Einschüchterung wie in Deutschland
Masken-Gegner belagern Haus von Schwyzer Regierungsrat

Man kennt dieses Phänomen vor allem aus Deutschland, nun ist es auch in der Schweiz angekommen. Gegner der Corona-Massnahmen belagerten einen Schwyzer Regierungsrat vor dessen privatem Wohnsitz.
Publiziert: 02.02.2022 um 09:29 Uhr

Am Montagabend versammelten sich in Lachen SZ rund 20 Eltern vor dem Haus von Bildungsdirektor Michael Stähli (54), um gegen die Maskenpflicht an Schulen zu demonstrieren. Das berichtet CH Media. Vor der Eingangstür des Wohnsitzes wurden verschiedene Parolen deponiert. «Hände weg von unseren Kindern» stand darauf oder «Bitte lassen Sie uns frei atmen».

Der Schwyzer Mitte-Regierungsrat bestätigt die Demo. «Weitere Einzelheiten kommentiere ich nicht», sagte er zu CH Media. Stähli hatte den Zorn der Massnahmengegner auf sich gezogen, weil er den Organisatoren einer Demonstration gegen Corona-Massnahmen an Schulen eine «eindimensionale Sichtweise» vorgeworfen hatte. Wie die Zeitungen von CH Media schreiben, verlief die friedlich. Auch die Polizei sagt, es lägen keine Hinweise auf strafbare Handlungen vor.

Karl Lauterbach war ebenfalls Opfer

Dass vor der privaten Haustür eines Politikers demonstriert wird, ist dennoch ein Novum in der Schweiz. Solche Aktionen kannte man bis anhin vor allem aus Deutschland, wo Massnahmengegner seit einigen Monaten sogenannte Corona-Spaziergänge veranstalten, die oft zu Häusern von Politikern führten.

Noch immer wird gegen Corona-Massnahmen demonstriert, wie hier am 8. Januar in Zürich.
Foto: keystone-sda.ch
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Im Dezember hielten Impfgegner etwa eine unangemeldete Demonstration vor der Privatwohnung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (58) ab. Wenige Tage zuvor waren rund 30 Fackelträger laut rufend vor dem Wohnhaus von Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (63) im Landkreis Leipzig aufmarschiert. Auch in Österreich und Luxemburg wird so versucht, Politiker einzuschüchtern.

Drohungen haben zugenommen

Nun ist diese Art des Protests auch in der Schweiz angekommen – wo man eigentlich stolz darauf ist, dass Bundesräte unbehelligt durch die Strassen gehen und Zug fahren können. Doch Mitglieder des Bundesrats, des Parlaments, der öffentlichen Verwaltung und der kantonalen Regierungen sind in der Pandemie vermehrt Drohungen ausgesetzt. Im vergangenen Jahr registrierte das Bundesamt für Polizei (Fedpol) 1215 Drohungen (2020: 885). In 120 Fällen suchte das Fedpol die Gefährder gar an deren Wohnort auf oder erstattete Strafanzeige.

Selbst für prominente Massnahmengegner wie den Schwyzer SVP-Nationalrat Marcel Dettling (41) gehen solche Hausbesuche zu weit. «Das passt nicht zur Schweiz», sagte er zu CH Media. «Auch Magistratspersonen haben ein Anrecht auf Privatsphäre.» (sf)

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