Ex-SP-Fraktionschef Franco Cavalli
«Es braucht ein Zweierticket mit zwei Tessinern»

Die Romandie sei mit drei Sitzen im Bundesrat überrepräsentiert, sagt der frühere Tessiner Nationalrat und SP-Fraktionschef Franco Cavalli (74). Er wünscht sich ein Tessiner Doppelticket mit einer Frau und einem Mann.
Publiziert: 15.06.2017 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:55 Uhr
Ex-SP-Fraktionschef Franco Cavalli: «Die Romandie ist mit drei Sitzen überrepräsentiert. Jetzt ist es höchste Zeit, dass das Tessin berücksichtigt wird.»
Foto: Stefan Bohrer
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Ruedi Studer

Nach dem Rücktritt von FDP-Bundesrat Didier Burkhalter ist die Haltung von BLICK klar: Jetzt gehört ein Tessiner in den Bundesrat! Im Südkanton kommt diese Forderung gut an. Auch beim ehemaligen SP-Fraktionschef Franco Cavalli (74), wie er im BLICK-Interview erklärt.

Herr Cavalli, BLICK fordert einen Tessiner Bundesrat. Sehen Sie das auch so?
Franco Cavalli: Auf jeden Fall. Das Tessin ist seit 1999 nicht mehr im Bundesrat vertreten. Dass das Tessin in den letzten Jahren übergangen wurde, schadet dem nationalen Zusammenhalt. Die Tessiner fühlen sich benachteiligt und vernachlässigt. Davon hat nur die Lega profitiert. Der Tessiner Anspruch muss jetzt erfüllt werden.

Damit macht man der Romandie einen Sitz streitig.
Die Romandie ist mit drei Sitzen überrepräsentiert. Jetzt ist es höchste Zeit, dass das Tessin berücksichtigt wird. Diesen Anspruch müssen auch die Welschen anerkennen. Die Tessiner FDP muss deshalb zwei oder drei FDP-Kandidaten vorschlagen, aus welchen die FDP-Fraktion in Bern auswählen kann. Es braucht am Schluss ein Zweierticket mit zwei Tessinern!

Als SP-Mann muss es Ihnen doch wehtun, wenn das Tessin von einem Freisinnigen vertreten wird.
Der vakante Sitz in Bundesbern gehört der FDP. Und im Tessin ist die FDP die grosse Staatspartei – von daher geht das für mich in Ordnung. Obwohl natürlich auch die SP gute Kandidaten hätte.

Wen soll die FDP ins Rennen schicken?
Die FDP hat mehrere valable Kandidaten. Nüchtern betrachtet steht eine Kandidatur von Nationalrat Ignazio Cassis als FDP-Frakionschef im Vordergrund, er spielt in Bern eine wichtige Rolle. Im Weiteren hat sich Regierungsrat Christian Vitta mit kreativen Lösungsvorschlägen einen Namen gemacht. Nicht vergessen darf man die frühere Regierungsrätin Laura Sadis, die im Kanton gute Arbeit geleistet hat. Sie ist eine äusserst intelligente Frau und war auch als Nationalrätin sehr geschätzt in Bern.

Wer ist Ihr Favorit?
Es wäre toll, wenn auf dem Tessiner Doppel-Ticket ein Mann und eine Frau stehen würden. Laura Sadis würde ich gerne auf diesem Ticket sehen. Sie gilt als vermittelnde Person und würde daher auch gut in den Bundesrat passen.

Und bei den beiden Männern? Da steht Cassis in der Poleposition.
Cassis ist ein Vertreter des rechten FDP-Flügels, Vitta steht stärker in der Mitte. Von daher wäre mir eine Tessiner Kandidatur lieber, die den Bundesrat nicht noch weiter nach rechts rutschen lässt.

Kennen Sie Cassis gut?
Wir sind beide Ärzte. Ich kenne ihn vor allem als früheren Kantonsarzt. In Bundesbern haben wir uns aber nicht mehr gekreuzt. Ich habe 2007 als Nationalrat aufgehört, er kam im gleichen Jahr in den Nationalrat.

Sollte Cassis gewählt werden, würden Sie sich als Tessiner trotzdem freuen?
Fürs Tessin ja. Persönliche Gefühle sind dann weniger wichtig.

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