Für neues Wahlvideo schwingt d
«Wir wollen lieber tanzen, als uns auf die Strasse kleben»

Die SVP geht auch in diesem Wahljahr mit einem Song auf Stimmenfang. Nachdem es vor acht Jahren sogar für die Charts reichte, lässt Thomas Matter seine Fraktionskollegen nun tanzen.
Publiziert: 14.08.2023 um 00:53 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2023 um 11:01 Uhr

Ein Pop-Beat, grüne und orange Knöpfe leuchten. Dann tritt «DJ Tommy» ans Discopult – und die SVP bewegt sich im Takt. 

Wahlkampf ist, wenn die SVP die Lautsprecher aufdreht. Vor acht Jahren lancierte Thomas Matter (57) alias «DJ Tommy» den Hit «Welcome to SVP». Über eine Million Klicks auf Youtube und ein Platz in der Hitparade erreichten sie mit einem selbstironischen Lied und einem Video, in dem Christoph Blocher (82) den Köpfler in den Pool wagt. In diesem Jahr trauen sich die Politiker sogar zu tanzen – mit Neonkrawatte und Leuchtstäben.

«Ich kann eigentlich gar nicht singen»

Nationalrat Matter verantwortet den Song – und gibt auch gleich den Leadsänger. «Ich kann eigentlich gar nicht singen», sagt er zu Blick. «Doch ein Freund hat mich überzeugt, es trotzdem zu versuchen.» Matter hatte auch die Idee für die Melodie, bei der Ausarbeitung half dann der Produzent, der anonym bleiben will. Der Song wurde nicht im Tonstudio aufgenommen. «Es ist eine Amateur-Produktion mit professioneller Unterstützung.» Auch die weibliche Stimme gehört einer Kollegin von Matter.

Die SVP hat ein neues Wahlvideo veröffentlicht.
Foto: SVP
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Im Video heizt «DJ Tommy» dann auch den SVP-Granden ein. So springt selbst Energieminister Albert Rösti (56) sichtlich erfreut ins Bild, während Magdalena Martullo-Blocher (53) immerhin die Arme schwenkt. Christoph Blocher sucht man im Video jedoch vergebens. Der Vater hat der Tochter Platz gemacht. 

«Wir wollen lieber tanzen, als uns auf die Strasse kleben», sagt Matter. Die Choreografie sei spontan entstanden. «Wir haben uns an einem Montagabend in einem Club in der Nähe von Zürich getroffen.» Montagabend war aber nicht der beste Zeitpunkt für eine Party. Entsprechend verkrampft wirken einige auf der Tanzfläche.

Im Radio nicht erlaubt

Hitparaden-Potenzial hat auch «Das isch d'SVP» – zumindest wenn es nach Matter geht. «Nach dreimal hören hat man einen Ohrwurm.» Grosse Ambitionen auf die Chartspitze hat Matter aber nicht. «Es ist ein Wahlkampf-Song.» 

Im Vergleich zum Hit vor acht Jahren fehlt beim neuen Lied die Selbstironie. Stattdessen steht der Tanz im Vordergrund. Dazu kommt, dass der Song selbst bei einem grossen Publikumserfolg nicht im Radio gespielt werden darf. Es ist Wahlwerbung, eine solche ist per Gesetz im Radio und Fernsehen verboten.

Fast die Hälfte der Fraktion hat mitgetanzt. «Am besten konnte es eindeutig Magdalena Martullo», sagt Matter. Doch auch wenn jemand den Takt verloren hat, sei das nicht schlimm. «Wir sind keine Profis.» Bis die letzte Szene im Kasten war, hat es aber doch gedauert – erst um Mitternacht fiel die letzte Klappe. 

Fünfstelliger Betrag

Matter will mit dem Video jene erreichen, die sich weniger für Politik interessieren. «2015 haben wir bei den Jungen zugelegt. Gut möglich, dass das Video einen Einfluss hatte», sagt Matter. 

Doch vor acht Jahren gab es auch Kritik aus den eigenen Reihen. Alfred Heer (61) kritisierte den Wahlkampf-Song «Wo e Willy isch, isch ou e Wäg» als «eher gaga». Kritik an der Oberflächlichkeit lässt Matter nicht gelten. «Das Video soll zeigen, dass Politik nicht trocken und bieder ist, sondern wir uns auch gerne bewegen und Spass haben.»

Die Kosten der Tanzeinlage kann Matter noch nicht beziffern. Er rechnet mit einem fünfstelligen Betrag. Zum Vergleich: Die SVP zieht mit einem Budget von mindestens 4,5 Millionen Franken in den Wahlkampf. 

Mit einem riesigen Konfettiregen und der Aufforderung von «DJ Tommy» endet der Clip: «Kein Schritt links und zweimal rechts.» Sagts und schreitet nach rechts aus dem Bild. Dafür machte er zwei Schritte nach links. Ein bewusster Entscheid, wie Matter sagt. «Wer von zu Hause aus mittanzen möchte, soll es dadurch etwas einfacher haben. Ich kann Ihnen aber sagen, dass diese Entscheidung die Dreharbeiten um einiges verlängert haben.» (bro)

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