Geheime E-Mails zeigen: So sollte der Autoclub-Präsident Ammann weggemobbt werden
ACS-Intrige: «Projekt Louis XIV»

Geheime E-Mail zeigen: ACS-Präsident war Ziel einer von langer Hand eingefädelten Intrige. Drahtzieherin war Ruth Enzler, die Chefin des ACS Zürich.
Publiziert: 17.06.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:00 Uhr
Will sich gegen die Vorwürfe notfalls juristisch zur Wehr setzen: ACS-Präsident Mathias Ammann.
Foto: REMO UBEZIO
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Guido Schätti

Vor einer Woche machte BLICK den Hauskrach beim noblen ­Automobil-Club der Schweiz (ACS) publik. Seither bekriegen sich beide Seiten mit Klagen und Gegenklagen. Doch erst jetzt kommt das gesamte ­Ausmass der Intrige ans Tageslicht. Geheime E-Mails zeigen, wie Präsident Mathias Ammann (52) gemobbt wurde.

Drahtzieherin ist die Psychologin Ruth Enzler (48), Chefin der Zürcher ACS-Sektion und Mitglied des achtköpfigen Direktionskomitees. Schon letztes Jahr hatte sie FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (34) angefragt, ob er neuer Präsident werden wolle. Wasserfallen biss an.

Die Operation lief unter dem Geheimcode «Projekt Louis XIV». Enzler und ihre Mitverschwörer benannten Ammann nach dem französischen Sonnenkönig. Unter dem Code reserviert Enzler am 9. Mai einen Raum im Stade de Suisse. Dort findet die entscheidende Versammlung statt, bei der Ammann gestürzt werden soll.

Im Einladungs-Mail an ihre Getreuen gibt Enzler den Schlachtplan vor: Bei Traktandum 3, Punkt 3, werde sie aufstehen und Ammann kritisieren. «Mit den Worten, ‹es muss sich etwas ändern, und wir sollten darüber diskutieren›, werde ich schliessen.»

Das ist das Signal für andere Sektionspräsidenten, ebenfalls das Wort zu ergreifen. Den Dolchstoss anzubringen, war dann Sache von Martin Buchli, dem Präsidenten der Bündner Sektion. Er sollte den Rücktritt Ammanns fordern und Wasserfallen vorschlagen. «Wichtig ist nur», schwört Enzler in Grossbuchstaben ihre Mitwisser ein, «dass der Antrag Buchlis von allen getragen» werde.

Sie weist ihre Getreuen an, die Rolle von ACS-Generalsek­retär Stefan Holenstein (53) zu verschleiern. Falls sie Ammann begegnen, sollten sie «die Ahnunglosen spielen und auf keine Frage eine Antwort geben». Allenfalls sei mit ihm über die Milchkuh-Initiative zu sprechen. «Das macht ihn schon happy», so Enzler.

Parallel zum Putsch an der Versammlung vom 9. Mai beschuldigt Enzler Ammann, er habe zu hohe Spesen verrechnet. Interne und externe Revisoren fanden allerdings keine Unregelmässigkeiten.

Das brachte Holenstein in Rage: In einem E-Mail an Buchli schreibt er, dass die Revisorin «die gute Frau M. einfach nicht krisenresistent ist, ja vielmehr noch überfordert ist». Im gleichen E-Mail bezeichnet er Ammann als «angeschossener Köter», der ihm gefährlich werden könnte.

Da hatte er recht. Holenstein wurde gestern per sofort entlassen. Zudem entschied das Direktionskomitee, eine Geschäftsprüfungskommis­sion einzusetzen, um die Vorwürfe zu überprüfen. Ein neuer Präsident wird erst gewählt, wenn der Bericht vorliegt. Die Delegiertenversammlung vom 23. Juni ist abgesagt.

Auf Anfrage sagt Enzler, Ammann habe den Club selbstherrlich wie Louis XIV geführt. «Nachdem jede interne Kritik keinerlei Wirkung zeigte, gelangte ich zusammen mit anderen Sektionspräsidenten zur Überzeugung, dass nur ein personeller Neuanfang die Lösung sein kann.»

Holenstein weist die Schuld Ammann zu. Wegen dessen «immer herrischeren Auftretens» seien die Spannungen unerträglich geworden. Ammann behält sich rechtliche Schritte vor. «Verleumdungen lasse ich mir nicht bieten.»

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