DNA-Proben bei Röstis Wolfjagd enthüllen
Geschossene Wölfe hatten kein einziges Schaf gerissen

In der Schweiz wurden nur Wölfe getötet, die keine Nutztiere gerissen hatten, während problematische Tiere überlebten. Bundesrat Rösti stand wegen umstrittener Jagdregeländerungen in der Kritik.
Publiziert: 26.04.2024 um 14:01 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2024 um 15:37 Uhr
Albert Röstis Wolf-Abschusspläne gaben zu reden.
Foto: Keystone
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Über 50 tote Wölfe: Das ist die Bilanz der Jagdsaison im vergangenen Winter. Ende Januar mussten die Wildhüter und Jäger nach zweimonatiger Wolfsjagd ihre Waffen niederlegen.

Erstmals war es ihnen erlaubt, ganze Rudel zu erlegen, ohne dass diese bereits grossen Schaden angerichtet haben. Umweltminister Albert Rösti (56) hatte die Jagdverordnung auf den 1. Dezember hin entsprechend gelockert – was für heftigen Protest bei Umweltorganisationen sorgte.

Juristen warnten Rösti

Nun zeigen Recherchen der Tamedia-Zeitungen: Das Umweltdepartement hatte bei der Wolfsjagd nur wenige Änderungsvorschläge des Bundesamts für Justiz (BJ) berücksichtigt. Die Berner Konvention sei auch nach einer verwaltungsinternen Aussprache nicht erwähnt worden, hiess es laut Tamedia in internen Dokumenten.

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) soll im Vorfeld der Jagd gar gewusst haben, dass die geplanten Massnahmen mit dem Ziel der Konvention wohl nicht vereinbar seien. Die Grenzzahl für Wolfsrudel habe es unbegründet und trotz Intervention nicht geändert.

Erlegte Wölfe haben kein Schaf gerissen

Daten aus dem Kanton Wallis zeigen nun, dass die abgeschossenen Wölfe unschuldig sind. Denn die bei der Wolfsjagd erlegten Tiere hatten kein einziges Schaf gerissen. Das würden laut der Zeitung DNA-Proben zeigen. Anhand dieser Proben – sie werden bei toten Tieren genommen – können Risse jeweils einem Wolf zugeordnet werden.

Stattdessen laufen wahre Schafsschlächter – etwa im Kanton Wallis das männliche Tier mit der Bezeichnung M271 – noch immer frei herum. Und das, obwohl Bundesrat Rösti öffentlichkeitswirksam beteuerte, man nehme nur die «problematischen Rudel» ins Visier.

Ab September soll erneut zur Wolfsjagd geblasen werden

Auch Wölfin F113, sie riss mehrere Tiere aus geschützten Herden, scheint den Winter überlebt zu haben. Dafür wurden Wölfe getötet, die den Schäfern keine Probleme bereiteten, wie sich die Gruppe Wolf im Artikel zitieren lässt: «Allen elf abgeschossenen Tieren konnte kein einziger Nutztierriss zugeordnet werden.» Der Kanton Graubünden will seine Daten kommende Woche ebenfalls veröffentlichen.

Trotz der Kritik, die Jagd ging weiter. Ab September soll sie erneut beginnen. Das Umweltdepartement verteidigt die Entscheidungen: «Ohne Eingriffe wird der Wolfsbestand unkontrolliert weiterwachsen», so die Rechtfertigung. (oco)

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