Gaga-Vorschlag oder sinnvoll?
Das bringt Tempo 30 wirklich

Schweizer Städte wollen flächendeckend Tempo 30 einführen. Sie folgen damit einem internationalen Trend. Was bringt das, was sagen die Gegner? Ein Überblick.
Publiziert: 16.05.2023 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2023 um 13:36 Uhr

Höhere Sicherheit, geringere Abgasbelastung, weniger Verkehrslärm. Mit diesen Argumenten fahren die Befürworter auf, wenn es um Tempo 30 geht. Die Idee, die flächendeckend reduzierte Höchstgeschwindigkeit einzuführen, wird immer beliebter – gerade auch in Schweizer Städten. Sie sind die Treiber hinter Tempo 30.

Politisch ist das Verlangsamen des Verkehrs allerdings umstritten. In Städten wie Bern oder Basel, die Tempo 30 bereits ausgeweitet haben, hupten Bürgerliche und die Autolobby heftig dagegen an.

Auch in Zürich, hier soll die Geschwindigkeit in den nächsten zehn Jahren auf 150 Kilometer Strasse reduziert werden, haben FDP und SVP im vergangenen November eine Initiative gegen flächendeckendes Tempo 30 auf kantonaler Ebene eingereicht.

Schweizer Städte wollen flächendeckend Tempo 30 einführen.
Foto: Keystone
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Europäische Städte auf dem Vormarsch

Langsamer Verkehr, die Sorge vor (noch) mehr Stau oder die Mehrkosten für den öffentlichen Verkehr sind Kritikpunkte, die immer wieder gegen die Tempodrosselung ins Feld geführt werden.

International ist der Trend hingegen klar: Mehrere europäische Staaten und Grossstädte drücken bei der Einführung von Tempobeschränkungen aufs Gas. Viele Städte in Spanien und Frankreich setzten bereits seit 2020/21 überwiegend auf Tempo 30. Auch in Belgien, Finnland oder Österreich findet die Temporeduktion Anklang.

Weniger Verkehrsunfälle

Die stärksten Auswirkungen dieser Massnahme betrifft die Verkehrsunfälle. In Frankreichs Städten hat es seit der Einführung von Tempo 30 im Jahr 2020 rund 70 Prozent weniger Verkehrstote gegeben. In Brüssel seit 2021 55 Prozent weniger. Zudem sattelten hier 20 Prozent mehr aufs Velo um.

In den teilnehmenden französischen Städten hat es seit der Einführung von Tempo 30 im Jahr 2020 70 Prozent weniger Verkehrstote gegeben, in Brüssel seit 2021 55 Prozent weniger. Die Anzahl der Radfahrenden stieg im gleichen Zeitraum um 20 Prozent.

Untersuchungen der Beratungsstelle für Unfallverhütung zeigen auch in der Schweiz, dass es deutlich weniger schwere Verkehrsunfälle gibt.

Schwächere Lärmbelastung

In Deutschland hat das Umweltbundesamt die Auswirkungen einer Regelgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde innerorts auf Verkehr, Lärm und Luftschadstoffe untersuchen lassen. Die Ergebnisse fielen vorwiegend positiv aus.

Die Lärmbelastung konnte deutlich gesenkt werden – besonders an den Hauptverkehrsachsen in den Städten. Nur wenige Effekte hat Tempo 30 hingegen auf den Schadstoffausstoss: Die CO2-Emissionen wurden gemäss Studie kaum beeinflusst. (oco)

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