Ex-FDPler Marc Comina
Dieser Mann lieferte Markwalder ans Messer

Die Enthüllungen in Sachen Kasachstan sind für Christa Markwalder (FDP) mehr als peinlich. Ihr Nationalratspräsidum steht zur Diskussion. Jetzt zeigt sich, dass ausgerechnet ein Mann mit Drähten zu der FDP am Anfang der Enthüllungen stand.
Publiziert: 15.05.2015 um 11:50 Uhr
|
Aktualisiert: 13.10.2018 um 03:44 Uhr

Marc Comina ist in der Politszene in der Romandie eine bekannte Figur – als ehemaliger Bundeshausjournalist und Kommunkationsberater. Auf die nationale Bühne brachte er es einst als Autor eines Buches über die Demontage von Bundesrätin Ruth Metzler (CVP). Und jetzt soll er eine Rolle bei derselber von Christa Markwalder spielen. Gemäss «Tagesanzeiger» hat er der «NZZ» den Zugang zu den kasachischen E-Mails geliefert, welche die Rolle von Markwalder in der Kasachstan-Affäre dokumentierten. Dies tat er in seiner Funktion als Sprecher des kasachischen Oligarchen und Dissidenten Wiktor Chrapunow.

Dieser war einst Energieminister Kasachstans, überwarf sich aber mit Präsident Nursultan Nasarbajew und floh 2007 in die Schweiz. Hier hat Chrapunow um Asyl ersucht, und hier läuft gegen ihn ein Verfahren wegen Geld­wäscherei. Ein Auslieferungsgesuch Kasachstans wurde 2014 allerdings abgelehnt.

Laut «Tagesanzeiger» half Comina der «NZZ» bei der Recherche. Der 50-Jährige war einst selbst Journalist und trat ausgerechnet 2005 der FDP bei, schreibt die Zeitung. Später kandidierte er für den Lausanner Gemeinderat und das Waadtländer Kantonsparlament – beide Male erfolglos. Erfolgreich beriet er dagegen die freisinnige Jacqueline de Quattro im Regierungsratswahlkampf. Und 2011 sass er im Unterstützungskomitee von FDP-Nationalrat Fathi Derder.

Ex-Journalist und Ex-FDPler: Lobbyist Marc Comina.
Foto: Keystone

Laut einem zuverlässigen Informanten wusste Comina bereits Tage vor Erscheinen des «NZZ»-Artikels von dessen Entstehung – auch von der problematischen Rolle, die Markwalder darin spielen würde, schreibt der «Tagesanzeiger». Von der Zeitung damit konfrontiert, bestätigt Comina, mit der «NZZ» in Kontakt gestanden zu sein. Ende April seien von anonymer Seite neue E-Mails im Internet aufgeschaltet worden, die das kasachische Regime belasten. Verschiedene Journalisten hätten ihn daraufhin angerufen – darunter auch die NZZ, sagt Comina. Die Journalisten hätten gefragt, wie man die Daten herunterlade und in lesbare Dateien umwandle. Sie hätten auch gefragt, wer hinter welchem Namen stehe und was dies bedeute. «Wenn man mich fragt, gebe ich Antwort», sagt Comina. Er habe gerne geholfen, denn man könne sich leicht verlieren in den vielen Dokumenten, die seit Monaten nach und nach aufgeschaltet worden seien. Und er habe die E-Mails ja selbst ausgewertet.

So erfuhr die Schweiz durch die Hilfe eines Lobbyisten, wie Lobbying funktioniert. Und wie viel das Einreichen eines in Kasachstan redigierten Vorstosses kostet – 7188 Franken und 48 Rappen. Später erfuhr die Schweiz auch, wie vertrauliche Informationen aus der Aussenpolitischen Kommission über eine Lobbyistin nach Kasachstan gelangten.

Sicher ist laut «Tagesanzeiger» auch, dass sich Wiktor Chrapunow schon länger über Christa Markwalder ärgert. In ihrer Interpellation zu Kasachstan hat sie 2013 geschrieben: «Das Land hat auch erste Anstrengungen unternommen, um seine politischen Institutionen zu entwickeln – so nimmt zum ersten Mal in der Geschichte Kasachstans eine legitimierte Opposition, die Ak-Schol-Partei, im Parlament Einsitz. Auch das ist erfreulich.» Eine solch «skandalöse Lüge» sei für Chrapunow ein «Dorn im Auge», sagt Comina zum «Tagesanzeiger». Dadurch werde die kasachische Diktatur weissgewaschen. (eis)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?