GLP-Idee gegen Monster-Stau
Gotthard-Durchfahrt soll 20 Franken kosten

Wer unbedingt an Pfingsten mit seinem Auto ins Tessin fahren will, soll zahlen. Eine solche Lösung schwebt nicht nur einem Urner Parlamentarier vor. Den Zentralschweizern eilt auch eine Zürcherin zu Hilfe.
Publiziert: 22.04.2023 um 10:31 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2023 um 20:31 Uhr
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Die Urner erhalten Unterstützung aus Zürich: GLP-Nationalrätin Corina Gredig (35) fordert ein Road-Pricing für den Gotthard. An Verkehrs-Spitzentagen wie zu Ostern, an Auffahrt oder Pfingsten soll die Befahrung des längsten Strassentunnels durch die Alpen «eine Zwanzigernote kosten», sagt die Zürcherin. Hin und zurück also 40 Franken.

Der Grünliberalen schwebt zusätzlich zur Autobahnvignette für die Alpenquerung eine Maut vor, wie man diese aus dem Ausland kennt. Ganz neu ist das auch für die Schweiz nicht, wie eine Aufstellung des deutschen Automobilclubs ADAC zeigt. So wird auch bei einzelnen Grenztunnels eine Durchfahrtsgebühr erhoben. Und vergünstigten Kombi-Angeboten für Hin- und Rückfahrt verschliesst sich Gredig nicht.

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Günstiger im November

Wichtig ist ihr ohnehin das Grundprinzip, das auch Skigebiete kennen: Je höher die erwartete Auslastung, desto teurer wird die Tunneldurchfahrt.

Auch in diesem Jahr stauten sich die Autos wieder kilometerweit vor dem Gotthard.
Foto: imago/Geisser
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Konkret wäre die Durchfahrt beispielsweise ab Donnerstagnachmittag vor Ostern über die Festtage am teuersten. Um Mitternacht an einem Donnerstag im November wäre die Gotthard-Durchfahrt am günstigsten, wird doch dann auf dieser Strecke mit dem geringsten Verkehrsaufkommen gerechnet.

Gredig betont, dass es für eine Tunnelmaut allein für den Gotthard keine Verfassungsänderung braucht, wie der Bundesrat im April 2016 zu einer Motion ihres Parteichefs Jürg Grossen (53) schrieb. Falls jedoch alle alpenquerenden Verbindungen inklusive der Pässe kostenpflichtig würden, dann aber schon. Die bundesrätliche Antwort zeigt zudem, dass eine solche Mautgebühr auch kompatibel mit Landverkehrsabkommen mit der EU wäre. Schliesslich kennen auch EU-Staaten Autobahngebühren plus Tunnelmaut.

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Ausnahmen für Anwohner und Tessiner

Für die Zürcherin, die im Parlament einen entsprechenden Vorstoss einreicht, braucht es dabei aber Ausnahmen für die Anwohnerschaft und das lokale Gewerbe. Auch hier verweist Gredig auf die Lösung in den Skigebieten, in denen die Bevölkerung aus der Region zum Einheimischen-Tarif fahren kann.

Für den Urner Mitte-Nationalrat Simon Stadler (34) braucht es ebenfalls solche Ausnahmen – auch für die Tessinerinnen und Tessiner. «Es muss jetzt etwas geschehen, um die Urner Bevölkerung an Spitzentagen wie Ostern, Auffahrt und Pfingsten vom Durchfahrtsverkehr zu entlasten.»

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Hilferuf aus Uri

An Ostern hatten die Urner wieder unter Monster-Stau am Gotthard zu leiden. Als Hilferuf aus der Zentralschweiz hatte sich das Kantonsparlament darauf einstimmig für eine Standesinitiative ausgesprochen, die ein Buchungssystem für Gotthard-Durchfahrten fordert. Damit ist der Gotthard-Stau endgültig in Bundesbern angekommen.

Wie Nationalrat Stadler erklärt, muss das Bundesamt für Strassen (Astra) derzeit einen Bericht ausarbeiten, der zeigt, wie das Verkehrsmanagement am Gotthard verbessert werden kann. Wie Gredig verspricht auch er, politisch Nägel mit Köpfen zu machen: «Ich werde in Kenntnis des Astra-Berichts ein solches System zur Glättung der Verkehrsspitzen per Vorstoss ins Parlament einbringen.»

Elektronische Vignette

Mit den Erkenntnissen aus dem Bericht müsse man dann den Fächer auftun, sagt der Urner. «Einerseits kann ich mir vorstellen, dass mit elektronischen Autobahnvignetten für ausländische Autofahrer, die den Gotthard beispielsweise an Pfingsten passieren, eine höhere Gebühr fällig würde, andererseits würde an solchen Festtagen eine Tunnelgebühr für Schweizer Lenker fällig», umschreibt er seine Pläne.

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«Natürlich müsste mit einem solchen System auch der Ausweichverkehr in die Dörfer und in andere Regionen – beispielsweise zur San-Bernardino-Strecke – unterbunden werden können», betont er. Wie Gredig ist auch Stadler überzeugt, dass eine Lösung gefunden werden kann, die mit dem Landverkehrsabkommen kompatibel ist. Sollte es wider Erwarten doch zu einer Lösung kommen, bei der es eine Verfassungsänderung braucht, ist Stadler zuversichtlich, dass das Volk und die Mehrheit der Kantone zustimmen.

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