Ersatz für verstorbenen André Simonazzi
Tessiner soll neuer Bundesratssprecher werden

Früher arbeitete Andrea Arcidiacono für Ruth Dreifuss und Pascal Couchepin. 2020 brachte er ein Interviewbuch mit SP-Bundesrat Alain Berset heraus. Jetzt soll er Bundesratssprecher werden.
Publiziert: 01.09.2024 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2024 um 09:09 Uhr

Auf einen Blick

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Raphael RauchBundeshausredaktor

Die Personalie klingt nach einer Reise in die Vergangenheit, zurück ins Bundesbern von Ruth Dreifuss (84), Pascal Couchepin (82) und Alain Berset (52). Laut Blick-Informationen soll der Tessiner Andrea Arcidiacono (58) Nachfolger des plötzlich verstorbenen Bundesratssprechers André Simonazzi (1968–2024) werden. 

Pierre Gobet (57), Sprecher der Schweizer Uno-Vertretung in New York (USA), und Urs Wiedmer (59), Kommunikationschef von Bundesrat Guy Parmelin (64), sind nach Informationen von Blick aus dem Rennen. Arcidiacono bestätigt, nach wie vor im Bewerbungsprozess zu sein. Über seine Kandidatur hatten die «NZZ» und CH Media berichtet.

Für Ruth Dreifuss war er «Arci»

In der katholischen Kirche war ein Erzdiakon früher der Stellvertreter des Bischofs: der erste Diener des Oberhirten, der auch in dessen Namen sprechen durfte. Im säkularen Bundesbern dürfte das Pult im Medienzentrum Arcidiaconos Altar werden, die Kanzel überlässt er für gewöhnlich den Bundesräten.

Andrea Arcidiacono soll neuer Bundesratssprecher werden.
Foto: arcidiacono-consulting
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In letzter Zeit war es ruhig um «Arci» geworden – so nannte ihn früher seine Chefin Ruth Dreifuss, und auf diesen Namen hört er bis heute. Der HSG-Absolvent gründete 2019 ein Beratungsunternehmen in Bern. Zuvor arbeitete er fürs Bundesamt für Gesundheit, die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels, die Schweizer Präsenz bei der Expo in Mailand (I) und das italienische SRG-Programm «Swissinfo». 

Es sollte ein Lateiner werden

Arcidiacono dürfte die Wahl vor allem seiner Tessiner Herkunft verdanken. Mit Bundeskanzler Viktor Rossi (55) und Vizekanzlerin Rachel Salzmann (42) ist die Deutschschweiz bereits in der Bundeskanzlei vertreten. Vorgänger Simonazzi stammte aus dem frankofonen Unterwallis, mit Arcidiacono kommt die lateinische Schweiz erneut zum Zug. 

Die grösste Freude an «Arci» dürfte der Tessiner Bundesrat Ignazio Cassis (63) haben. Aber auch die anderen Bundesräte könnten mit ihm gut fahren, allen voran Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (60): Sie erhält mit «Arci» einen Kollegen mit Dossierkenntnis. 2020 brachte Arcidiacono ein Interviewbuch mit SP-Bundesrat Alain Berset heraus. Wer mit so unterschiedlichen Chefs wie Ruth Dreifuss, Pascal Couchepin und FDP-Präsident Fulvio Pelli (73) klarkam, dürfte im Bundesratszimmer zurechtkommen.

Akkordeon, Joggen, Reisen – und Gandhi

Laut seiner Website liebt «Arci» Akkordeon, Joggen und Reisen. Als Bundesratssprecher wird er jedoch wenig reisen – sein Platz ist in Bern. Der Katholik, der in Bellinzona TI aufgewachsen ist, gibt sich interkulturell interessiert. «Wahres Wissen gibt einen moralischen Status und moralische Stärke», zitiert «Arci» Gandhi. Ein weiteres Gandhi-Bonmot: «Der Präsident ist der erste Diener.» Als Bundesratssprecher sollte er nicht nur den Magistraten dienen, sondern auch jenen, die sie kontrollieren: den Journalistinnen und Journalisten.

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