Gewerkschaften fordern deutliche Erhöhungen
Fünf Prozent mehr Lohn!

Die Gewerkschaften warnen vor einer Kaufkraftkrise und fordern per 2024 Lohnerhöhungen von fünf Prozent. Die Unternehmen sollen zudem einen monatlichen Krankenkassenzustupf von 50 Franken zahlen.
Publiziert: 07.07.2023 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2023 um 11:52 Uhr
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Streik! Letzte Woche ging das Personal des Genfer Flughafens auf Tutti und legte den Airport für einen Tag teilweise lahm. Erst eine Einigung zwischen Arbeitnehmenden und Flughafendirektion setzte dem Streik ein vorläufiges Ende. Eine umstrittene Lohnreform wird zumindest aufgeschoben.

Der Streik in Genf war ein Vorgeschmack auf einen heissen Lohnherbst. Der Gewerkschaftsbund (SGB) und seine Verbände gehen schweizweit in die Offensive und fordern für das kommende Jahr fünf Prozent mehr Lohn.

Lampart: «Reallöhne sinken»

«Die Reallöhne sinken 2023 zum dritten Mal in Folge. Das gab es seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie», moniert SGB-Chefökonom Daniel Lampart (54). «Entsprechend sind die Löhne heute fast drei Prozent tiefer als im Jahr 2020.» Dies, obwohl die Wirtschaft gut laufe und die Arbeitslosigkeit tief sei. «Und obwohl die Arbeitgeber über einen Fachkräftemangel klagen.»

Die Gewerkschaften fordern fünf Prozent mehr Lohn per 2024.
Foto: Shutterstock
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Für Lampart ist daher klar: «Jetzt braucht es eine Trendwende.» Die Arbeitnehmenden müssten endlich etwas von der guten Konjunktur sehen. Die anstehende Lohnrunde erachtet der SGB-Mann daher als entscheidend.

Eine Lohnerhöhung um fünf Prozent sei nötig, «weil alle Preise und die Produktivität gestiegen sind und die Löhne zu lange stagniert haben». Die Teuerung dürfte nämlich auch dieses Jahr über zwei Prozent betragen, so die Einschätzung.

«3000 Franken weniger jährlich»

Die finanzielle Lage der Bevölkerung hat sich für viele spürbar verschlechtert. Höhere Preise für Lebensmittel und Alltagsprodukte drücken aufs Portemonnaie. Der steigende Referenzzinssatz wird sich ab Herbst deutlich auf die Mieten auswirken. Per 2024 steht eine weitere Erhöhung der Krankenkassenprämien ebenso an wie eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um 0,4 Prozentpunkte.

Das alles koste Kaufkraft, macht Lampart deutlich. «Wenn es keine Lohnerhöhung gibt, wird ein Paar mit zwei Kindern im kommenden Jahr 3000 Franken weniger zur Verfügung haben.»

SGB-Präsident und SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard (55) spricht von einer eigentlichen Kaufkraftkrise und warnt vor einer «allgemeinen Verarmung derjenigen sozialen Schichten, die auf ihre Arbeit angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten».

50-Franken-Zustupf für Krankenkasse

Doch nicht nur die Löhne sollen steigen, Arbeitnehmende sollen auch anderweitig entlastet werden. Der Gewerkschaftsbund schlägt vor, dass sich die Unternehmen an den Krankenkassenprämien beteiligen, da auch sie Gesundheitskosten verursachen würden.

Als angemessen erachtet der SGB einen zusätzlichen Beitrag von 50 Franken monatlich an die Krankenkassenprämien, wie das in verschiedenen Industriebetrieben heute schon der Fall sei.

Grossdemonstration in Bern

Der Gewerkschaften zeigen sich kampfbereit. Während über den Sommer hinweg die Lohnforderungen und Verhandlungen in den Brachen vorbereitet werden, machen sich die SGB-Verbände für eine nationale Grossdemonstration in Bern parat.

Am 16. September wollen sie in der Bundesstadt für höhere Löhne demonstrieren. Dazu Maillard: «Die Demo wird den Beginn eines sozial entscheidenden Herbstes markieren.»

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Arbeitgeber sagen jetzt schon Nein

Ein heisser Herbst ist programmiert, denn der Arbeitgeberverband konterte die Lohnforderungen der Gewerkschaften schon im Vorfeld. Diese seien weder gerechtfertigt noch für die Unternehmen tragbar, hielt er bereits am Donnerstag in einer Medienmitteilung fest.

Die Meinung, dass die Arbeitgeber etwa für steigende Krankenkassenprämien, höhere Mieten oder die insgesamt gestiegenen Lebenshaltungskosten in Form von höheren Löhnen aufkommen müssten, «ist absurd und entspricht einer falschen Logik», so der Arbeitgeberverband. «Lohnforderungen von vier und mehr Prozent sind eine klare Absage zu erteilen.»

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