Frauen fehlten beim Spitzentreffen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie
So nicht, meine Herren!

Am Montag sprachen Bund, Kantone und Sozialpartner über Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nur eine Gruppe sass nicht am Tisch: die Frauen. Das wollen Nationalrätinnen nicht länger hinnehmen.
Publiziert: 17.09.2016 um 16:08 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:41 Uhr
Bundesrat Johann Schneider-Ammann, links, biegt eine Vorhangschiene, während eines Besuchs der Firma SilentGliss in Lyss. Neben ihm eine Mitarbeiterin. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Foto: PETER SCHNEIDER
Sermîn Faki

Da standen sie nun und erklärten, wie sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern wollen. Zum nationalen Spitzentreffen der von Bundespräsident Johann Schneider-Ammann ins Leben gerufenen Fachkräfteinitiative hatten sich am Montag Bund, Kantone und Sozialpartner getroffen.

Rosmarie Quadranti, BDP ZH.
Foto: Keystone

Nur eine Gruppe fehlte: die Frauen. Und das bei einem Thema, das vor allem Frauen betrifft – denn Männer reduzieren ihr Arbeitspensum kaum, wenn sie Vater werden. Im Gegensatz zu den Müttern, egal wie gut diese ausgebildet sind. Dass die anschliessende Pressekonferenz von sechs Männern bestritten wurde, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Ein Bollwerk an Frauen

Dass die Frauen bei diesem Thema aussen vor gelassen wurden, stösst nun mehreren Parlamentarierinnen sauer auf. Sie haben daher beschlossen, dem Bundesrat am Montag in der Fragestunde auf den Zahn zu fühlen. BDP-Fraktionschefin Rosmarie Quadranti will von Schneider-Ammann wissen, ob der Bundesrat es zeitgemäss findet, wenn sich im 21. Jahrundert sechs Männer zu einem «Frauenproblem» äussern.

Ida Glanzmann-Hunkeler, CVP LU.
Foto: parlament.ch

Prisca Birrer-Heimo (SP), Lisa Mazzone (Grüne), Tiana Angelina Moser (GLP), Ida Glanzmann (CVP) und Doris Fiala (FDP) haben ähnliche Fragen einreicht. Dem Bundespräsidenten wird am Montag ein wahres Bollwerk an Frauen gegenübertreten. 

«Die Frauen werden aussen vorgelassen», nervt sich Ida Glanzmann. Die Luzernerin findet, dass man bei Frauenthemen nicht nur über Frauen, sondern mit Frauen sprechen müsse. «Sonst verkommen solche Initiativen zur Farce.»

An der Zielgruppe vorbei

Die Nationalrätinnen können gute Gründe für den zwingenden Einbezug der Frauen vorweisen: So werde das grösste brachliegende Potenzial an einheimischen Arbeitskräften bei den Frauen geortet, sagt Doris Fiala. Wem es wirklich ernst sei mit dem Inländervorrang, müsse diese an den Tisch holen.

Doris Fiala, FDP ZH.
Foto: Keystone

«Dass ausgerechnet bei einem Thema, das vor allem Frauen betrifft, sechs Herren vor die Öffentlichkeit treten, ist kommunikativ höchst ungeschickt», so die Zürcherin. «Würde ich als PR-Fachfrau derart die Meinungsmacherinnen für die wichtigste Zielgruppe vergessen, würden mich meine Kunden zu Recht hinterfragen.»

Expertinnenwissen nutzen

Quadranti verweist darauf, dass gemischte Gruppe aus unterschiedlichen Teilnehmern bessere Lösungen erarbeiten. «In der Lebenswelt der Männer ist diese Erkenntnis oft noch nicht ganz angekommen.»

Prisca Birrer-Heimo, SP LU.
Foto: Keystone

Und drittens sagen die Politikerinnen, dass Frauen Erfahrungen einbringen, die Männer nicht haben. «Als Mutter von drei Kindern muss ich mir immer ein Schmunzeln verkneifen, wenn Männer uns erklären wollen, wie Frauen alles unter einen Hut bringen können», sagt Fiala. Glanzmann ergänzt, dass in Frauenverbänden und Berufsorganisationen schon lange über das Thema diskutiert werde.

Auch Birrer-Heimo sagt: «Es gibt viele gute Vorschläge, wie man die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern kann. Die Fachkräfteinitiative sollte sich dieses Expertinnenwissen zu eigen machen.»

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