf einen Sitz im Bundesrat
Morets Tour de Suisse

Isabelle Moret, Westschweizer Kronfavoritin für die Nachfolge von Bundesrat Didier Burkhalter, sondiert ihre Chancen im ganzen Land. In der Deutschschweiz muss sie Überzeugungsarbeit leisten.
Publiziert: 23.07.2017 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:40 Uhr
Sie muss in der Deutschschweiz überzeugen: Isabelle Moret.
Foto: Eddy Mottaz
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Sermîn Faki

Gestern wagte sich Jacqueline de Quattro (57) aus der Deckung: Die Waadtländer Regierungsrätin liess über eine Mitarbeiterin ausrichten, dass sie für den Bundesrat kandidieren wolle.

Die Westschweizer Kronfavoritin für die Nachfolge von Didier Burkhalter (57) hält sich derweil weiterhin bedeckt: «Ich überlege noch», antwortet Isabelle Moret (46) auf Anfrage von SonntagsBlick. Dafür zieht sich die FDP-Nationalrätin nicht etwa in die Weinberge um ihren Wohnort Yens zurück. Im Gegenteil, sie ist im ganzen Land unterwegs. Freisinnige National- und Ständeräte bestätigen, die charmante Juristin habe um ein Treffen nachgesucht. Moret will ihre Chancen ausloten, auf das Ticket zu gelangen, das die FDP der Bundesversammlung am 20. September präsentieren wird.

Auch mit der Zürcher Nationalrätin Doris Fiala (60) hat Moret sich getroffen. «Als FDP-Frauen-Präsidentin bin ich mit allen potenziellen Kandidatinnen im Gespräch», sagt Fiala. Dabei ginge es darum, eine möglichst umfassende Auslegeordnung zu machen. «Ich möchte verhindern, dass im Rennen um den Bundesratssitz eine gute und fähige Frau verheizt wird.»

Niemand aus der Partei will die FDP-Spitze desavouieren

Morets Tour de Suisse fokussiert auf die Deutschschweiz, wo man dazu neigt, dem Tessin den Vorzug zu geben. Hier muss sie überzeugen, denn nicht wenige Deutschschweizer Freisinnige machen die Faust im Sack. Den Anspruch der Romandie finden sie unverschämt. Diese sei in der Landesregierung seit Jahrzehnten übervertreten. ­Eigentlich hätte die Westschweiz nur 1,5 Bundesräte zugute, heisst es, da nur 21 Prozent der Schweizer französischer Muttersprache sind.

Dass in den kommenden Jahren doppelt so viele Welsche in der Landesregierung sitzen könnten, kommt für diese FDP-Parlamentarier nicht in Frage. Namentlich äussern will sich aber niemand, um die FDP-Spitze nicht zu desavouieren, die den Kandidatenkreis auf die «lateinische Schweiz» beschränkt hatte. Daher seien nun alle «mit angezogener Handbremse» unterwegs, wie es ein freisinniger Nationalrat formuliert. «Für mich ist jedenfalls klar: Einem Zweier-Ticket Tessin/Romandie werde ich nicht zustimmen», fügt er hinzu.

Entweder brauche es eine reine Tessiner Auswahl mit zwei oder drei Kandidaten oder aber ein Ticket à la SVP, so der Parlamentarier: Bei der letzten Bundesratswahl Ende 2015 hatte die Volkspartei mit dem Zuger Thomas Aeschi (38), dem Tessiner Norman Gobbi (40) und dem Waadtländer Guy Parmelin (57) je ­einen Kandidaten aus den drei grossen Sprachregionen nominiert.

Motiv Frauensolidarität könnte spielen

Durchgesetzt hat sich damals Parmelin, was ein weiterer Grund dafür ist, warum Moret, aber auch de Quattro noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen: Würde eine von ihnen gewählt, käme die Mehrheit der Landesregierung aus gerade mal zwei Kantonen – Waadt und Bern. «Nehmen wir doch noch drei Zürcher und vergessen den Rest des Landes», schimpft ein Freisinniger aus einer Randregion.

Doch es gäbe auch Unterstützer für eine Westschweizer Frauenkandidatur: Den Linken würden de Quattro und Moret besser gefallen als der Tessiner Krankenkassen-Lobbyist Ignazio Cassis (56).

Bei Parlamentarierinnen dürfte zudem das Motiv der Frauensolidarität spielen – ausser natürlich bei jenen FDP-Parlamentarierinnen, die sich später selber Chancen auf ­einen Einzug in den Bundesrat ausrechnen.

Allen voran gilt dies für die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter (53), die als gesetzt gilt, sobald ­Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (65) zurücktritt.

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