Der Genfer Staatsrat Maudet klagt vor Gericht
«Ich erlebe seit drei Jahren eine Tortur»

An Tag zwei des Prozesses gegen den Genfer Staatsrat Pierre Maudet ist dieser erstmals selbst zu Wort gekommen. Er bestreitet, mit der gesponserten Luxusreise nach Abu Dhabi etwas Verbotenes getan zu haben.
Publiziert: 16.02.2021 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2021 um 17:11 Uhr
Am Montagmorgen begann der Prozess gegen Pierre Maudet und vier weitere Angeklagte.
Foto: Keystone
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Am zweiten Tag seines Prozesses vor dem Genfer Polizeigericht ist Pierre Maudet (42) ausführlich angehört worden. Der Staatsrat stand auf und sagte: «Ich stelle mich den Dingen, Frau Präsidentin!»

Zuvor war er von einer seiner drei Anwältinnen und Anwälte befragt worden, wie er diesen Prozess wahrnehme. «Mit einiger Ungeduld», antwortete er. «In den vergangenen drei Jahren habe ich diese Tortur durchlebt, für die ich grösstenteils selbst verantwortlich bin. Ich habe auch gewisse Ängste.»

Er habe sich keine Fragen gestellt

Auf persönlicher Ebene habe ihn dieser Fall «gezwungen, mir Hilfe zu holen, was für mich nicht selbstverständlich ist. «Man kommt da nicht unbeschadet heraus, was die Familie sowie das Verständnis und der Ausübung der Macht betrifft. Man wird sich seiner Verantwortung bewusster», sagte Maudet. Er verstehe auch besser, wo seine Limiten und Schwächen lägen. «Hinter jedem Magistraten gibt es immer auch einen Menschen.»

Maudet wies den Vorwurf von sich, dass es sich bei der Luxusreise 2015 nach Abu Dhabi, welche das Königshaus des Emirats zahlte, um Vorteilsnahme handelt. Das wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Er habe eine offizielle Einladung angenommen, die es dem Kanton erlaubt habe, die Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten zu stärken.

Erst kurz vor der Abreise habe er erfahren, dass dieser luxuriöse Aufenthalt komplett vom Kronprinzen bezahlt werde. Er habe die Kosten auf 10'000 Franken geschätzt – in der Tat waren sie fünfmal so hoch. Weiter habe er sich keine Fragen gestellt. Er habe sich zwar überlegt, auf die Reise zu verzichten, aber die Emirate seien ein wichtiges Ziel gewesen, sagte Maudet.

Maudet rechtfertigt Lüge

Im Frühjahr 2016 begannen die Medien, über diese Reise zu berichten, Maudet log und fürchtete um sein Image. «Meine Reaktion war dumm, als ich sagte, dass die Reise zwar privat, aber die offizielle Dimension sehr wichtig war. Diese Reise als Privatreise zu tarnen, erlaubte mir, sie aus der Öffentlichkeit herauszuhalten», rechtfertigte er sich aber.

Der Politiker gab ferner zu, dass er in jenem Jahr wohl nicht nach Abu Dhabi eingeladen worden wäre ohne die Intervention des Unternehmers Magid Khoury, der in diesem Fall ebenfalls angeklagt wurde, sowie von Antoine Daher, dem Vermittler zwischen den beiden Männern. Trotzdem habe er sich ihnen in keiner Weise verpflichtet gefühlt. «Ich bin jemand, der schwer zu beeinflussen ist. Ich schaffe das Risiko schnell aus dem Weg», sagte er.

Der Prozess gegen Maudet dauert voraussichtlich eine Woche. (SDA/lha)

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