Politiker hinter Plexiglas
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Session mit strengen Auflagen:Politiker hinter Plexiglas

Herbstsession beginnt mit strengen Auflagen
Politiker hinter Plexiglas

Plexiglas, Masken, Desinfektionsmittel: Das Bundeshaus ist zum Start der Herbstsession gegen das Coronavirus gerüstet. Für viele ist das noch gewöhnungsbedürftig. Doch es gibt bereits einen ersten Quarantänefall.
Publiziert: 07.09.2020 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2021 um 16:29 Uhr
Eher Aquarien oder doch Legehennen-Batterie? Jeder Nationalrat ist an seinem Platz mit einem Plexiglas-Schutz umgeben.
Foto: Keysrone
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Sermîn Faki, Noa Dibbasey und Daniel Ballmer

Politiker sind eben doch normale Menschen. Irgendwann haben auch sie genug von ihrer Schutzmaske: Man schwitzt, es beginnt zu jucken, das Reden fällt schwer, das Atmen auch. Die Maske stört einfach. Trotzdem sah man zum Start der Herbstsession am Montag kaum einen Parlamentarier «oben ohne».

Zwar gilt im Bundeshaus keine Maskenpflicht. Das Tragen wird von den Parlamentsdiensten aber dringend empfohlen. Und Vorbild, das sie sind, haben sich die National- und Ständeräte beflissen an die Corona-Schutzregeln gehalten.

Der «Plexi-Wahnsinn»

Schutzmassnahmen gibt es einige: An allen Ecken und Enden stehen Desinfektionsmittel. Am auffälligsten sind die Trennwände aus Plexiglas, die die Ratsmitglieder an ihren Plätzen schützen sollen. Manche fühlen sich an ein Callcenter erinnert, andere spotten, zwischen dem Plexiglas fühlten sie sich wie Legehennen. «Jetzt weiss ich endlich, wie sich das Haifischbecken Bern anfühlt», witzelt die Basler Grüne Sibel Arslan (40).

BDP-Nationalrat Lorenz Hess (59) nervt sich über den «Plexi-Wahnsinn». Für den Berner ist es falsch, dass das Parlament von der Bernexpo-Halle zurück im Bundeshaus ist – reine «Sessionsromantik».

Auch der Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel (55) hält sich an die Maskenempfehlung. Dabei hatte er sich wiederholt kritisch zur Corona-Politik des Bundesrats geäussert. Freude aber scheint auch er an seiner Maske nicht zu haben.

Bereits ein erster Quarantänefall

Klar ist: Ein Superspreader-Fall im Bundeshaus soll unbedingt verhindert werden. Wer Symptome verspürt, muss gehen. Und wegbleiben, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Tatsächlich gab es schon am ersten Tag einen Quarantänefall, wie die Parlamentsdienste bestätigen. BLICK weiss: Der Waadtländer Grüne Daniel Brélaz (70) muss auf sein Testergebnis warten.

Die Plexiglas-Boxen machen es zudem nicht mehr ganz so einfach, hin- und herzuwandeln. «Die Plexiglas-Häuschen disziplinieren mich, Ordnung zu halten, weil man viel weniger Platz hat», sagt die Aargauer CVP-Nationalrätin Marianne Binder (62).

Nicht so schlimm wie befürchtet

Gemütlich aber sei es nicht, sind sich die meisten Politiker einig. «Ich fühle mich etwas wie eine Labormaus, aber es ist nicht so schlimm, wie ich zuerst befürchtet hatte», meint GLP-Präsident Jürg Grossen (51). Das sieht auch Bald-SP-Co-Präsident Cédric Wermuth (34) so.

Andere Menschen habe die Krise viel härter getroffen, finden beide. «Da ist es wichtig, dass die Politik mit gutem Beispiel vorangeht», so Wermuth. Und: «Drei Wochen mit diesen Massnahmen sollten wir als Parlamentarier also bitte sehr aushalten können.»

Alle wichtigen Beschlüsse der Herbstsession 2020 gibt es hier im Ticker.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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