Gegner der Agrarinitiativen warnen:
Obst und Gemüse wird teurer!

Ein Bündnis aus Wirtschaftslobby, Bauern und Konsumentenschutz macht gegen die Pestizid- und die Trinkwasserinitiativen mobil. Ihre Argumente: Weniger Chemie führe zu mehr Importen, Einkaufstourismus – und sogar zu Foodwaste.
Publiziert: 25.03.2021 um 16:40 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2021 um 19:18 Uhr

Verschiedene Verbände rund um die Nahrungsmittelproduktion und Wirtschaftsverbände haben den beiden Agrar-Initiativen (Pestizid- und Trinkwasserinitiative) den Kampf angesagt. Sie warnen vor den Folgen einer Annahme der beiden Volksinitiativen am 13. Juni. Ein Ja würde den Konsumenten nämlich dort treffen, wo es am meisten schmerzt: im Portemonnaie.

Die Pestizidverbote der beiden Initiativen würden die Lebensmittelpreise von Schweizer Produkten in die Höhe schiessen lassen und gleichzeitig deren Auswahl einschränken, befürchtet Christoph Mäder, Präsident des Wirtschaftsverband Economiesuisse. So würde Schweizer Obst, Gemüse und Fleisch durch Importe oder Einkaufstourismus ersetzt werden – und das schade allen in der Schweizer Wirtschaft. Zudem seien lange Transportwege wegen des höheren Treibhausgas-Ausstosses heikel.

Führen die Agrar-Initiativen zu mehr Foodwaste?

Die Initianten hoffen, dass ihre Agrar-Initativen Foodwaste minimieren, also verhindern, dass viele Lebensmittel im Abfall statt in unseren Mägen landen. Die Gegner hingegen warnen, dass nach einer Annahme sogar mehr Nahrungsmittel im Müll landen.

Werden Pestizide verboten, so leide die ganze Schweiz, warnen die Gegner der beiden Agrar-Initiativen, über die im Juni abgestimmt wird.
Foto: Keystone
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Denn: «Pflanzenschutzmittel werden gebraucht, um Nahrung länger haltbar zu machen», erklärt Babette Sigg vom Konsumentenforum. Unbehandeltes Gemüse beispielsweise verfaule schneller – und lasse sich wegen Schönheitsfehlern schlechter vermarkten. Ausserdem sei es gut möglich, dass sich viele Menschen wegen des tieferen Preises im Laden für ausländische Produkte entscheiden. Deren Sicherheit sei im Vergleich zu den heutigen Schweizer Lebensmitteln tiefer, warnt Sigg.

Ein Ja ist «schädlich und unnötig»

Auch die Hygiene auf Bauernhöfe müsste bei einem Ja zu den Initiativen leiden, warnt die Interessengemeinschaft Zukunft Pflanzenschutz. Ein Pestizidverbot führte aus ihrer Sicht zu Problemen bei der Sauberkeit in Ställen und Produktionsanlagen. Denn auch die für die Reinigung verwendeten Biozide würden untersagt.

Schon heute unternehme die Landwirtschaft vieles, um die Umweltbelastung zu senken und ihre Pflanzungen zu schützen, machen die Verbände geltend. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei in der konventionellen Produktion in den letzten zehn Jahren um rund 40 Prozent gesunken, und der Gebrauch von Herbiziden gar um 45 Prozent. Darum sind die beiden Initiativen aus Sicht des SVP-Ständerats und Präsident des Schweizer Gemüseproduzentenverbands, Hannes Germann (64) «nicht nur äusserst schädlich, sondern auch unnötig.»

Darum geht es bei den Initiativen

Mit der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative stimmt die Schweiz im Juni über zwei Vorlagen ab, die sich thematisch sehr nahe sind. Hinter der Trinkwasser-Initiative steht Fitnesstrainerin und Mutter Franziska Herren (53). Sie will, dass nur noch Bauern Direktzahlungen erhalten, die keine Pestizide verwenden. Die Pestizid-Initiative, die von einem Bürgerkomitee aus der Westschweiz eingereicht wurde, ist noch radikaler und will ein komplettes Verbot synthetischer Pestizide. Es soll auch für Importe gelten. (dbn)


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