Greta hat allen Grund zum Weinen
Schweizer scharf auf CO2-Schleudern – und nicht auf Elektroautos

Der Klimawandel ist in aller Munde, aber noch nicht in den Köpfen der Autofahrer angekommen. Schwere Autos bleiben im Trend, der CO2-Ausstoss steigt.
Publiziert: 04.07.2019 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2019 um 15:17 Uhr
Die Schweizer kaufen sich grosse und schwere Allrad-Antriebs-Autos – trotz höherem Verbrauch.
Foto: Thomas Lüthi
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Nico Menzato

Die Klimajugend demonstriert. Der Klimawandel wird gemäss Umfragen als ein drängenderes Problem wahrgenommen als früher. Die FDP wird grüner – und Greta Thunberg (16) zur Ikone.

Allrad-Benziner statt Elektrogetriebe

Doch die schwedische Klimaaktivistin hat mit Blick auf die Schweiz allen Grund zu weinen. Hierzulande bleiben grosse Vier-Rad-Antriebs-Modelle im Trend. 2018 haben der Treibstoffverbrauch und der CO2-Ausstoss der neu zugelassenen Autos zugenommen. Die Zahlen:

  • Die rund 300'000 neuen Wagen schlucken im Schnitt knapp über 6 Liter Benzin pro 100 Kilometer – eine Zunahme von 3,6 Prozent.
  • Fast jedes zweite neue Auto war ein Allradfahrzeug. Benziner machen rund 67 Prozent aus, Diesel 30 Prozent. Elektroautos bleiben ein Nischenprodukt mit mickrigen 3 Prozent.
  • Die Emissionen stiegen auf 137,8 Gramm CO2 pro Kilometer.

Damit ist die Schweiz meilenweit von ihrem Ziel entfernt. Ab 2020 darf die Neuwagenflotte noch maximal 90 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Es ist ein Zielwert, bei (absehbarer) Verfehlung bezahlen die Autoimporteure eine Busse.

«Schockierende Zahlen»

Auto Schweiz ist dennoch zuversichtlich: Elektroautos und Plug-in-Hybride sollen 2020 auf einen Anteil von 10 Prozent am Neuwagenmarkt kommen, so das Ziel der Vereinigung der Automobilimporteure. 2019 sei bereits «ein Schub» spürbar. «Spätestens im kommenden Jahr werden wir einen deutlichen Rückgang der durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Personenwagen sehen», so Direktor Andreas Burgener.

Umweltverbände und Linksparteien teilen diesen Optimismus nicht. «Diese Zahlen sind schockierend», so WWF-Klimaexperte Patrick Hofstetter. Er verlangt von der Politik rasch Massnahmen – etwa höhere Bussen für Autoimporteure, einen Ausbaustopp für Strassen, Temporeduktion und Zulassungseinschränkungen für Benziner oder mit Diesel betriebene Fahrzeuge.

Immerhin scheint die Politik zu reagieren. Die zuständige Ständeratskommission verlangt, dass eine CO2-Abgabe auch auf Benzin und Diesel erhoben wird. Auch die FDP hat diese Forderung in ihrem neuen Klimapapier aufgenommen. In der Hoffnung, dass höhere Spritpreise die Schweizer dazu bewegen, sparsamere Autos zu kaufen.

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