Eritreerin kritisiert Reisebericht von SVP-Grossrätin Sabina Geissbühler
«Vereinfachend, unvollständig und irreführend!»

Die Eritrea-Aktivistin Veronica Almedom kritisiert den Reisebericht der Berner SVP-Grossrätin Sabina Geissbühler scharf. Diese habe sich vom Einparteien-Regime blenden lassen.
Publiziert: 12.05.2017 um 21:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:50 Uhr
Menschenrechtsaktivistin Veronica Almedom: «Ich schätze Frau Geissbühlers liebenswürdige Besorgnis um Futter und Wasser für die Ziege im Auto, aber es gab schlimmere Geschehnisse als sie in Eritrea war.»
Foto: Bertrand Rey
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Ruedi Studer und Christof Vuille

Vor zweieinhalb Jahren kündigte alt Bundesrat Christoph Blocher einen Eritrea-Trip an. Prompt forderte ihn die Menschenrechtsaktivistin Veronica Almedom auf, auch einen Blick hinter die Kulissen des Unrechtsregimes zu werfen. Aus Blochers Reise wurde nichts, dafür erkundete nun seine Parteikollegin Sabina Geissbühler das Land und zeichnete ein sehr unschuldiges Bild (BLICK berichtete).

«Ich schätze Frau Geissbühlers liebenswürdige Besorgnis um Futter und Wasser für die Ziege im Auto, aber es gab schlimmere Geschehnisse, als sie in Eritrea war», kritisiert die Eritrea-Schweizerin. «Ihre Schilderung über die Situation in Eritrea ist vereinfachend, unvollständig und irreführend.»

Geissbühler verbreite dieselben gefilterten und einseitigen Ansichten, welche die seit 1991 regierende Einheitspartei propagiere. «Sie hat nicht einmal bemerkt, dass Eritreer nicht ohne Angst mit ihr sprechen konnten.» So liefere sie der Schweizer Öffentlichkeit auch nichts Neues oder Relevantes.

Zum Beispiel fehlten Informationen «über die 360 überfüllten Gefängnisse, die sie vor ihrer Reise auf Google Map hätte finden können». 360 Gefängnisse bei einer Bevölkerung von weniger als vier Millionen Menschen – das müsse doch einige Fragen auslösen, so Almedom. Geissbühler verliere auch kein Wort über «die Hunderte Journalisten und anderer Zivilisten, die in den letzten Monaten verschwunden sind».

Zu den Eritrea-Reisen auch anderer Parlamentarier meint Almedom schliesslich: «Der Mangel an Professionalität und die Amateurhaftigkeit dieser Trips ist himmelschreiend.» Wenn Schweizer Politiker die eritreische Migrationskrise wirklich lösen wollten, brauche es eine «vertieftere, ernsthaftere und professionellere Herangehensweise».

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