Gegner der Ehe für alle wollen Samenspende neu regeln
Regenbogen-Kinder sollen Vater ab fünf Jahren kennenlernen

Nach der Abstimmung über die Ehe für alle wollen die Gegner die Samenspende neu regeln. Statt mit 18 Jahren sollen Kinder bereits ab dem Kindergartenalter die Möglichkeit erhalten, ihren biologischen Vater kennenzulernen.
Publiziert: 29.09.2021 um 12:21 Uhr
Ladina Triaca

Das Schweizer Volk sagte am Sonntag deutlich Ja zur Ehe für alle – in manchen Zürcher Quartieren mit über 90 Prozent! Damit können schwule und lesbische Paare neu zivil heiraten. Und lesbische Frauen erhalten die Möglichkeit, mithilfe eines Samenspenders schwanger zu werden.

Dass homosexuelle Paare eine Familie gründen können, stört die Gegner. Sie warnten im Abstimmungskampf unermüdlich davor, dass Kinder leiden würden, wenn sie mit zwei Müttern und ohne Vater aufwachsen. Heute ist es so, dass Kinder, die durch eine Samenspende entstanden sind, den Namen ihres biologischen Vaters rechtlich erst mit 18 Jahren erfragen können.

SVP-Politikerin will Alter senken

Für SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler (45) ist das zu spät. Sie will das Abstimmungsresultat zwar akzeptieren, aber weiter für das Kindswohl kämpfen. Deshalb reicht sie demnächst einen Vorstoss ein, um das Mindestalter bei der Samenspende von 18 auf fünf Jahre zu senken.

Die Regenbogen-Community feierte das Ja zur Ehe für alle bunt und laut.
Foto: keystone-sda.ch
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«Im Kindergartenalter merken die Kinder, dass ihre Freunde Vater und Mutter haben», sagt sie. «Bei manchen Kindern löst das unweigerlich die Frage nach dem eigenen Vater aus. Dann sollten sie die Möglichkeit haben, ihn kennenzulernen.»

Die ausgebildete Kindergärtnerin begründet ihren Vorstoss damit, dass nach dem Ja zur Ehe für alle deutlich mehr Kinder durch Samenspende gezeugt würden. «Was bislang nur in Ausnahmefällen möglich war, wird nun zur Regel für lesbische Frauen», sagt Geissbühler. In der Tat bereiten sich Fortpflanzungskliniken bereits auf eine erhöhte Nachfrage vor.

Funiciello wittert Scheindebatte

SP-Nationalrätin Tamara Funiciello (31), die an vorderster Front für die Samenspende kämpfte, findet Geissbühlers Idee nicht dumm. Sie sagt: «Wir können darüber diskutieren, das Mindestalter zu senken. Die Schwelle von 18 Jahren ist tatsächlich relativ hoch.»

Allerdings verhehlt sie nicht, dass sie das Kindswohl-Argument der Gegnerinnen für einen Vorwand hält.«Falls es den SVP-Politikerinnen tatsächlich um das Kindswohl geht, sollten sie sich für eine Elternzeit, gegen häusliche Gewalt und Mobbing an der Schule einsetzen. Denn das sind die echten Probleme der Kinder!»

Samenspender auch betroffen

Klar ist: Würde das Mindestalter bei der Samenspende nach unten angepasst, hätte das auch einen Einfluss auf die Spender. Sie müssten künftig damit rechnen, dass ein Kind schon mit zehn oder 14 Jahren vor ihrer Türe steht.

SVP-Nationalrätin Geissbühler sieht darin kein Problem: «Die Samenspender sollen sich Gedanken über die gezeugten Kinder machen.» Falls die neuen Regeln manche Spender abschreckten, sei das nicht tragisch.


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