FDP-Präsident Thierry Burkart fordert Abschaffung
«Die integrative Schule ist gescheitert»

FDP-Parteipräsident Thierry Burkart hat die Abschaffung der integrativen Schule gefordert. «Sie ist gescheitert.» Lernschwache Kinder würden benachteiligt und der Regelunterricht behindert. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler würden vernachlässigt.
Publiziert: 20.06.2024 um 03:22 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2024 um 07:47 Uhr
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SDASchweizerische Depeschenagentur

FDP-Parteipräsident Thierry Burkart hat die Abschaffung der integrativen Schule gefordert. Diese Forderung ist einer von mehreren Vorschlägen, mit denen die Partei die Schule reformieren will.

Die integrative Schule sei gescheitert, sagte Burkart in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit Tamedia. Die lernschwachen Kinder würden in der integrativen Schule benachteiligt und der Regelunterricht behindert. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler würden vernachlässigt, sagte der Parteipräsident.

«Die vielen Abklärungen und Therapien führen zu einer Pathologisierung der Kinder», kritisierte der FDP-Parteipräsident. Viele Kinder würden trotz hohem Betreuungsaufwand die Bildungsziele nicht erreichen. In separaten Klassen könne besser auf den Lernbedarf eingegangen werden, zeigte er sich überzeugt. Fremdsprachige Kinder sollten zudem erst intensiven Deutschkurs erhalten, bevor sie in eine Regelklasse kommen.

FDP-Präsident Thierry Burkart will integrative Schule abschaffen.
Foto: Keystone
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«Spüren die Grenze»

Die Zentralpräsidentin von Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) sieht bei der integrativen Schule die Belastungsgrenze erreicht: «Wir spüren die Grenze, vor der wir immer gewarnt haben», sagte Dagmar Rösler Anfang Jahr in einem Interview mit dem SonntagsBlick. Dennoch wolle sie an der integrativen Schule festhalten. Es sei erwiesen, dass Schülerinnen und Schüler vom Umgang untereinander profitieren können, sagte sie.

Auf kantonaler Ebene wurde die integrative Schule in der Vergangenheit verschiedentlich diskutiert. Die Luzerner Regierung will beispielsweise die Wiedereinführung von Kleinklassen nicht prüfen. Im Kanton Zürich ist die Initiative eines bürgerlichen Komitees für Förderklassen hängig. Auch im Kanton Basel-Stadt ist das Thema noch nicht vom Tisch.

Grundsätzlich müsse sich die Schule künftig auf ihre Kernaufgabe – der Vermittlung von Grundkompetenzen – fokussieren, sagte Burkart. Er verspricht sich davon auch, den Lehrberuf attraktiver zu machen. Burkart will an der FDP-Delegiertenversammlung vom Samstag ein entsprechendes Positionspapier präsentieren, wie aus dem Interview hervorging.

Abschaffung von Frühenglisch und -französisch?

Ob darin die Abschaffung von Frühenglisch und Frühfranzösisch in der Grundschule erwähnt werde, sei noch offen. Dazu gebe es in der Partei unterschiedliche Positionen, sagte Burkart. Fremdsprachen sollten laut ihm erst in der Sekundarstufe auf dem Stundenplan stehen. Auch fordere die Partei, dass Noten erhalten bleiben, sagte der Parteipräsident. Damit schnitt er ein weiteres Thema an, das in letzter Zeit ebenfalls für Diskussionen gesorgt hatte.

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