Diktatoren-Gattin wollte Skifahren
Schweiz verweigert Frau Lukaschenko die Einreise

«Die Covid-19-Pandemie», heisst es in Bern, verbiete den Besuch einer Gruppe aus Weissrussland – auch der Ehefrau von Europas letztem Diktator.
Publiziert: 20.03.2021 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2021 um 09:05 Uhr
Simon Marti

Anfang Jahr plante ein illustres Grüppchen aus Belarus, wie Weissrussland auf Russisch heisst, einen Ausflug in die Schweiz. Mit von der Partie war Diktatorengattin Halina Lukaschenko, Ehefrau von Alexander Lukaschenko – die, wie es in Bern heisst, ihre Skiferien gern in den Schweizer Alpen verbringt.

Doch in diesem Jahr fiel ihr Trip ins Wasser. SonntagsBlick erfuhr aus mehreren Quellen, dass die Schweizer Behörden den geplanten Flug verhinderten, weil sich auf der ­Passagierliste Namen von Personen fanden, gegen welche Einreiseverbote bestehen. Um wen es sich genau handelte, darüber gibt das Aussendepartement (EDA) keine Auskunft. Halina Lukaschenko figuriert jedenfalls nicht auf der offi­ziellen Sanktionsliste des Bundes.

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Corona sei praktische Ausrede

Die offizielle Stellungnahme läuft darauf hinaus, dass die Reise der Pandemie zum Opfer fiel. «Im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie wird die Einreise in die Schweiz im Moment sehr restriktiv gehandhabt», schreibt das Departement auf Anfrage. Da Be­larus zu den Risikoländern zähle, konnte die Reise der Gruppe Anfang Jahr nicht bewilligt werden. Dies sei nur in ganz wenigen Ausnahmefällen möglich.

Alexander Lukaschenko mit der Vorsitzenden des Föderationsrates, Walentina Matwienko .
Foto: picture alliance / NurPhoto
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Corona sei als Ausrede praktisch, sagen Personen, die den Fall gut kennen. In Wirklichkeit habe man die gegen Belarus beschlossenen Sanktionen umgesetzt. Es dürfte kaum im Interesse der Eidgenossenschaft liegen, wenn bekannt wird, dass Vertreter des Lukaschenko-Regimes hier­zulande ein paar schöne Tage geniessen, während Sicherheits­kräfte die Opposition in den Strassen von Minsk niederknüppeln und die Schweizer Staatsbürgerin Natallia Hersche als politische Ge­fangene eingekerkert ist.

«Ohne Druck bewegt sich das Regime nicht»

Vergangene Woche sprach BLICK in Genf mit Swetlana Tichanowskaja (38). Im Interview forderte die belarussische Oppositionsführerin den Bundesrat auf, zusätzliche Sanktionen zu ergreifen: «Es gibt eine humanitäre und politische Krise in Belarus, und die müssen wir beenden. Ohne Druck bewegt sich das Regime nicht, stattdessen verschlimmert sich die Situation sogar noch.»

Doch bis vor kurzem legten Schweizer Politiker und Funktionäre eine eigentümliche Nähe zu Lukaschenko an den Tag. René Fasel, Prä­sident der Internationalen Eis­hockey-Föderation (IIHF), schloss den ­Autokraten im Januar sogar in die Arme. Peinlichkeiten dieser Art will der Bund möglichst vermeiden.

Bleibt zu hoffen, dass dies auch für die Zeit nach Corona gilt.

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