«Ein Viertel der jungen Männer ist übergewichtig»
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BFS zum Gesundheitszustand:«Ein Viertel der jungen Männer ist übergewichtig»

Ergebnisse der BFS-Gesundheits-Befragung
Psychische Belastungen gestiegen – besonders bei jungen Frauen!

Das Bundesamt für Statistik stellte am Freitag die neuste Schweizerische Gesundheitsbefragung vor. Sie liefert Erkenntnisse zum Gesundheitszustand der Schweizerinnen und Schweizer nach der Corona-Pandemie.
Publiziert: 03.11.2023 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2023 um 13:07 Uhr

Das Erfreuliche vorweg: Den Schweizerinnen und Schweizern geht es grundsätzlich gut. 2022 fühlten sich 85 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren gesund. 83 Prozent gaben an, glücklich zu sein.

Gleichzeitig lebt mehr als ein Drittel mit einem dauerhaften Gesundheitsproblem. Hinzu kommt: Die psychischen Belastungen sind im Vergleich zu 2017 gestiegen. Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen, im Speziellen junge Frauen.

Das sind die ersten Erkenntnisse der alle fünf Jahre durchgeführten, grössten Gesundheitsbefragung der Schweiz, die das Bundesamt für Statistik (BFS) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag in Bern vorstellten. Blick fasst die wichtigsten Punkte zusammen.

Das Bundesamt für Statistik veröffentlichte am Freitag die Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung.
Foto: imago images/McPHOTO
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Psychische Gesundheit bei Jugendlichen verschlechtert

Psychische Gesundheit zeigt sich in emotionalem Wohlbefinden, Selbstbewusstsein, Lebenszufriedenheit, Arbeits- und Leistungsfähigkeit. Oder in der Fähigkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und Beziehungen aufzubauen und zu unterhalten.

Im Vergleich zur vergangenen Befragung 2017 hat die psychische Belastung zugenommen: Der Anteil der mittel oder stark Betroffenen ist von 15 auf 18 Prozent gestiegen. Besonders hoch ist die psychische Belastung 2022 bei den 15- bis 24-Jährigen (22 Prozent) und hier vor allem bei den Frauen: 9 Prozent sind stark, weitere 20 Prozent mittelstark psychisch belastet. 18 Prozent der jungen Frauen litten im vergangenen Jahr unter Angststörungen.

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Hier machen sich auch die Corona-Auswirkungen bemerkbar: 9 Prozent der Bevölkerung sind der Ansicht, dass sie sich im Vergleich zu vor der Covid-19-Pandemie heute häufiger einsam fühlen. Dieses Gefühl herrscht bei den 15- bis 24-Jährigen rund doppelt so stark vor wie bei den 75-Jährigen und Älteren.

Ältere Menschen leiden öfter an Gesundheitsproblemen

Das Alter hat Auswirkungen auf die Gesundheit. Vor allem der natürliche Alterungsprozess führt dazu, dass die letzten Lebensjahre häufig von Behinderungen und Einschränkungen begleitet sind.

In der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren hat jeder Zweite ein dauerhaftes Gesundheitsproblem. 8 Prozent sind in den Alltagsaktivitäten stark eingeschränkt. 12 Prozent in dieser Altersgruppe leiden an Diabetes, der Anteil ist bei den Männern steigend.

So wurden die Daten erhoben

2022 wurde die siebte Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB) seit 1992 durchgeführt – zu Beginn noch während der Gültigkeit der Corona-Massnahmen. Mit den Daten können keine direkten Vorher-Nachher-Vergleiche durchgeführt werden, weil die Stichproben bei jeder Erhebung neu gezogen wurden. Der aktuelle Zustand kann jedoch mit den Befunden aus früheren Befragungen verglichen werden.

Gemäss Bundesamt für Statistik haben 21'930 Personen an der SGB 2022 teilgenommen. Insgesamt wurden 11'791 Frauen und 10'139 Männer befragt. Davon 17654 Personen mit schweizerischer Staatsbürgerschaft und 4276 in der Schweiz wohnhafte Ausländerinnen und Ausländer. 

2022 wurde die siebte Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB) seit 1992 durchgeführt – zu Beginn noch während der Gültigkeit der Corona-Massnahmen. Mit den Daten können keine direkten Vorher-Nachher-Vergleiche durchgeführt werden, weil die Stichproben bei jeder Erhebung neu gezogen wurden. Der aktuelle Zustand kann jedoch mit den Befunden aus früheren Befragungen verglichen werden.

Gemäss Bundesamt für Statistik haben 21'930 Personen an der SGB 2022 teilgenommen. Insgesamt wurden 11'791 Frauen und 10'139 Männer befragt. Davon 17654 Personen mit schweizerischer Staatsbürgerschaft und 4276 in der Schweiz wohnhafte Ausländerinnen und Ausländer. 

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Auch Bluthochdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel haben deutlich zugenommen. Der Anteil der Personen mit Bluthochdruck ist in dieser Altersgruppe in den vergangenen 30 Jahren von 36 auf 49 Prozent gestiegen. Bei den Männern stärker als bei den Frauen.

Rauschtrinken bei Jüngeren nimmt zu

Wer Alkohol trinkt, weiss, welche Folgen das haben kann. Übermässiger Konsum ist eine Hauptursache für frühzeitige Sterblichkeit. Und kann die körperliche, psychische und soziale Gesundheit beeinträchtigen. Zudem kann er das Risiko von Unfällen, Gewalt und frühzeitiger Behinderung erhöhen.

Die Befragung zeigt: Männer trinken häufiger und mehr Alkohol als Frauen. 65 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen geben an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken. Immerhin: Seit 1992 ist der Anteil der Personen, die täglich Alkohol konsumieren, sowohl bei den Männern (von 30 auf 12 Prozent) als auch bei den Frauen (von 11 auf 5 Prozent) um gut die Hälfte zurückgegangen.

Bloss: Der Trend zu einem verändertem Konsumverhalten hält an. Die Bevölkerung trinkt zwar tendenziell seltener Alkohol, dafür bei den sich bietenden Gelegenheiten insgesamt mehr. 11 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer betrinken sich mindestens einmal im Monat. Ein sporadisch risikoreicher Alkoholkonsum, sogenanntes «Rauschtrinken», ist mehrheitlich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auszumachen. 31 Prozent der jungen Männer zwischen 15 und 24 Jahren betrinken sich mindestens einmal pro Monat, im Gegensatz zu 20 Prozent bei den Frauen derselben Altersklasse.

Immer weniger starke Raucherinnen und Raucher

Die gute Nachricht: In den vergangenen 30 Jahren ist der Anteil der Personen, die Tabak rauchen, von 30 auf 24 Prozent zurückgegangen. Schliesslich weiss heute jedes Kind: Rauchen ist ein Hauptrisikofaktor für zahlreiche Krankheiten. Der Rückgang ist bei den Männern deutlich ausgeprägter. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern verringert sich zunehmend. Dagegen wachsen die sozialen Unterschiede: Der Anteil der Rauchenden ist bei Personen ohne Tertiärausbildung (27 Prozent) deutlich höher als bei solchen mit (20 Prozent).

Die schlechte Nachricht: Insgesamt 3 Prozent der Bevölkerung benützten 2022 E-Zigaretten – und zwar unabhängig davon, ob sie Tabak rauchen oder nicht. Am höchsten ist der Gebrauch der E-Zigarette bei den Männern und Frauen von 15- bis 24-Jahren (5 beziehungsweise 6 Prozent). Snus (Tabak zum Lutschen) ist vor allem bei der jüngeren männlichen Bevölkerung beliebt. 11 Prozent der 15- bis 24-jährigen Männer konsumierten 2022 Snus.

Mehr Menschen achten auf Ernährung, weniger essen Früchte und Gemüse

71 Prozent aller Befragten achten heute auf ihre Ernährung. Aber: Lediglich 16 Prozent erfüllen die Ernährungsempfehlungen beim Früchte- und Gemüsekonsum, Frauen mehr als Männer (20 gegenüber 11 Prozent). Deutlich weniger als noch 2017 (21 Prozent). Die Empfehlung hierbei lautet: pro Tag mindestens fünf Portionen Früchte und/oder Gemüse essen.

47 Prozent der Bevölkerung assen 2022 mehr als dreimal pro Woche Fleisch. Seit 1992 ist die Häufigkeit des Fleischkonsums allerdings stark zurückgegangen: Der Anteil der Personen, die täglich Fleisch essen, hat sich mehr als halbiert (von 25 auf 12 Prozent) und der Anteil der Personen, die gar kein Fleisch essen, hat sich verdreifacht (von 2 auf 6 Prozent).

Auch der Konsum von Süssgetränken hat abgenommen. Gemäss Empfehlungen sollte nicht mehr als ein Glas Süssgetränke (2 bis 3 dl) täglich konsumiert werden. Entsprechend dieser Empfehlung tranken 7 Prozent der Bevölkerung 2022 zu viele Süssgetränke. Dieser Anteil hat sich seit 2017 allerdings etwas reduziert (von 9 auf 7 Prozent). Männer trinken doppelt so häufig zu viele Süssgetränke wie Frauen (10 gegenüber 4 Prozent). (oco)

03.11.2023, 10:09 Uhr

Medienkonferenz beendet

Lévy wiederholt noch einmal: Den Menschen in der Schweiz gehe es grundsätzlich gut. Man sei sich der eigenen Gesundheit bewusst, das gelte es zu stärken, so die BAG-Chefin.

Damit ist die Medienkonferenz beendet.

03.11.2023, 10:03 Uhr

Fragerunde eröffnet

Mit den Daten könnten keine direkten Vorher-/Nachher-Vergleiche zur Corona-Pandemie durchgeführt werden, weil die Stichproben bei jeder Erhebung neu gezogen worden seien, heisst es auf eine Frage.

Der aktuelle Zustand könne jedoch mit den Befunden aus früheren Befragungen verglichen werden, um gesundheitliche Entwicklungen und Veränderungen in der Gesellschaft mit Zahlen zu belegen und Probleme und Herausforderungen für die Gesundheitspolitik aufzuzeigen.

03.11.2023, 09:57 Uhr

Noch immer zu viele Raucher

Zu den Risikofaktoren gehöre etwa der Tabak, so Lévy. Zwar sei der Anteil der Rauchenden gesunken, aber noch immer rauchten zu viele Menschen.

Jedes Jahr sterben über 9000 Menschen jährlich vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Man müsse junge Menschen darum besser schüzten.

03.11.2023, 09:53 Uhr

Prävention wichtig

BAG-Chefin Anne Lévy sagt, die Daten böten eine gute Übersicht. Erfreulich sei, dass es der Mehrheit der Bevölkerung gut bis sehr gut gehe. Das zeige, dass es sich lohne, dranzubleiben.

Es bleibe darum die Aufgabe von uns allen, die Lebensqualität der Menschen zu stärken. Das BAG setze sich daher seit Jahren für Prävention ein.

03.11.2023, 09:49 Uhr

E-Zigaretten bei jungen Erwachsenen beliebt

In den vergangenen 30 Jahren ist der Anteil der Personen, die Tabak rauchen, von 30 auf 24 Prozent zurückgegangen. Nach einer Phase der Stagnation seit 2007 ist der Anteil gegenüber 2017 (27 Prozent) erneut gesunken. Der Rückgang ist bei den Männern deutlich ausgeprägter. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern verringert sich also zunehmend.

Dagegen nehmen die sozialen Unterschiede zu: Der Anteil der Rauchenden ist bei Personen ohne Tertiärbildung deutlich höher. Alternative Produkte wie E-Zigaretten oder Lutschtabak (Snus) werden am meisten in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen konsumiert. In dieser Altersgruppe verwenden 6 Prozent der Frauen E-Zigaretten und 11 Prozent der Männer Snus.

03.11.2023, 09:48 Uhr

Regelmässiger Alkoholkonsum nimmt ab – Rauschtrinken nimmt zu

Männer trinken häufiger und mehr Alkohol als Frauen: 65 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen geben an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken. Seit 1992 ist der Anteil der Personen, die täglich Alkohol konsumieren, sowohl bei den Männern (von 30 auf 12 Prozent) als auch bei den Frauen (von 11 auf 5 Prozent) um gut die Hälfte zurückgegangen.

Der Trend zu einem verändertem Konsumverhalten hält allerdings an: Die Bevölkerung trinkt tendenziell seltener Alkohol, dafür bei den sich bietenden Gelegenheiten insgesamt mehr. 11 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer betrinken sich mindestens einmal im Monat.

03.11.2023, 09:46 Uhr

Ernährungstrends

Mehr Menschen geben an, auf die Ernährunge zu achten. 71 Prozent achten auf ihre Ernährung und 16 Prozent erfüllen die Ernährungsempfehlungen beim Früchte- und Gemüsekonsum – Frauen mehr als Männer (20 gegenüber 11 Prozent). Dies sind jedoch deutlich weniger als noch 2017 (21 Prozent). 

47 Prozent der Bevölkerung assen 2022 mehr als dreimal pro Woche Fleisch. Seit 1992 ist die Häufigkeit des Fleischkonsums stark zurückgegangen: Der Anteil der Personen, die täglich Fleisch essen, hat sich mehr als halbiert (von 25 auf 12 Prozent) und der Anteil der Personen, die kein Fleisch essen, hat sich verdreifacht (von 2 auf 6 Prozent). 

03.11.2023, 09:44 Uhr

Stabilisierung des Anteils der Übergewichtigen

43 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren seien übergewichtig oder adipös, sagt Storni. Männer hätten deutlich öfter Übergewicht als Frauen, bei der Adipositas bestünden kaum Unterschiede. Die langfristige Zunahme von Übergewicht und Adipositas habe sich nach einem raschen Wachstum von 1992 bis 2012 verlangsamt. Adipositas hat seither nur noch leicht zugenommen (von 10 auf 12 Prozent), Übergewicht stagniert (31 Prozent).

03.11.2023, 09:43 Uhr

Umfrage bestätigt Tendenzen

Die Pandemie habe die Gesellschaft vor grosse Herausforderungen gestellt, sagt Marco Storni, Bereichsleiter Sozialwissenschaftliche Befragungen beim BFS. Die psychischen Belastungen seien darum immer noch sehr hoch.

Junge Frauen geben darum am meisten an, vermehrt an Angststörungen gelitten zu haben. Die Umfrage bestätige Tendenzen, dass Jugendliche vermehrt an psychischen Erkrankungen litten.

03.11.2023, 09:40 Uhr

Gesundheitsprobleme bei älteren Menschen nehmen zu

Mit dem Alter nehme die Last von Gesundheitsproblemen und gesundheitsbedingten Einschränkungen zu, wie Ulrich sagt. In der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren habe jeder Zweite ein dauerhaftes Gesundheitsproblem und 8 Prozent seien in den Alltagsaktivitäten stark eingeschränkt.

12 Prozent in dieser Altersgruppe leiden an Diabetes, der Anteil ist bei den Männern steigend. Auch die Prävalenzen von Bluthochdruck und einem erhöhten Cholesterinspiegel haben deutlich zugenommen. Der Anteil der Personen mit Bluthochdruck ist in dieser Altersgruppe in den vergangenen 30 Jahren von 36 Prozent auf 49 Prozent gestiegen. Sowohl der Anstieg als auch die Prävalenzen sind bei den Männern deutlich höher als bei den Frauen.

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