Flavia Kleiner zählt zu den einflussreichsten Persönlichkeiten
«Ich wurde zum Gesicht des Aufstands der Zivilgesellschaft»

Die Wochenzeitung «Politico Europe» zählt «Operation Libero»-Geschäftsführerin Flavia Kleiner zu den 28 einflussreichsten Persönlichkeiten in Europa. Im BLICK-Interview erklärt Kleiner unter anderem, wieso ihr diese Auszeichnung ein zusätzlicher Ansporn ist und wieso sie die No-Billag-Initiative bekämpft.
Publiziert: 08.12.2017 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 02:10 Uhr
Die Chefin der politischen Bewegung «Operation Libero» war massgeblich daran beteiligt, dass die Durchsetzungsinitiative der SVP an der Urne scheiterte.
Foto: PETER GERBER
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Julien Duc

Grosse Ehre für Flavia Kleiner (26): Die Wochenzeitung «Politico Europe» hat das Aushängeschild der politischen Bewegung «Operation Libero» in die «Klasse von 2018» gewählt*. Darin befinden sich 28 Persönlichkeiten, die gemäss eigener Einschätzung das politische Europa im kommenden Jahr massgeblich mitgestalten werden.

Kleiner schafft es als Siebzehnte in dieses illustere Grüppchen. Darin befinden sich zum Beispiel Christian Lindner (38), der die deutsche FDP zurück in die Erfolgsspur brachte. Oder der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte (50). Kleiner wird als «Populist Buster» – also die Bezwingerin des Populismus – geehrt. Sie und die «Operation Libero» waren massgeblich daran beteiligt, dass die Durchsetzungsinitiative der SVP im Februar 2016 bachab ging.

Kleiner ist deshalb am Donnerstag nach Brüssel gereist. Trotzdem nahm sie sich kurz Zeit, die Fragen von BLICK zu beantworten:

BLICK: Wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass «Politico Europe» Sie zu den einflussreichsten Personen für 2018 zählt?
Flavia Kleiner (27): Ich habe mich riesig gefreut! Das ist ganz einfach eine unglaubliche Anerkennung, dass ich diese Nominierung stellvertretend für unser grossartiges Team entgegennehmen durfte.

Fühlen Sie sich dadurch «genötigt», 2018 besonders engagiert zu sein?
2018 stehen grosse Fragen an. Das ist meine Motivation, aktiv zu bleiben. Zuerst müssen wir am 4. März die No-Billag-Initiative bodigen. Und im November könnte schon die Selbstbestimmungsinitiative der SVP an die Urne kommen. Das sind beides fundamentale Fragen für die Schweiz, und der Abstimmungskampf wird viel Kraft brauchen. Da motiviert uns diese Nomination natürlich, sie ist ein zusätzlicher Ansporn!

Gab das Engagement gegen die Durchsetzungsinitiative der SVP den Ausschlag, dass Sie auf diese Liste gehievt wurden?
In ganz Europa gibt es Organisationen, die gebannt und interessiert zuhören, wie wir mit diesen Herausforderungen in der Schweiz umgehen. Mit der Durchsetzungsinitiative wurde ich, stellvertretend für all die vielen Menschen und Organisationen, die sich ebenfalls dagegen eingesetzt hatten, zum Gesicht des «Aufstands der Zivilgesellschaft».

«Politico Europe» bezeichnet Sie als «Populist Buster» – eine Bezwingerin der Populisten. Sind Sie das Schreckgespenst der SVP?
Das Team von «Operation Libero» hat seit der Durchsetzungsinitiative – zusammen mit zahlreichen Helferinnen und Helfern – auch andere Kämpfe geführt und gewonnen, wie zum Beispiel die Abstimmung für eine erleichterte Einbürgerung von jungen Ausländern der dritten Generation. Oft hatten wir es dabei mit der rechtspopulistischen SVP als Gegnerin zu tun.

Die «Operation Libero» hat sich am Dienstag in die No-Billag-Schlacht geworfen. Weshalb?
Wir äussern uns immer dann, wenn wir Schicksalsfragen für das Chancenland Schweiz oder fundamentale Freiheiten bedroht sehen. Und so ist es auch bei der No-Billag-Initiative. Es geht hier überhaupt nicht um die SRG, sondern um die Demokratie. Die Initiative schwächt mutwillig die Schweizer Medienlandschaft. In einer direkten Demokratie tragen die Bürgerinnen und Bürger die Verantwortung. Dazu brauchen sie möglichst vielfältige Informationen. Diese Grundlage will die Initiative entziehen.

Sie haben ein Jahr in Jerusalem studiert. Was halten Sie davon, dass US-Präsident Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hat?
Meine Freunde in Jerusalem wünschen sich eigentlich vor allem einen normalen Alltag, sie wollen Ruhe und Frieden. Ich zweifle daran, dass der Entscheid von Trump diesem Wunsch förderlich ist.

*So geht «Politico» bei der Zusammenstellung der «Klasse» vor: Die Namen von einflussreichen Persönlichkeiten, die ihr Land oder die EU wesentlich mitgestalten, werden europaweit gesammelt. Auch Leser dürfen Vorschläge einbringen. Dann werden sie in mehreren Runden diskutiert, Rankings vergeben und letztlich die Liste zusammengestellt.

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